Der König der Vagabunden

Gregor Gog ist ein König ohne Königreich, ohne Vasallen, ohne Landbesitz. Beatrice Davies und Patrick Spät zeichnen das Bild eines würdevollen Anarchisten, eines Vagabunden-Königs ohne Hermelin, aber mit Stolz.
Gregor Gog ist ein König ohne Königreich, ohne Vasallen, ohne Landbesitz. Beatrice Davies und Patrick Spät zeichnen das Bild eines würdevollen Anarchisten, eines Vagabunden-Königs ohne Hermelin, aber mit Stolz.
Scheiterte Kevin Costner in seinem Kino-Epos The Postman (1997) noch daran, ausgerechnet den Briefträger zum strahlenden Heros der Postapokalypse zu stilisieren, gelingt Simon Roussin mit Xibalba nun eine liebevolle Hommage an die südamerikanische Luftpostgeschichte.
Der große Indienschwindel versteht sich als Fortsetzung des Schelmenromans Das Leben des Abenteurers Don Pablos von Sergovia (in der originalen Printausgabe als Geschichte und Leben des großen Spitzbuben Paul von Segovia erschienen) von Francisco de Quevedo aus dem Jahr 1626. Um den Comic zu verstehen, muss man die Vorlage nicht gelesen haben.
Während Helden allerorts von Krise zu Krise taumeln und die Feuilletons regelmäßig das postheroische Zeitalter ausrufen, in dem für Männlichkeit, Ehre und aufopferungsvolles Todesverlangen kein Platz mehr sei, in dieser Zeit schreibt Frank Miller sein Blut-und-Ehre-Epos von 1998 fort: 300 erhält mit Xerxes eine Fortsetzung.
Das ist der Stoff, aus dem die schönsten historischen Eastern sind: Eine Jungfrau demütigt die größten Krieger des stehenden Soldatenheers mit ihrer Kampfkunst und erarbeitet sich so die Achtung der verschworenen Männergesellschaft. Denn nicht nur, dass die Soldaten im Dorf randaliert und Bewohner verprügelt haben, danach besaßen sie auch noch die Frechheit, sich gegenseitig in Schutz zu nehmen und zu decken. Nicht mit mir, denkt sich die namenlos bleibende Jungfrau, die bald von jedem nur noch ehrfurchtsvoll „Distel“ genannt wird. Erst verprügelt sie den General, dann den Oberausbilder. Mit einem spitzen Gegenstand schlitzt sie ihm zwischen den Beinen das Gewand auf und präsentiert hinterher die Klinge mit zwei blutigen kleinen Eiern daran aufgespießt. „Uaah! Sie hat seine Eier aufgespießt“ entfährt es den entsetzten Zuschauern; im Nachhinein stellt sich erst heraus, dass es nur Hühnerherzen waren. Daraufhin beschließt der König, die Distel noch ein weiteres Mal zu testen: Gegen 100 Mann soll sie antreten, und wenn sie sich hier ebenfalls behaupten kann, so soll sie Ausbilderin der Armee werden.
Unsere Autoren Gerrit Lungershausen und Christian Muschweck haben sich die umfangreiche Comicerzählung von Natalie Ostermaier in einer ausführlichen Dialog-Rezension zur Brust genommen. Ist dieser Comic Hexenwerk und gehört er gar auf den Scheiterhaufen?