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Währenddessen … (KW 20)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.

Benjamin: Gerade habe ich Southern Bastards Volume 2 gelesen, das den zweiten Handlungsbogen von Jason Aarons feinem, fiesen Südstaaten-Comic enthält. In Craw County, Alabama zieht ein Mann die Fäden: Coach Euless Boss, örtlicher Footballtrainer und Krimineller. War dieser im ersten US-Sammelband noch Nebenfigur und klassischer Antagonist, steht er nun im Zentrum. Die Geschichte nimmt offensichtlich eine andere Richtung als man zu Beginn noch dachte und Euless Vergangenheit wird beleuchtet. Die Dialoge sind hervorragend, die Figuren vielschichtig. Die allgegenwärtige Footballthematik macht Southern Bastards zuweilen unkonventionell, ebenso die aus mehreren Blickwinkeln zusammengefügte Story, bei der ein neuer Handlungsstrang den alten zwar fortsetzt, aber stilistisch mit diesem ein Stück weit bricht. Das Alles macht die Image-Reihe aktuell zu einer der reizvollsten und best gemachtesten Comicserien. Und Coach Boss zu einem der faszinierendsten Figuren. Oder wie Zeichner Jason Latour ihn  beschreibt: „The Michael Jordan of being a sonnuva bitch“

© Jason Aaron, Jason Latour, Image Comics

© Jason Aaron, Jason Latour, Image Comics

Daniel: In manche Kinofilme geht man nur deshalb möglichst früh, um bei seinen Freunden angeben zu können: „WAS? Ihr habt … noch nicht gesehen? Müsst ihr unbedingt!“ Aus diesem Grund war ich gestern auch schon in Mad Max: Fury Road. „Waaaas? Den habt ihr noch nicht gesehen? Dann holt das schleunigst nach!“ Im vierten Teil spielt Tom Hardy den Einzelgänger Max, der sich durch das postapokalyptische Setting fährt, schlägt und schießt. In dieser trostlosen Welt regieren diejenigen, die Benzin haben. Trotz der Ressourcenknappheit kümmern sich die Figuren in George Millers Fortsetzung einen Dreck um Nachhaltigkeit. Lieber schicken sie einen Wagen ins Rennen, der wie eine fahrende Bühnenshow von Rammstein aussieht. Im Gegensatz zu den vielen CGI-strotzenden Filmen oder dem saubergelecktem Fast and Fourious 7 staubt es in Mad Max: Fury Road. Der Film ist laut, dreckig und kratzt im Hals.

Linktipp: Kyle Pinion von The Beat bezeichnet Mad Max: Fury Road als den feministischen Blockbuster, den wir dringend brauchen. Die weiblichen Figuren präsentieren sich für einen Actionfilm in der Tat ungewohnt selbstbewusst.

Daniel: Wer mit Frauen eher wenig anzufangen weiß, ist Scott McCloud. Das belegt der Comiczeichner/-theoretiker in seiner aktuell erschienenen Graphic Novel, Der Bildhauer. Der Protagonist und titelspendende Künstler David Smith befindet sich in einer Sinnkrise: Seine Werke interessieren niemanden, er ist pleite und muss bald aus seiner New Yorker Wohnung ausziehen. Ein Deal mit dem Tod beschwert ihm ungeahnte Talente. Doch dann findet er … Trommelwirbel … die Liebe seines Lebens, Meg. Ob McCloud wirklich glaubt, dass alle Künstlerinnen in knappen Röcken und Overknees rumlaufen und ihre Locken flechten oder ob es nur seine Phantasie beschreibt, wird auf 496 Seiten nicht geklärt. Ebenso wenig entsteht eine glaubhafte Beziehung zwischen den beiden. Ratschlag: Lest lieber noch mal Asterios Polyp.

Oder schaut euch dieses Video über digitale Comics von The Verge an. Da spricht McCloud wenigstens über Dinge, von denen er wirklich Ahnung hat.

Benjamin: Nun ist sie also gestartet, die zehnteilige Mysteryserie von M . Night Shyamalan (The Sixth Sense, Unbreakable). Und das gleichzeitig in 125 Ländern in 33 Sprachen (darunter natürlich auch Deutsch). Die Prämisse von Wayward Pines erweckte bereits im Vorfeld bei vielen Menschen Assoziationen an Twin Peaks. Nachdem ich die erste Folge nun gesehen habe, kann ich sagen, dass es wohl höchstens am Rande Überschneidungen mit der Kultserie gibt. Ein bisschen erinnert das Projekt zugleich auch an The Prisoner oder Persons Unknown (falls sich noch jemand an diese unterschätze Serie erinnern kann). Kurzum: Die Pilotfolge macht richtig Lust auf mehr. Nette Location, spannungsgeladene, rätselhafte Erzählung und ein gut aufgelegter Matt Dillon in der Hauptrolle. Angeblich soll das große Mysterium um das Städtchen Wayward Pines bereits in der fünften Episode aufgelöst werden. Mal gucken, wie sich die Handlung bis dahin (und im Anschluss daran) weiterentwickelt.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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