In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Christian: Die erste Staffel von Fargo war brillant, keine Frage. Die zweite Season ist noch besser. War Season 1 teilweise noch ein bisschen dem Stil des Original Kinofilms verpflichtet, hat Season 2 die Vorlage nun gänzlich abgeschüttelt und ist stilistisch ein ganzes Stück eigenständiger. Die elegante Inszenierung wird noch zusätzlich durch das perfekte 70er Jahre Design veredelt: Autos, Einrichtungen, Frisuren, Kleidung, Soundtrack fangen die Epoche perfekt ein, darüber hinaus gibt es perfekten Einsatz von Split Screen-Optik. Umwerfend aber auch die Farben. Ich habe lange keine so farbenfrohe moderne Serie gesehen. Die Handlung wird zwar durchaus direkt und geradeaus erzählt, aber die Erzählhaltung schlägt mitunter wilde Haken und wechselt mitunter abrupt auf Außenperspektive. Mit einem Mal kommt in Episode 9 beispielsweise eine Stimme aus dem Off, die uns das Gezeigte im Stil einer True Crime-Doku vermittelt. Immer wieder Schräges, Verfremdendes. Fürwahr, wir leben in interessanten Zeiten.
Trotzdem ist das alles 100%iger Film-Noir nach allen Erfordernissen des Genres. Ich zitiere aus dem Buch Filmgenres: Film Noir von Reclam, was darin über die grundliegenden Koordinaten des Genres geschrieben wird: „Die Filme entwerfen ein Universum der Verdammnis, das durchdrungen ist von einer Aura der Vergeblichkeit. Alles Tun – wie auch das Fühlen und Denken – mündet in Katastrophen, in Fehltritte und Niederlagen. Das Vertrauteste wird fremd, das Lichte düster und schwarz. Die schönsten Träume verwandeln sich in Albträume. Und nirgends ein Ausweg. Wobei, das ist als zentrales Moment festzuhalten, im Film Noir unausweichlich der Punkt kommt, an dem das Handeln hineingleitet in kriminelle Zusammenhänge. Das zweite wichtige Moment: Die Noir-Perspektive ist nur im Ansatz der Realität verpflichtet (und von daher auch nicht gebunden an ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Zeit), sondern einzig und allein der Fantasie, die das Konkret-Politische/Soziale eines Landes zu einer bestimmten Zeit in existentielle Befindlichkeiten generalisiert.“ Das trifft bis ins Detail auf Fargo zu. So wie die Serie The Walking Dead der Zombiefim ist, der nie endet, so ist Fargo das gleiche für den Film Noir. Dieser Film Noir, der nie abblendet, darf gerne noch ein paar Staffeln lang weitergehen.
Daniel: Anstatt zu konsumieren, habe ich diese Woche ein bisschen was produziert. Ich war zu Gast bei den Bretterwissern, dem deutschen Spiele-Podcast. Warum haben die drei Hosts, Matthias, Arne und Rene mit mir sprechen wollen? Ich sollte Ihnen erzählen, warum in Zeitungen und auf Online-Portalen nicht mehr so häufig über Gesellschaftsspiele berichtet wird. Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Aber für den an Comics interessierten Leser sei gesagt: Brettspiele teilen mit Comics eine Gemeinsamkeit. Sie werden nicht immer als Kulturgut für voll genommen. Während aber Comics durch die Hintertür der Graphic Novel ihren Weg gefunden haben, steht Gesellschaftsspielen etwas anderes im Weg: die Klassiker. Monopoly, Risiko und Cluedo sind so omnipräsent in den Regalen von Familien vertreten, dass es kompliziert ist, Menschen von etwas neuem im Bereich analoge Unterhaltung zu überzeugen. Warum sollte das bei Zeitungskollegen anders sein? Aber hört selbst, was ich da zwei Stunden vor mich hin gebrabbelt habe: Folge #85 der Bretterwisser.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.