In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Dieses Wochenende ist Halloween (und irgendwas mit Martin Luther). Deswegen möchte ich meine Reise durch die Science Fiction kurz unterbrechen und stattdessen den letzten Roman des viel zu früh verstorbenen Autors Roger Zelazny vorstellen. Der Titel des Buches? A Night in the Lonesome October.
Der Ich-Erzähler des Romans ist der magische Hund Snuff. Als Vertrauter seines Herrn unterstützt er diesen bei den Vorbereitungen für ein magisches Ritual. Das muss zu Halloween ausgeführt werden, um die Welt vor der Vernichtung durch cthuloide Monster zu retten. Der Twist: Snuffs Herr ist Jack the Ripper, der derzeit zumindest auf der Seite des einigermaßen Guten zu stehen scheint. Auch andere magisch begabte Individuen, darunter Graf Dracula und die böse Hexe wollen beim Ritual mitmischen und die Welt verändern. Snuff und Jack müssen das verhindern, denn diese Dinger zwischen den Schwellen der Welten sind schlimmer als alles weltliche Böse.
A Night in the Lonesome October ist eine wilde Mischung aus Viktorianischer Horror, H.P Lovecraft und Krimi. Es ist eigentlich ein Horrorroman, der größtenteils humoristisch geschrieben wurde. Snuff müsste mit der Vertrauten der Hexe in Feindschaft liegen, aber sie sind die besten Freunde. Immer wieder schleichen sich auch Charaktere aus anderen Werken der Literatur in die Handlung und die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren sind komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheinen. A Night in the Lonesome October ist auch ein Buch über Freundschaft und den Wunsch nach Wandel und dreht sich gar nicht so viel um kosmische Mächte, die alle Menschen fressen wollen. Das alles erzählte Zelazny lediglich auf 237 Seiten, also relativ kurz im Vergleich zu moderneren Romanen. Der Autor benutzte eine klare, lakonische Sprache, die Leser*innen immer direkt erzählt, was genau passiert. Dass wir das Geschehen aus Snuffs Perspektive sehen, der sich mit dem Ritual schon auskennt, könnte einige Leser*innen frustrieren, da man nur wenig darüber erfährt, was die Zeremonie zu Halloween beinhaltet oder welche Aufgaben die Beschwörer haben. Vieles wird nur angedeutet, wofür ich immer zu haben bin, aber ich kenne auch genug Leute, die es hassen, nicht über alles im Bilde zu sein. Immerhin gibt es im letzten Viertel des Buches eine kurze Szene, in der andeutungsweise erklärt wird, was es mit dem Ritual auf sich hat.
Auf jeden Fall ist es das perfekte Buch, das man nach Einbruch der Dunkelheit aufschlagen und lesen kann, während die Bösen da draußen versuchen, uns alle vor den Mächten jenseits von Gut und Böse zu retten. Ob sie auch dieses Jahr wieder erfolgreich sein werden? Das sehen wir spätestens dann, wenn auf die Nacht der Geister hoffentlich der Tag der Lebenden folgt.