Alle Artikel mit dem Schlagwort: Coming of Age

Der freie Vogel fliegt 1-3

Allen jungen Menschen winkt, egal mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben, eine glänzende Zukunft, schreibt die Künstlerin Jidi im Nachwort von Der freie Vogel fliegt. Aber sehen die Jugendlichen diese glanzvolle Zukunft tatsächlich? Als Jidi 2005 vom Selbstmord eines begabten Schülers hörte, weil er an einer Probeklausur für die Zulassung zur Universität versagte, musste sie weinen und konnte nicht aufhören. Sie nahm diese Nachricht zum Anlass, die erste Version von Der freie Vogel fliegt zu schreiben, ein Roman, in dem sie ihre eigene Schulzeit aufarbeitete. Einige Jahre später beschloss sie, obwohl selbst Zeichnerin, die Geschichte mit der von ihr stets bewunderten Künstlerin Ageng ein weiteres Mal aufzusetzen – diesmal als Comic. Die beiden Künstlerinnen wurden bald Freundinnen fürs Leben, der Comic zudem ein Bestseller, was nicht nur Agengs wunderschöner Grafik zu verdanken sein dürfte, sondern auch der Tatsache, dass die beiden einen Nerv getroffen haben.

Deadly Class: 1987 – Reagan-Jugend

Landet ein Rezensionsexemplar nach der Lektüre wieder auf meinem Lesestapel (oder eher: darunter), ist der Grund meist ganz lapidar, dass ich mir auf den ersten Blick kein klares Urteil bilden konnte bzw. mochte. Die Hoffnung, dass sich dies beim zweiten Lesen ändern könnte, dass irgendwelche imaginierten Scheuklappen abfallen und sich mir auf einmal eine klare Meinung geradezu aufdrängt, wird jedoch meist enttäuscht. Tief im Innern weiß ich das, und der ganze Prozess ist demnach wohl nur ein Akt der Prokrastination, um mich nicht sofort mit einem Comic auseinandersetzen zu müssen, der nicht einfach und bequem in die Kategorien gut/okay/schlecht fallen will, sondern eine differenziertere Meinung verlangt.

Sonnenstein 1

BDSM. Bondage, Dominance & Submission, Sadism & Masochism. Ein paar Buchstaben kürzen ein, was sich in unzähligen, miefigen Hobbykellern, „Clubs“ an den Stadträndern und Schlaf- und Hotelzimmern auf der ganzen Welt abspielt: sexuelle Praktiken außerhalb der Norm. Sollte das Ausleben sexueller Fantasien ursprünglich „dekadenten“ Kreisen des Adels vorbehalten sein und waren Orgien einst besondere Events im Schatten zur Verschwiegenheit verpflichteter Geheimgesellschaften, so ist die sexuelle Perversion nun im Mainstream angekommen. Nachdem die digitale Pornografie in den vergangenen beiden Jahrzehnten einer berechenbaren und aus dem Sport abgeleiteten Sexualität der Rubbel-, Stoß- und Züngelmeisterschaft den Weg geebnet hat, womit der Erotik weitgehend das Wasser abgegraben wurde, sind es jetzt deviante Sexpraktiken, ehemals dunkel und gefährlich, denen der Zahn gezogen wird. Schmerz und Ekel sollen nicht mehr provozieren, sondern lieber kitzeln und erheitern. Womit wir bei Sonnenstein wären.

Fahrradmod

Aufgemotzte Motorroller aus Italien, elegante Maßanzüge mit schmalen Krawatten, Fishtail-Parkas mit Union Jack und Kokarde und über alledem natürlich: Musik, Musik, Musik. Das sind die Mods, die enthusiastischen Anhänger einer in dieser Form nie dagewesenen Jugendbewegung, die in den 1960er-Jahren in Großbritannien aufkommt, lange bevor sich der erste Punk eine Sicherheitsnadel durchs Ohr steckt.

Meine 80er Jahre – Eine Jugend in Taiwan

Wenn man eine behütete Kindheit in Deutschland hatte, kommt man manchmal auf die schräge Idee, im Rest der Welt sei die Jugend und das Leben härter und chaotischer. Das kommt von den Nachrichtensendungen, die den Fokus auf Krisen richten und den Dokumentationen, deren Schaufenster auf die Welt ebenfalls gerne Dramatisches, zumindest Exotisches zeigen. Da ist es ganz gut, dass aus fremden Ländern auch immer wieder Alltagsgeschichten aus der Mitte der bürgerlichen Mainstreamgesellschaft erscheinen. Das erinnert daran, dass die Menschen im Wesen eben doch alle gleich sind – manchmal so gleich, dass eine nähere Betrachtung fast obsolet ist. Ich habe mit der Lektüre des Buchs Meine 80er Jahre – Eine Jugend in Taiwan bestätigt bekommen, was ich schon immer vermutet hatte – nämlich dass sich weder die Gefühlswelt eines Heranwachsenden in Taiwan groß von der unsrigen unterscheidet, noch dass deren Lebensumfeld groß anders wäre. Hier wie dort gleichermaßen wurden spätestens ab den 80er Jahren auch die ländlichen Gegenden vom Materialismus und der globalen Angleichung der Moden überrollt – und Kinderspielzeug wurde endgültig zum weltweiten Milliardengeschäft. In …