Währenddessen… (KW 37)

Wer bei Romanadaptionen zu Filmvorlagen die Nase rümpft, sollte seine Haltung überdenken. Campbell Blacks Roman zum Film Jäger des Verlorenen Schatzes ist wundervoll.
Wer bei Romanadaptionen zu Filmvorlagen die Nase rümpft, sollte seine Haltung überdenken. Campbell Blacks Roman zum Film Jäger des Verlorenen Schatzes ist wundervoll.
Hurra, eine Literaturadaption! – Zugegeben, in der Comicszene lösen solche Nachrichten meist keine Begeisterungsstürme aus. Die französische Zeichnerin Aude Samama hat sich gemeinsam mit Denis Lapière (Szenario) daran gemacht, Jack Londons Roman Martin Eden (1909) als Comic umzusetzen.
Klassiker ziehen immer, oder? Insbesondere natürlich, wenn der Tod des Autors mehr als 70 Jahre zurückliegt und das Copyright damit als erloschen, der Text als Freiwild gilt. 73 Jahre nach Stefan Zweigs Tod hat Thomas Humeau sich der Schachnovelle, dem schmalen Erfolgsbuch des österreichischen Autors angenommen.
Mit Der nasse Fisch präsentiert uns der Carlsen Verlag den ersten großen Hingucker des Jahres. Es ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Volker Kutscher, ein Roman, der so erfolgreich war, dass er neben seiner Comicbearbeitung auch noch eine Fernsehauswertung erfährt (Regie: Tom Tykwer). Das grenzt fast schon an crossmedialem Overkill, und sicher haben bei der Entstehung der Adaption die beiden Brüder Planungssicherheit und Risikovermeidung ein Wörtchen mitgeredet. Aber ist das ruchbar? Gestaltet wurde die Adaption von Arne Jysch, der vor ein paar Jahren mit seinem Debut Wave and Smile, das vom Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan handelte, teilweise heftige negative Reaktionen evoziert hat. Aber dazu später noch mehr.
„Jeder Mulitreiber hat an‘ Kugelschreiber aber unser einer, der hat nix, aber unser einer, der hat nix, aber unser einer, der hat nix“, so geht ein beliebtes bayerisches Spaßlied, das vor allem an Fasching gern gespielt wird. Das Stück geht mir regelmäßig in den Kopf, wenn ich mitbekomme, wie deutsche Comics und deren Förderpraxis gesehen werden. Neben Humor scheinen nur Eventcomics und Literaturadaptionen bei den Verlagen eine realistische Chance zu haben, denn man setzt auf vertraute Stoffe. Aber hat’s Amerika wirklich besser mit seinen endlosen Variationen von Zombies, Superhelden und Star Wars? Es scheint eben ganz so, dass jede Kultur ihre eigenen Irrwege fabriziert und pflegt. Und auch wenn man behauptet, dass mit jeder Adaption etwas originär Neues stirbt, so sollte man doch auch anerkennen, dass eine gelungene Adaption Freude bereiten und als eigenständiges Kunstwerk bestehen kann.
Moby Dick. Ist es nicht erstaunlich, wie das Drama um Kapitän Ahab und den weißen Wal immer wieder Künstler inspiriert, sich auch mal daran abzuarbeiten? Und nicht nur, dass immer wieder Adaptionen auf den Markt drängen, auch jenseits der direkten Übertragung finden sich vielfach Bezugnahmen auf den Stoff, in so unterschiedlichen Werken wie Jeff Smith’s Bone oder Mike Carey’s Mystery-Serie The Unwritten. Und im Lustigen Taschenbuch wurde der Stoff sogar schon erfolgreich disneyfiziert. Nachdem wir erst letztes Jahr die Adaption von Jouvray und Alary beim Splitter-Verlag hatten, erscheint nun schon der nächste große Entwurf einer Umsetzung – und es sieht ganz so aus, als erhebe Chabouté den Anspruch, die definitive Adaption präsentieren zu wollen.