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Währenddessen… (KW 11)

Niklas hat ein unheimliches Point-and-Click-Adventure durchgespielt in dem es um eine Ausgrabung geht. Christian hat unterdessen einen sehr speziellen Soundtrack ausgegraben.

Niklas: The Excavation of Hob‘s Barrow ist ein klassisches Point&Click Adventure, das keine Experimente beim Gameplay macht. Ich löse Rätsel, indem ich Gegenstände kombiniere oder sie an Leute überreiche. Wer mit dm Spielprinzip vertraut ist, sollte bereits in fünf Stunden durch sein. Ich musste nur ein einziges Mal in die Komplettlösung schauen, was aus meiner Sicht für die Logik der Rätsel spricht.

The Excavation of Hob‘s Barrow beginnt und verläuft auch wie eine klassische Horrorgeschichte. Als Thomasina Bateman lande ich in einem entlegenen Kaff in England und möchte ein einsames Hügelgrab untersuchen, über das die ängstlichen Dorfbewohner sich weigern zu sprechen. Natürlich wird die Geschichte immer düsterer und bald stellt sich die Frage, ob das ein gutes Ende nehmen kann. Wer Geschichten von Poe, Lovecraft oder Arthur Machen gelesen hat, ahnt bereits die Antwort auf diese Frage.

Trotzdem fühlt sich das Spiel frisch und eigenständig an. Das liegt nicht nur daran, dass Thomasina und anderen Nebenfiguren viel Charakter gegeben wird, gerade zum Schluss zieht das Gameplay noch mal richtig und Geschichte und Rätsel werden eine Einheit. Diese Mischung sagt wiederum viel über einige Figuren aus, wodurch sie noch mehr Tiefe bekommen und ich mich ihnen noch mehr verbunden fühle. Es ist mir nicht egal, was mit meiner Spielfigur und den Bewohnern des Dorfes geschieht, womit The Excavation of Hob‘s Barrow die eine Hürde überwindet, die ich bei vielen Horrorgeschichten verspüre. Wenn es mir egal ist, fühle ich keinen Grusel, da kann die Grafik noch so hübsch sein. Hier aber wird die Atmosphäre immer bedrückender und Thomasinas Schicksal für mich immer mehr ein Grund zur Sorge.

Interessant finde ich auch, wie das Spiel mit dem Thema Unwissen umgeht. Ohne zu viel zu spoilern, dreht Hob‘s Barrow dieses Motiv auf den Kopf. Während Unwissenheit in Lovecrafts Geschichten zum Beispiel ein Segen ist, ist sie hier der Ursprung aller Probleme. Wenn die Bewohner aktiv versuchen würden zu verstehen, was im Hügelgrab vor sich geht, würde Thomasina nicht nur alleine sich dem Grauen nähern müssen, sie hätten vielleicht sogar eine Chance zu überleben. Den Kopf in den Sand zu stecken, bringt also nichts, scheint das Spiel sagen zu wollen und schuldigmacht sich nicht nicht nur eine Person. Alle haben Verantwortung.

Nach den Skandalen und Enthüllungen der letzten Jahre ist das eine erstaunlich moderne und progressive Sichtweise in einem Genre, das sich alter Schrecken bedient. Vielleicht ein gutes Zeichen dafür, dass wir sie nicht wirklich loswerden, solange wir sie ignorieren.

The Excavation of Hob‘s Barrow ist auf Steam, GOG und der Switch erhältlich. Für einen guten Grusel ist das Spiel auf jeden Fall gut und daher eine klare Empfehlung von mir.

Christian: Als Kind der 1980er bin ich auch ein Kind des VHS-Zeitalters. Videokassetten in den Büchertaschen waren keine Seltenheit und Sessions, in denen man mit Scart-Steckern Filme überspielte, waren tagesfüllende Freizeitbeschäftigung für Schlechtwettertage. Neben so Granaten wie L.A.N.C.E. – Stirb niemals jung, Freitag der 13. Teil 7 oder Interceptor (kennt das Zeug noch jemand?) kam man natürlich auch in den Genuss von Werken wie  Studhunters – Exzesse in L.A.

Das war kurz nach der Ära, an die ich mich auch noch erinnern kann, damals ’81, als im Kinoprogramm bei manchen Filmen in Klammern der Hinweis „ein Beate Uhse-Film“ stand und ich mich fragte, wieso die „Beat“ mit „e“ schreiben, und was heißt überhaupt dieses „uhse“. (In einem Land, wo „Beatles“ mit „Pilzköpfe“ übersetzt wurde, passiert sowas.) Heute denke ich jedes Mal, wenn mir so ein extremer Fall von Begriffsstutzigkeit über den Weg kommt, an Garth Ennis‘ „Arseface“, wie der sich in einem Preacher-Comic verwundert die Frage stellt, „What does arse mean?“ (bzw. auf deutsch „Was ist denn ein Zäpfchen?“).

Den Film Studhunters muss man nicht gesehen haben, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich ihm nicht doch einiges abgewinnen konnte. Der Soundtrack dieser „spritzigen erotischen Filmkomödie“ (so der Text auf dem Schallplattencover) dagegen kann sich auch 40 Jahre später noch hören lassen. Der Titelsong von Susi Munro hat diese Energie, die ich sonst eher von Giorgio Moroder-Produktionen wie dem Soundtrack von Flashdance erwarte. So wird jede Tanzfläche voll. Manchmal findet man Schätze an den seltsamsten Orten. Eine Top-Version dieser Soundtrack-Granate findet man hier auf YouTube.

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