Alle Artikel mit dem Schlagwort: Romanadaption

Der nasse Fisch

Mit Der nasse Fisch präsentiert uns der Carlsen Verlag den ersten großen Hingucker des Jahres. Es ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Volker Kutscher, ein Roman, der so erfolgreich war, dass er neben seiner Comicbearbeitung auch noch eine Fernsehauswertung erfährt (Regie: Tom Tykwer). Das grenzt fast schon an crossmedialem Overkill, und sicher haben bei der Entstehung der Adaption die beiden Brüder Planungssicherheit und Risikovermeidung ein Wörtchen mitgeredet. Aber ist das ruchbar? Gestaltet wurde die Adaption von Arne Jysch, der vor ein paar Jahren mit seinem Debut Wave and Smile, das vom Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan handelte, teilweise heftige negative Reaktionen evoziert hat. Aber dazu später noch mehr.

Die Judenbuche

„Jeder Mulitreiber hat an‘ Kugelschreiber aber unser einer, der hat nix, aber unser einer, der hat nix, aber unser einer, der hat nix“, so geht ein beliebtes bayerisches Spaßlied, das vor allem an Fasching gern gespielt wird. Das Stück geht mir regelmäßig in den Kopf, wenn ich mitbekomme, wie deutsche Comics und deren Förderpraxis gesehen werden. Neben Humor scheinen nur Eventcomics und Literaturadaptionen bei den Verlagen eine realistische Chance zu haben, denn man setzt auf vertraute Stoffe. Aber hat’s Amerika wirklich besser mit seinen endlosen Variationen von Zombies, Superhelden und Star Wars? Es scheint eben ganz so, dass jede Kultur ihre eigenen Irrwege fabriziert und pflegt. Und auch wenn man behauptet, dass mit jeder Adaption etwas originär Neues stirbt, so sollte man doch auch anerkennen, dass eine gelungene Adaption Freude bereiten und als eigenständiges Kunstwerk bestehen kann.

Moby Dick

Moby Dick. Ist es nicht erstaunlich, wie das Drama um Kapitän Ahab und den weißen Wal immer wieder Künstler inspiriert, sich auch mal daran abzuarbeiten? Und nicht nur, dass immer wieder Adaptionen auf den Markt drängen, auch jenseits der direkten Übertragung finden sich vielfach Bezugnahmen auf den Stoff, in so unterschiedlichen Werken wie Jeff Smith’s Bone oder Mike Carey’s Mystery-Serie The Unwritten. Und im Lustigen Taschenbuch wurde der Stoff sogar schon erfolgreich disneyfiziert. Nachdem wir erst letztes Jahr die Adaption von Jouvray und Alary beim Splitter-Verlag hatten, erscheint nun schon der nächste große Entwurf einer Umsetzung – und es sieht ganz so aus, als erhebe Chabouté den Anspruch, die definitive Adaption präsentieren zu wollen.

Der Trinker

Hans Fallada ist auf Comeback-Tournee! Der 1947 verstorbene Schriftsteller kam 2011 zurück in die Buchhandlungen, 2016 wird er die Leinwände erobern, und der Berliner Comic-Virtuose Jakob Hinrichs hat ihm 2015 ein Denkmal geschaffen, indem er Falladas autobiografischen Roman Der Trinker fulminant ins Bild gesetzt hat. Ein rauschhaftes Lese-Erlebnis.

Ich bin Fagin – Die unerzählte Geschichte aus Oliver Twist

Wie funktioniert gute Charakterisierung in einer Geschichte? Charles Dickens wusste, wie das geht. Sein zweiter Roman, Oliver Twist, wimmelt nur so von überlebensgroßen, aber großartig ausgearbeiteten Figuren. Man denke nur an den Waisenjungen Oliver, der es wagt, im Waisenhaus einen Nachschlag einzufordern, oder an den jungen Taschendieb, der sich Artful Dodger nennt und der Oliver ins kriminelle Milieu einführt. Jede Gesellschaftsschicht ist bei Dickens durch pointierte Typen repräsentiert, das geht vom sozial engagierten Bürger hin zu bornierten und trägen Beamten, von Bediensteten, die sich ihr eigenes Überleben in der Hackordnung sichern müssen, bis hinunter zu den Prostituierten, den Räubern und den Gangstern. In Oliver Twist ist vor allem die Unterwelt in schillernden Farben gezeichnet. Sowohl der Räuber Bill Sikes als auch dessen Partner, der jüdische Bandenchef und Hehler Fagin, gehören zu den großen Schurkengestalten der Weltliteratur.

Fliegenpapier

Das Buch Fliegenpapier, das Andreas Platthaus im Nachwort als eine der ersten Graphic Novels überhaupt einstuft, ist nicht neu, sondern erschien ursprünglich bereits 1982. Nach jahrelanger Abwesenheit vom deutschen Markt wird es nun aber neu aufgelegt, in einem Format, das den großformatigen, ganz- und doppelseitigen Gemälden sehr viel mehr zur Ehre gereicht als die damalige Broschurausgabe.