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Währenddessen … (KW 19)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Bei einer Bekannten habe ich mir vor zwei Wochen Naoki Urasawas Manga Monster ausgeliehen. Nachdem ich begeistert von den philosophischen Diskussionen der Kampfroboter in Pluto war und sein (mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnetes) Epos Billy Bat überhaupt nicht mochte, begann ich die Lektüre mit gemischten Gefühlen. Die Handlung ist denkbar simpel: Nachdem der japanische Neurologe Dr. Tenma einem kleinen Jungen das Leben rettet, ereignet sich eine seltsame Serie an Morden. Die Jagd auf das Monster beginnt. Hinzu kommt das deutsche Setting. Kann das funktionieren? Es funktioniert ziemlich gut. Obgleich die deutschen Namen etwas generisch wirken, fügen sich Urasawas fotorealistische Zeichnungen perfekt ein. Sowohl der Geschwister-Scholl-Brunnen vor der LMU in München, sowie der Frankfurter Bahnhof erzeugen den Eindruck, dass Urasawa das Setting eingehend studiert hat. Diese Auseinandersetzung mit der Materie kulminiert in dem gezeichneten Etikett des Fuselwhiskeys Racke Rauchzart. Die Flasche dient nicht als Prop, sondern als zentrales Element der Handlung. (Was noch in Monster getrunken wird.) Einziges Manko an dem sehr spannenden Monster: Die Bekannte gab mir ihre acht Bände. Und als ich dachte, am Showdown in München angekommen zu sein, musste ich feststellen, dass noch 10 weitere Bände gibt, die ich alle lesen muss.

Monster

© Urasawa / Viz Media

Benjamin: Mit den folgenden Zeilen muss ich etwas tun, was ich sonst eigentlich nie tue: Ich lobe ein Superhelden-Großevent. Okay, die Tie-ins zum aktuellen Marvel-Ereignis Original Sin kann man sich schenken, aber die hierzulande in fünf Heften aufgeteilte Hauptserie von Jason Aaron und Mike Deodato hats mir irgendwie angetan. Natürlich ist die Handlung wie bei fast allen Events schlicht konstruiert und zwangsweise einigermaßen mainstreamig ausgestaltet. Uatu der Beobachter wird ermordet und einige Superhelden versuchen den Täter ausfindig zu machen. Das ist nach all den weltzerstörerischen Bedrohungen vergangener Events zumindest mal was Neues. Dazu gibts: Spurensicherung auf dem Mond, den bizarren Schurken Orb (der einen riesigen Augapfel anstelle eines Kopfes trägt!), einen bad ass Nick Fury (das Original, nicht den schwarzen Junior), die abgetrennten Augen Uatus, die als Speichermedium diverse Geheimnisse aufgezeichnet haben und ein Scharfschützengewehr mit dem man sogar ganze Planeten mal eben so erschießen kann. Reichlich absurde Ideen also. aber gerade deswegen recht unterhaltsam. (Das unten stehende Bild zeigt das Variantcover der deutschen Nummer 1 von Skottie Young)

© Panini Comics

© Panini Comics

Thomas:Du bist aus Zucker, du bist zart / Du schmilzt dahin, du wirst nicht hart“
Ich habe gerade einen Riesenspaß mit dem neuen Album von Tocotronic, das keinen Titel hat, aber gemeinhin als „Rotes Album“ bezeichnet wird. Die Band klingt poppig wie selten zuvor, es gibt Keyboard-Klänge, Hall und Streicher zu hören, ein frühlingshafter Gute-Laune-Vibe zieht sich durch das Album, und das gilt auch für die Texte. Da gibt es romantische, fast schlagerhafte, und auch mal lustig-alberne Zeilen – aber Tocotronic wäre nicht Tocotronic, wenn das nicht immer wieder auch gebrochen würde, sei es durch rätselhaftes Verklausulieren oder offenes Ironisieren. Dass die neuen Songs stark genug sind, um auch jenseits der geschliffenen Albenproduktion zu bestehen, bewies die Band gerade auf ihrer kurzen Clubtournee, wo auf kleinen Bühnen der Schrammelsound der frühen Tocotronic-Jahre beschworen wurde. Ob als Hochglanzversion oder in der Rotzrockvariante: die neuen Lieder funktionieren in beiden Darreichungsformen.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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