Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bastien Vivès

Letztes Wochenende im Januar

Gebe ich „Angoulême“ und „Vivès“ bei Google ein, erhalte ich viele Informationen über den Eklat von 2022, als Bastien Vivès die traditionelle carte-blanche-Ausstellung entzogen wurde, weil man ihn auf Grund provokativer Bemerkungen für nicht tragbar hielt. Nichts darüber, dass Vivès‘ neuer Comic auf dem Festival in Angoulême spielt. Ich war sehr gespannt, ob Letztes Wochenende im Januar, das in Frankreich im November 2022 erschien, eine Aufarbeitung oder gar Abrechnung enthalten würde, aber offensichtlich versucht der Künstler, dieses unrühmliche Kapitel hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. Und doch, wenn man will, sieht man zwischen den Zeilen durchaus eine melancholische Reserviertheit gegenüber dem Festival – und, ja, auch der Szene.

Nationalfeiertag

Lese ich Nationalfeiertag von Bastien Vivès und Martin Quenehen, beschleicht mich ein nachgerade okkultes Gefühl, dass in der Lektüre mehr steckt, als mit bloßem Auge zu sehen ist. Das liegt vor allem am Künstler Bastien Vivès, der keine Gelegenheit auszulassen scheint, sich als Provokateur darzustellen, während er als professioneller Erzähler in manchen seiner Werke (nicht allen) doch so vernünftig, klug und zugewandt wirken kann. Dabei sind die Abgründe mannigfaltig.

Corto Maltese: Schwarzer Ozean

Am Ende war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Corto Maltese immer wieder neu interpretiert wird. Erst war es nur eine Zeichentrickserie, dann nur die – gelungene – Fortsetzung von Juan Díaz Canales und Ruben Pellejero. Aber ganz schleichend weitet sich der Blick auf Corto Maltese: 2017 wurde die Figur von Giorgo Cavazzano und Bruno Enna disneyfiziert, 2021 kam dann die Modernisierung in Form einer weiteren Hommage, diesmal von Bastien Vivès und Martin Quenehen, so dass langsam unser Blick auf die Figur auszufransen droht. Es wird schwieriger, den Fokus auf das zu richten, was die Figur ursprünglich einmal repräsentierte.

Eine Schwester

Der 13-jährige Antoine verbringt die Sommerferien mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder in der Bretagne. Die Familie nimmt eine Freundin der Mutter dazu, die gerade eine Fehlgeburt hinter sich hat. Sie kommt mit ihrer 16-jährigen Tochter Hélène. Die offensichtlich gelangweilte Hélène trinkt, raucht, spottet und schäkert und lockt Antonio gnadenlos aus der Reserve und seinem noch recht kindlichen Ferientrott. Nach und nach stolpern die beiden auf erotische Experimente zu, und daraus entwickelt sich … Wasauchimmer.

LastMan 1

Bastien Vivès (In meinen Augen, Der Geschmack von Chlor) hat in den letzten Jahren mit seinen thematisch recht experimentellen Werken für viel Aufsehen in der Comiclandschaft gesorgt. Jetzt hat der Shootingstar des französischen Comics in Zusammenarbeit mit Michaël Sanlaville und Balak (i.e. Yves Bigerel) eine neue Serie gestartet, die erneut ungewöhnliche Wege geht.