In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Daniel: Ein Jahr. Es hat nur ein Jahr gedauert, bis mich das neue Batgirl nervt. Babs Tarr, Cameron Stewart und Brenden Fletcher haben Barbara Gordon mit Batgirl #35 hip gemacht: Smartphones, E-Mails und soziale Netzwerke fügen sich nahtlos in den Comic ein – besser als bei der TV-Serie Sherlock. Was sich seit einem Jahr aber nicht geändert hat, ist die Superhelden-Routine: Jede Folge muss ein Bösewicht bekämpft oder zumindest ein Schritt weiter zum Konflikt hingeführt werden. Genau dieser Punkt schreckt mich von anderen Superhelden-Comics ab. Wenn mich Stewart mit Barbaras Leben anteasert, warum gibt er mir dann nicht mehrere Folgen mit mehr Barbara Gordon, als mit Batgirl? Warum entwickelt sich der Comic nicht wie Fernsehserien? Schaut man der neuen Statue von Batgirl in die Augen, dann sieht man, dass diese Frau nicht unbedingt Lust hat, jeden Tag die Welt oder auch nur Vororte von Gotham zu retten, sondern lieber leben will. Da dieses Versprechen nicht eingehalten wurde, werde ich mein Comixology-Abo von Batgirl heute kündigen.
Christian: In den 80er Jahren erschien bei Marvel die Serie The Nam, eine recht engagierte Annäherung an den Vietnamkrieg. Der Autor, Doug Murray, selbst ein Veteran, legte Wert darauf, dass die Reihe unter dem Comics Code erschien. Das brachte Einschränkungen mit sich (keine Drogen, kein Fluchen), aber Mr Murray nahm diese Abstriche in Kauf, um möglichst viele junge Menschen zu erreichen. Trotz dieser Einschränkungen wirkt die Serie realitätsnah und viele Hefte erreichen die Qualität der Kriegscomics von Harvey Kurtzman aus den 50ern (z.B. Two Fisted Tales – Corpse on the Imjin). Sehr beeindruckend beispielsweise ist die Nummer 7, die, basierend auf authentischen Schicksalen, den Lebensweg eines vietnamesischen Kämpfers nachzeichnet, der von den Vietcong zu den amerikanischen Truppen übergelaufen ist. Ziemlich geschluckt habe ich aber bei der Szene, die ich für das Bildbeispiel gewählt habe. Sie ist aus der Nr. 15 und beschreibt die Eindrücke eines Heimkehrers, der unter dem Hass und der Ablehnung des zivilen Amerikas leidet. “Napalm! Wie oft hat Napalm uns den Arsch gerettet?“ Bitte nicht falsch verstehen: Rein intuitiv befinde ich mich auf der Seite der Demonstranten – Napalm muss Fürchterliches angerichtet haben. Das Gefühlschaos des kleinen G.I.s, das Doug Murray hier so treffend nachzeichnet, ist aber eine willkommene Irritation meiner Einstellung und ermöglicht eine neue Perspektive, abseits gängiger Rambo-Klischees. So dürfte es vielen Lesern damals ergangen sein, denn die Darstellung der Homefront in diesem Heft hat auf den Leserbriefseiten des Magazins interessante Diskussionen und teils hitzige Kommentare erzeugt.
Frauke: Die erste Staffel der Science-Fiction/Mystery-Serie Dark Matter ging letzte Woche zu Ende, und ich hatte für eine kurze Zeit so ein unheimlich fluffiges Firefly-Gefühl: Die Crew, die sich nicht wirklich grün ist, sitzt nach etlichen Strapazen erleichtert am Tisch, isst gemeinsam, scherzt und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. Wohl wissend, dass am nächsten Tag wieder das alte Misstrauen zwischen ihnen herrschen wird. Warum ich das erzähle? Erstens, weil ich selber überrascht bin, wie sehr sich Szenen aus Firefly in mein Gedächtnis gebrannt haben, und zweitens, um Euch Dark Matter zu empfehlen. Nicht perfekt, öfters unlogisch, aber ziemlich spannend, schon allein wegen der Grundidee (die von einer Comic-Miniserie stammt, welche auf einer nicht umgesetzten Fernsehserie basiert. Es ist kompliziert) einer sechsköpfigen Mannschaft ohne Erinnerung an ihr bisheriges Leben.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.
1 Kommentare