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Währenddessen… (KW 14)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Die letzte Folge von The Orville (3. April, Pro 7) war mal wieder reinster Schulfunk. Eine Gesellschaft, die der unseren ähnelt, organisiert sich konsequent über Like / Dislike-Konten a la Facebook, daher ist jeder Mensch verpflichtet, deutlich sichtbar zwei Druckknöpfe an der Brust zu tragen: Einen grünen für positives Feedback, einen roten für Negatives. Wer unter eine bestimmte Schwelle an Minuspunkten rutscht, wird in öffentlichen Restaurants nicht mehr bedient, was schnell passiert, wenn man bei obszönen Gesten gefilmt wird oder versehentlich einen Hut trägt, der einer Minderheit vorbehalten ist.

© 20th Century Fox

Die Entscheidung, ein virtuelles, nicht sichtbares Gradingsystem mit großen bunten Buttons darzustellen, die am Körper angeheftet sind, hat etwas charmant Verschultes: Eine richtig schöne Visualisierung durch Applikation, damit auch die Kleinen nachvollziehen können, was da los ist. Ob jetzt die Verantwortlichen bei The Orville tatsächlich pädagogische Absichten hegen oder einfach nur mit Wonne die Naivität der 60er-Jahre Star Trek-Folgen durch den Kakao ziehen wollen, kann ich immer noch nicht beurteilen. Vermutlich wissen sie es selbst nicht genau. Der nostalgische Charme der Serie ist natürlich arg gewollt, trotzdem ist The Orville unterhaltsam genug, dass ich immer wieder einschalte.

Niklas: … noch mal von vorne anfangen.

Huch, was war das denn?

Egal, lasst mich euch von Into the Breach erzählen, dem neusten Spiel der Macher von FTL (Faster than Light). Wer Schach und den Film Pacific Rim mag, wird mit diesem Spiel glücklich werden. Drei Mechs werden in die Vergangenheit geschickt, um eine Invasion riesiger Insekten abzuwehren. Drei Mechs sind die einzige Möglichkeit, die Menschheit vor der Ausrottung zu stoppen. Und drei Mechs werden immer und immer wieder scheitern.

Hmm, Zeitreisen. Da war doch was … eh, zurück zum Spiel.

Jeder der achtzehn Mechs (von denen die meisten erst freigeschaltet werden müssen) hat unterschiedliche Fähigkeiten. Einer schlägt hart zu, ein anderer wirft riesige Steine, der Dritte schießt Laserstrahlen auf die Feinde. Problem: bei allen Spaß an der Zerstörung, muss ich darauf achten nicht Hochhäuser voller Zivilisten zu treffen. Denn die Kämpfe finden leider nur in besiedelten Gegenden statt und zu viel Schaden an der Bevölkerung wirft mich erneut in die Vergangenheit zurück, damit wir es noch einmal versuchen. Das finde ich erzählerisch geschickt gelöst, um einen Neubeginn im Spiel zu erklären. Leider ist Into the Breach sehr zurückhaltend, wenn es um seine Geschichte geht, was ich als verschwendetes Potential sehe. Denn die Spielwelt bietet vier Inseln mit unterschiedlichen Kulturen und mehrere Piloten mit diversen Persönlichkeiten, die ich gerne näher kennengelernt hätte. Am Ende steht das Gameplay im Vordergrund und jetzt wird es Zeit auch zu erklären, warum ich am Anfang Schach erwähnt habe.

Hmm, Zeit … warum denke ich ständig darüber nach? Vielleicht weil ich schon über vierzig Stunden in Into the Breach gesteckt habe.

Jedenfalls geht es am Ende nicht nur darum die Fähigkeiten der Mechs korrekt einzusetzen, sondern die eigenen Figuren und auch die Monster in die richtige Position zu schieben. Denn nicht alle Antagonisten lassen sich mit einem Schlag vernichten und mit jeder geretteten Insel werden sie immer stärker und zahlreicher. Irgendwann kann ich mich nicht mehr darauf konzentrieren ihnen Schaden zuzufügen, sondern muss sie zum Beispiel mit einer gut gezielten Rakete ein Feld weiterzuschieben, damit ihre Attacke ins Leere geht oder sie vielleicht sogar einen der ihren erwischen. In den schlimmsten Fällen muss ich sogar Mechs und Zivilisten opfern, um meine eigentlichen Ziele zu erfüllen oder bis zur nächsten Insel zu überleben. Das ist eine sehr kühle und abwägende Denkweise wie auf dem schwarzweißen Spielfeld im Spiel der Könige. Vielleicht macht einen das ständige Zeitreisen irgendwann so berechnend, denn was zählen kleine Verluste, wenn man die Möglichkeit hat die eigenen Fehler immer wieder mit einem Trip zurück zu bereinigen? Am Ende zählt der Sieg, vor allem wenn die Niederlage dadurch nie stattfand.

Hmm, irgendwie bin ich nicht zufrieden mit meinem Währenddessen. Zum Glück habe ich eine Zeitmaschine beim aufräumen gefunden. Damit kann ich …

Christian: Mit The Marvelous Mrs Maisel habe ich endlich einmal wieder eine moderne Serie gefunden, die Mainstream-Unterhaltung im besten Sinn liefert. Die Handlung führt uns in das New York der 50er Jahre und erzählt uns von Midge Maisel, die als perfekte Ehefrau ihr Leben dem Glück des Mannes unterordnet. Denn, ist der Mann glücklich, ist die Familie glücklich, sind die Kinder glücklich, sind die Großeltern glücklich – und dann ist auch Mrs Maisel glücklich. Mrs Maisels Mann Joey ist dabei ein sehr ambitionierter Mensch, der von einer Karriere als Stand Up-Comedian träumt. Jede Woche lässt er sich von Mrs Maisel seine Clubabende organisieren und die Gags testen. Bis er eines schicksalshaften Abends einen Auftritt voll an die Wand fährt. Joel gibt seiner Frau die Schuld an seinem Versagen und trennt sich von ihr.

© Amazon Prime

Aber wie das Leben so spielt: Midge ersäuft ihren Kummer in Alkohol, verirrt sich betrunken in den Club, in dem Joel seine so durchschnittlichen Auftritte hatte, torkelt ans Mikrofon und sorgt für eine aufregende, skandalöse Performance, die zwar zunächst die Polizei auf den Plan ruft, aber auch ihrem Leben eine neue Richtung gibt. Sie beschließt, eine bessere Comedienne zu werden als ihr Mann je ein Comedian war. Die Weichen sind gestellt.

Die Serie, von der ich bisher fünf Folgen gesehen habe, ist in jeder Hinsicht perfekt. Sie bietet perfektes Lokal- und Zeitkolorit, ist sehr witzig und vergisst doch nicht, auch eine einfühlsame Emanzipationsgeschichte zu erzählen. Belastendes oder gar Deprimierendes bleibt aber weitgehend außen vor. The Marvelous Mrs Maisel ist perfekte Abendunterhaltung, die trotz ihres leichten Tonfalls mit jeder Folge ein Stückchen mehr fesselt und nie langweilig ist. Die erste Staffel gibt es bei Amazon Prime, eine zweite Staffel ist angekündigt.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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