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Come Prima

Come Prima beginnt mit der Darstellung eines Kampfes. Und das in gleich zweifacher Hinsicht: Giovanni sucht nach einem Jahrzehnt ohne Kontakt seinen Bruder in Frankreich auf und versucht ihn, nach dem Tod des gemeinsamen Vaters, in die italienische Heimat mitzunehmen. Doch Fabio, der ältere Bruder, hat vor langer Zeit mit der Familie gebrochen und ist damals ohne Vorwarnung geflohen. Aktuell hält er sich als nicht gerade erfolgreicher Boxer über Wasser.

Coverdetail Come Prima

© Reprodukt

Alfred (Warum ich Pater Pierre getötet habe) verleiht bereits in diesen ersten Szenen dem Kampf seiner Protagonisten Ausdruck. Vordergründig wird eine Boxveranstaltung in Szene gesetzt, direkt dahinter steckt der Kampf mit den inneren Dämonen. Dazu kommt, dass auch Giovanni einen Kampf führt, der anfänglich ohne Gewinnaussicht scheint, nämlich den um seinen verlorenen Bruder. Was anfänglich von Zeichnerseite her noch symbolischer Unterstützung bedarf, um dem Leser ein Abbild des konfliktgeladenen Ist-Zustandes zu präsentieren, verläuft im Weiteren erheblich subtiler, unterschwelliger.

Dabei bedient sich Alfred in Come Prima unverkennbarer Motive (kriminelle Biografien, soziale Probleme, zerrüttete Familien), wie man sie beispielsweise aus den Comicwerken Barus kennt. Und die atmosphärische und zeichnerische Nähe zu diesem soll sich auch im weiteren Verlauf des Albums wiederfinden.

Schließlich gelingt es Fabios Bruder doch noch, diesen zu der Rückkehr nach Italien zu bewegen. Also begeben sich die beiden in einem alten Fiat auf einen Roadtrip durch die ländlichen Gebiete erst Frankreichs und später Italiens.

Es ist für die Brüder eine Reise in ihre Vergangenheit, in deren Verlauf vergrabene Gefühle und verdrängte Vorwürfe sich allmählich den Weg an die Oberfläche bahnen. Alfred (i.e. Lione Papagalli) erzählt gemächlich, lässt Bilder für sich sprechen und setzt in gut getimten Dialogen gekonnt Reizpunkte. Das alles zusammen genommen sorgt dafür, dass die Erzählung zwar erst in der zweiten Hälfte richtig emotionsgeladen wird, dann aber beim Leser einen überaus starken sentimentalen Eindruck hinterlässt. Das hat auch damit zu tun, dass Alfred sich Zeit lässt, das Verhältnis der beiden Brüder zueinander, ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen oder das,  was in der Vergangenheit in ihrer Familie passiert ist, darzulegen.

Ausschnitt aus Come Prima

© Reprodukt

In dieser Hinsicht ist Come Prima eine hervorragende, feinfühlige Geschichte über familiäre Annäherung.

Das Szenario erscheint auf den ersten Blick bedrückend, denn die Handlung des Comics spielt sich Ende der 1950er Jahre ab und thematisiert u.a. die Nachwehen des italienischen Faschismus. Zudem wird Fabio als ein unglücklicher Mann charakterisiert, der vor seinen Problemen davon läuft und so in seiner Heimat einen Scherbenhaufen hinterlassen hat. Im Gegensatz zu den eher pessimistisch anmutenden Werken Barus über derlei kaputte Menschen, steht bei Alfred jedoch der Hoffnungsschimmer im Mittelpunkt, dass die Reise seiner Figuren zu einer guten Zukunft führen kann. Es ist dieser Ansatz, der die Lektüre von Come Prima so emotional macht.

Bemerkenswertes Album, das grafisch wie inhaltlich überzeugt

Come Prima
Reprodukt, 2014
Text/Zeichnungen: Alfred
Übersetzung: Volker Zimmermann
224 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 34 Euro
ISBN: 978-3-86869-676-9
Leseprobe

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