Alle Artikel in: Hintergrund

The Future, buried! – Jamie Delanos wilde und visionäre Version von Animal Man

Vergesst Preacher, Invisibles, 100 Bullets oder Fables. Die wirklich visionären Titel des legendären Vertigo-Imprints von DC Comics kommen aus der zweiten Reihe. Damals, 1992 bis 1994, als der britische Autor Jamie Delano die Reihe Animal Man prägte, mag es noch so ausgesehen haben, als erzähle Delano uns von einem rückwärtsgewandten Hippie-Traum. Aber Delano und sein kongenialer Zeichner Steve Pugh lieferten visionäre Bilder und Themen, die in der Rückschau wie eine Vorwegnahme dessen wirken, was uns heute tagtäglich beschäftigt. Dabei haben die Figuren nicht mal Smartphones.

Welcome to the Jungle: Die frühen Robinson-Comics von Willi Kohlhoff

Dass die Welt im Jahr 1980 eine gänzlich andere war als die jetzige, wird einem schnell bewusst, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Abstand zum Kriegsjahr 1940 ebenso weit entfernt davon ist wie der Abstand zum aktuellen Jahr 2020. Ich erinnere mich daran, wie ich 1980 als kleiner Siebenjähriger im Schwabacher Supermarkt fasziniert die Super-8-Box des Films Nackt unter Kannibalen betrachtete und mir im Kopfkino ausmalte, was man in dem Film wohl so sehen könnte. Die Welt der Erwachsenen kam mir damals unheimlich vor. (Bekannt ist Nackt unter Kannibalen auch unter dem Titel Black Emanuelle. Regisseur ist der berüchtigte Joe D‘Amato).

Die Comics von Jean-Michel Charlier – Teil 2: Totentanz

Im ersten Teil unseres Zweiteilers über die Comics von Jean-Michel Charlier wurden bereits so manche charakteristische Gemeinsamkeiten vorgestellt, die in der über vierzig Jahre währenden Karriere des Autors immer wieder auftraten. Teil 2 setzt diese Untersuchung fort. Zunächst wird der Schwerpunkt auf charakteristische Frauenfiguren gelenkt. Im abschließenden Kapitel mit dem programmatischen Titel „Totentanz“ geht es dann um nihilistische Tendenzen in Charliers Gesamtwerk. Sicher könnte man auch ein anderes Motto für Charliers Comics heranziehen, doch ist dies meines Erachtens schon ausreichend in der Reddition-Schwerpunktausgabe zu Charlier von 2003 geschehen. Mir geht es um das destruktive, latent menschenfeindliche, angesichts dessen, welche Verheerungen in Kauf genommen werden, fast lebensfeindliche Element, das in Charliers Werk immer wieder durchscheint.

Die Comics von Jean-Michel Charlier – Teil 1: Machertypen, Maschinen, Motoren und Militär

Jean Michel Charlier war einer der bedeutendsten Autoren klassischer frankobelgischer Comics. Seine Abenteuergeschichten um Piloten, Piraten, Pfadfinder, Privatdetektive und Kavalleriesoldaten überzeugen bis heute durch geschickt konstruierte Plots und Cliffhanger; als Szenarist spannender Geschichten erscheint er mir bis heute unerreicht. Allerdings muss man als modern denkender Mensch Charliers Erzählungen als guilty pleasure betrachten, die mit modernen Überzeugungen mitunter in Konflikt stehen. Zu unreflektiert ist die Darstellung des Soldaten als Held, zu selbstgefällig die Überzeugung der Hauptfiguren, stets auf der richtigen Seite zu stehen. Jean Michel Charliers Comics idealisieren ein Männlichkeitsbild, das ich nicht per se als negativ oder gar „toxisch“ bezeichnen möchte, im Gegenteil denke ich, dass man sich von einigen der klassischen Tugenden, die in den Comics vermittelt werden, durchaus inspirieren lassen kann, seien es Durchhaltevermögen, Enthaltsamkeit, Improvisationstalent oder schlichtweg technisches Know-how. Problematisch hingegen ist die Empathielosigkeit und Kälte, die Charlier in allzu vielen seiner Geschichten an den Tag legt. Unmöglich, hier eine Trennlinie zwischen dem Autor und seinen Figuren zu ziehen, in der Summe seines Schaffens drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass man …