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Resident Alien 2 – Suicide Blonde

David Bowie, Nikola Tesla und Andy Kaufman – alles Aliens natürlich, denn wie sollte man so musikalisch, so einfallsreich oder so saukomisch sein können? Die Krimiserie Resident Alien beruht auf der Idee, dass zumindest ein Außerirdischer unter uns weilt.

Alle Abbildungen © Splitter Verlag

Der zurückgezogen in der Kleinstadt Patience lebende Arzt Dr. Harry Vanderspeigle ist nicht, was er zu sein scheint. Nicht nur ist sein Doktortitel bloß eine Erfindung, die ihm seine Berufsausübung als Arzt erleichtert, nein, viel gravierender ist, dass er auf einem anderen Planeten geboren worden ist. Nach seiner Landung auf der Erde hat er sich unter die Menschen gemischt, und er kann die Menschen in seiner Umgebung täuschen, so dass sie nicht sein wahres Antlitz sehen. Dann würde er schnell auffliegen, denn sein Gesicht entspricht dem B-Movie-Klischee oder dem Roswell-Ideal aufs Genaueste.

Weil der hyperintelligente Vanderspeigle ein wenig Herausforderung sucht, die Musikbranche aber schon von David Bowie, die Unterhaltungsindustrie von Andy Kaufman und der Technologiesektor von Nikola Tesla, also von anderen Aliens, abgedeckt sind, braucht er eine andere Beschäftigung. Er entschließt sich, seine Beobachtungs- und Kombinationsgabe in den Dienst der Verbrechensaufklärung zu stellen. Resident Alien ist also viel mehr ein Krimi als ein Science-Fiction-Comic.

Was ist schon „normal“, wenn man ein Alien ist …

Wie schon im ersten Band der deutschen Ausgabe (hier rezensiert für Comicgate) steht auch im zweiten Band ein ungeklärter Todesfall im Mittelpunkt. In Patience wird eine blonde, aus Seattle stammende Studentin tot aufgefunden. Die Umstände deuten zunächst auf einen Selbstmord hin, aber Vanderspeigle findet Anhaltspunkte, die einen als Suizid getarnten Mord wahrscheinlich machen. Zusammen mit der Krankenschwester Asta bricht er nach Seattle auf, um die Spuren zu verfolgen. Möglicherweise kommt der Bürgermeister von Patience als Täter in Frage …

Während wir den investigativen Fortgang im Mordfall beobachten, wird uns immer wieder bewusst, dass Vanderspeigle nicht nur Ermittler ist, sondern auch Ermittlungsgegenstand. Die amerikanischen Behörden haben nämlich den UFO-Absturz, der ihn drei Jahre vor der Haupthandlung in die USA versetzte, sehr wohl registriert und suchen seither nach dem Überlebenden dieses Unglücks. Der Jäger ist zugleich Gejagter. Während die Jagd auf Vanderspeigle die ganze Serie durchzieht, werden die von Vanderspeigle untersuchten Verbrechen am Ende des jeweiligen Bandes aufgeklärt.

Als die Ermittler dieses Bild einer Überwachungskamera zu Gesicht bekommt, bestätigt das all ihre Alien-Phantasien: Sie sind wirklich unter uns!

Spannung entsteht aus dieser doppelten Detektionssituation einerseits und der Interaktion von Vanderspeigle mit den Bewohner*innen der Kleinstadt, denn manches Mal scheint seine Tarnung nicht einwandfrei zu funktionieren: Sowohl Asta bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, als auch ein kleines Mädchen („Mommy, der Mann sah komisch aus.“). Und als Vanderspeigle zufällig fotografiert wird, droht alles aufzufliegen.

Diese Konstellation ist natürlich gut bekannt, nicht nur aus Serien wie The Fugitive (1963–67, dt. Dr. Kimble auf der Flucht) oder auch der ungewöhnlichen TV-Serien-Adaption The Incredible Hulk (1978–82), wo Bruce Banner Gerechtigkeit herstellen und Täter finden muss und selbst versucht, nicht gefunden zu werden. Aber auch bekannte Strukturen können natürlich bestens unterhalten, und das funktioniert hier auch.

Die Geheimidentität nutzt Autor Hogan nur, um die Spannung aufrechtzuerhalten, ob die wahre Identität herauskommt. Andere Optionen, die Geheimidentität etwa als Metapher für eine Strategie, um gesellschaftliche Ausgrenzung zu vermeiden (wie etwa Barbaliens Homosexualität in Jeff Lemires Black Hammer), oder die Konstellation von Menschen und Aliens als Allegorie auf Rassismus zu inszenieren (wie etwa in District 9), spielt bislang keinerlei Rolle.

Der Kriminalfall ist wie schon im ersten Band nicht allzu spektakulär, und auch die Auflösung ist zwar überraschend, aber auch keine Konkurrenz für Sherlock Holmes oder andere Krimi-Klassiker. Der britische Comic-Autor Peter Hogan, der viele großartige Comics für 2000 A.D. mitverantwortet hat (Strontium Dog, Robo-Hunter), erzählt trotz der beiden Erzählstränge sehr geradlinig.

Die Zeichnungen von Steve Parkhouse sind wiederum sehr brav, aber immerhin gelingt es ihm sehr gut, die Figuren individuell zu gestalten und die Handlung gut einzufangen. Es gibt aber auch kaum Szenen oder Panels, die so beeindruckend wären, dass man sie ausschneiden wollte …

Nach dem ersten Band war abzuwarten, ob die Fortsetzung das Potential des Settings auszunutzen versteht. Resident Alien ist nicht langweilig und wird schnörkellos erzählt, ohne dass man von einem Feuerwerk an erzählerischen oder visuellen Ideen sprechen könnte. Die Serie ist auf sechs Bände angelegt, im Juni 2023 ist der dritte Band erschienen.

Kein Riesenschritt für die Menschheit

7von10Resident Alien 2 – Suicide Blonde
Splitter Verlag, 2022
Text und Zeichnungen: Peter Hogan, Steve Parkhouse
Übersetzung:Katrin Aust
104 Seiten, Farbe, Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 978-3-96792-266-0
Leseprobe

 

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