In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Vor fast drei Jahren habe ich noch über das eventuelle Ende der Hellboy-Comics philosophiert. Vor zwei Wochen kam dieses Ende endlich in Form von B.R.P.D: The Devil You Know #15. Hellboys Reise endet also nicht in einer eigenen Serie, sondern als Teil der letzten großen Storyline des erfolgreichen Spin-Offs B.R.P.D. Das kam sehr überraschend und ganz zufrieden bin ich nicht.
Hauptsächlich, weil ich B.R.P.D. zwar immer als gut, aber nicht als überragend empfand. Alles was in den Seiten dieser Serie geschah, hatte wenig mit Hellboys Erlebnissen zu tun, dachte ich. Aber das änderte sich spätestens ab dem von fünften Heft von The Devil You Know, nachdem der Höllenjunge Teil der Haupthandlung wurde. Plötzlich ging es nicht mehr um eine weitere Antagonistin, die die Erde beherrschen will, sondern um das wahre Ende der Welt. Im nachhinein war das erzählerisch und vom Marketing her ein kluger Schachzug, aber das ändert nichts daran, dass man sich als Leser*in das Ende eines Spin-Offs besorgen muss, um auch das Ende von Hellboy zu erfahren. Das ärgert mich vielleicht mehr als es sollte, immerhin waren diese Geschichte eng in ein komplexes Universum verwoben, die aufeinander aufbauten. Trotzdem konnte man sie unabhängig voneinander lesen. Jetzt baut alles aufeinander auf und man wird auch B.R.P.D. lesen müssen, damit die emotionalen Szenen und Anspielungen Sinn ergeben oder wenn man verstehen will, warum ein Dämon sich als Mädchen in weiß verkleidet.
Totzdem ist dieses Ende großartig. Mike Mignola hat es geschafft, fast alle lose Handlungsstränge sauber aufzulösen. Eine Sache muss man sich selber denken, aber das Wichtigste, Hellboys letzte Entscheidungen und die Konsequenzen seiner Taten, all das bringt der Autor auf den Punkt. Der große Rote macht sogar noch eine letzte Entwicklung durch. Sie ist subtil, aber sie ist da. B.R.P.D: The Devil You Know #15 ist ein Ende, das für sich steht, in einer Miniserie, die damit beschäftigt war, mit einer Geschichte abzuschließen, die vor fünfundzwanzig Jahren begann. Es ist ein Ende, das verspricht, was man sich erhoffte und mich trotzdem noch einmal überraschte, weil Mignola die Geschichte erzählte, die er erzählen wollte. Vielleicht hätte man die vierzehn Hefte davor einfach weglassen können. Vielleicht war das sogar der Punkt, ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass meine liebste Serie, die ich seit bald fünfzehn Jahren lese, mit B.R.P.D: The Devil You Know #15 auserzählt ist. Es wird eine Weile dauern, bis ich das ganz verdaut habe, aber die Reise hat sich gelohnt. Außerdem wird es noch weitere Geschichten aus Hellboys Vergangenheit geben, wie Mignola im Nachwort verrät. Vielleicht kehrt er sogar in der Zukunft zurück, er ist ja schlecht darin, tot zu bleiben. Aber jetzt wird der Halbdämon erstmal die Ruhe haben, die ihn nach Hellboy in Hell versagt blieb. Er hat es sich verdient.
Danke Hellboy, danke Mike Mignola.
Christian: Game of Thrones: Alle sagen, dass wer den Hype verpasst hat, nie begreifen wird, was damals so heiß an der Reihe war. Werde ich es noch schaffen, die ersten Folgen zu sehen, bevor das Finale durch ist? That’s the story of my life: Immer den Hypes hinterher. Nix Cooles je selbst entdeckt. Immer nur gesagt kriegen, was grad super ist und ich dann eh erst mal gelangweilt, „Jaja, wird schon so’n Zeug sein“, bloß um irgendwann aufzuwachen und zu merken, was ich nun wieder für ein kollosales Event verpasst hab.
Aber jetzt hab ich auch mal diesen Once-in-a-Lifetime-Moment erwischt, nur eben nicht bei Game of Yawns (danke, Sascha), das doch bloß alle frustriert hat, weil ständig die besten Figuren gekillt werden (heißt es). Mrs Maisel ist die Serie, bei der ich jeder Folge entgegenfieber, und Staffel 2 wird einfach besser und besser. Nachdem mir die in den Catskills spielenden Folgen 4 und 5 einen echten Dirty Dancing/Kellerman’s Resort-Flashback beschert haben – Baby enttäuscht ihren Vater, der langsam merken muss, dass Töchterchen kein kleines Kind mehr ist – geht in der Serie nun richtig die Post ab. Wenn Midge Maisel ihre Wohlfühlwelt verlässt und mit Managerin Susie auf Amerika-Tour geht, bleibt kein Auge trocken. It’s a long way to the top indeed, um es mit Bon Scotts Worten zu sagen: „Gettin‘ robbed, Gettin‘ stoned, Gettin‘ beat up, Broken boned, Gettin‘ had, Gettin‘ took, I tell you folks, It’s harder than it looks …“. Wie Miss Maisel für die Kunst leiden muss, ist schon sehr, sehr lustig. Tragisch auch – das stimmt, vor allem aber zum Wegschmeißen lustig. Die Folge darauf tritt Mrs Maisel dann in einer Fernsehshow auf und muss mit einigen Unwägbarkeiten klarkommen: Wird sie vielleicht schon wieder über den Tisch gezogen, oder …? Der Twist am Ende der Folge erlöst von der Anspannung und hinterlässt Zuschauer und Zuschauerin mit offenem Mund vorm Fernseher sitzend: Hab ich grad noch laut gekichert und mich gar nicht drum geschert, was meine Mitmenschen von mir denken? Bewusstseinszustand zum Abspann: fernsehglücklich und euphorisiert. State of mind: Euphoria.
Ich wiederhole mich wohl langsam mit meinem Lobpreis, aber muss doch noch mal festhalten: The Marvelous Mrs Maisel ist ein Ereignis, das in der zweiten Hälfte der neuen Staffel noch mal richtig zulegt. Also alles richtig gemacht damit, dass ich mir meine Fernseh-Unschuld bis zu dieser Serie aufbewahrt habe. Die beiden Staffeln von The Marvelous Mrs Maisel sind auf Amazon Prime zu sehen.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.
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