Alle Artikel mit dem Schlagwort: fantastisch (9-10 Punkte)

Sláine 5 – Der König

Die britische Comicserie Sláine und der amerikanische Indie-Comic Love and Rockets, beide aus den 80er Jahren, könnten unterschiedlicher nicht sein. Sláine ist – zumindest in seiner ursprünglichen Konzeption – kommerzielle, auf ihr jugendliches Publikum zugeschnittene „Sword and Sorcery“-Fantasy, Love and Rockets dagegen eine Independent-Reihe, bei der die Künstler zuallererst ihre persönliche Vision verfolgen und Wege abseits des Mainstreams gehen. Und doch gibt es eine verblüffende Parallele: Beide Reihen waren in ihren Anfängen alles andere als durchgeplant, vielmehr wurde zunächst munter drauflos erzählt, die erzählerischen Höhepunkte fanden in beiden Reihen erst nach mehreren Jahren Laufzeit statt. Was allemal besser ist, als nach einer spektakulären Exposition nicht zu wissen, was man eigentlich erzählen will.

Battle Royale 1

Zu einem kleine Subgenre der Dystopie hat sich seit ein paar Jahren die immer wieder aufs Neue variierte Erzählung des Todesspiels gemausert, in der sich eine Gruppe Menschen – meist sind es Jugendliche – auf Leben und Tod bekämpfen muss. Einer der bekanntesten Vertreter ist sicher Suzanne Collins‘ Die Tribute von Panem, aber auch Koushun Takamis Battle Royale ist inzwischen ein kleiner Klassiker. Ein Roman, der seit seinem Erscheinen 1999 bereits zwei Filme und eine Adaption als Manga nach sich zog.

Am liebsten mag ich Monster

Manchmal ist die Entstehungsgeschichte eines Comics fast erstaunlicher und spannender als dessen Inhalt. Für Emil Ferris‘ Monumentalwerk Am liebsten mag ich Monster trifft dies in jedem Fall zu. Es ist das Comicdebüt der 56-jährigen Künstlerin, erschaffen in einer Periode von gut zehn Jahren, konsequent vorangetrieben trotz zeitweiliger Obdachlosigkeit und krankheitsbedingter Lähmung. Nachdem das erste über 400 Seiten starke Buch endlich veröffentlicht werden konnte, wurde es prompt mit u.a. drei Eisner-Awards bedacht. Diese Umstände machen Am liebsten mag ich Monster zu einem noch größeren Phänomen, als es auf Basis der Lektüre ohnehin schon ist.

Der freie Vogel fliegt 1-3

Allen jungen Menschen winkt, egal mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben, eine glänzende Zukunft, schreibt die Künstlerin Jidi im Nachwort von Der freie Vogel fliegt. Aber sehen die Jugendlichen diese glanzvolle Zukunft tatsächlich? Als Jidi 2005 vom Selbstmord eines begabten Schülers hörte, weil er an einer Probeklausur für die Zulassung zur Universität versagte, musste sie weinen und konnte nicht aufhören. Sie nahm diese Nachricht zum Anlass, die erste Version von Der freie Vogel fliegt zu schreiben, ein Roman, in dem sie ihre eigene Schulzeit aufarbeitete. Einige Jahre später beschloss sie, obwohl selbst Zeichnerin, die Geschichte mit der von ihr stets bewunderten Künstlerin Ageng ein weiteres Mal aufzusetzen – diesmal als Comic. Die beiden Künstlerinnen wurden bald Freundinnen fürs Leben, der Comic zudem ein Bestseller, was nicht nur Agengs wunderschöner Grafik zu verdanken sein dürfte, sondern auch der Tatsache, dass die beiden einen Nerv getroffen haben.

DongHuaChun Friseursalon

Chen Xiao-Huas Friseursalon ist ein bisschen wie der Tabakladen aus Wayne Wangs Film Smoke von 1995. Es mag nicht der angesagteste Ort der Stadt sein, aber es ist einer dieser Orte, an dem sich Lebenslinien kreuzen und mitunter die Richtung wechseln. Die Kinder der Stadt glauben ja, dass es dort spukt, aber das ist deren Unsinn. In Wirklichkeit leisten hier nur ein paar junge Menschen ihren einfachen Dienst an der Gesellschaft: Den Leuten die Haare zu schneiden.