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Links der Woche 23/16: Anhören und angehört werden

Eine ziemlich wilde Mischung haben wir diese Woche, mit Stücken zum Lesen, zum Hören und zum Gucken, von Politik über Manga zu Fix und Foxi, und von Illu-Spielereien bis zu Video-Essays.

„Wir brauchen eine eigenständige Comicförderung“
Der Tagesspiegel, Lars von Törne
Das Landesparlament von Berlin hatte heute im Kulturausschuss eine Anhörung zur Comicförderung auf der Tagesordnung. Als Gast nahm Stefan Neuhaus teil, Vorsitzender des Deutschen Comicvereins e.V., der sich im Anschluss an die Veröffentlichung des Comic-Manifests von 2013 gegründet hat. Im Interview beschreibt er die Hauptziele des Vereins. Die Anhörung selbst, von der Der Tagesspiegel ebenfalls berichtet, dauerte knapp 50 Minuten und endete in Sachen Förderung recht eindeutig: „Kulturstaatssekretär Tim Renner erteilte dann – freundlich im Ton, aber bestimmt in der Sache – den Wünschen nach mehr Comicförderung in Berlin eine klare Absage.

Knallbunt und mit riesigen Augen
Kulturradio vom RBB, Andrea Heinze
„Emanzipation im japanischen Manga“ lautet der Untertitel dieser halbstündigen Radiosendung. Es geht um Manga für Mädchen und junge Frauen und das darin vermittelte Frauenbild. Zum Glück widersteht der Beitrag der Versuchung, allzu sehr zu pauschalisieren; er weiß durchaus zu differenzieren und berücksichtigt auch kulturelle Unterschiede zwischen Japan und dem Westen.

Abbildung aus „Hockey Homo“ von Yaa

Abbildung aus „Hockey Homo“ von Yaa

Fanfictions, Doujinshi und die deutsche Szene
Dreimalalles, Karoline „kikidergecko“ Busse
Ein Text der sich als Ergänzung zu einem anderen versteht, nämlich zu dem Artikel „Fantasien ohne Vorurteile: Wie Fanfictions Frauen empowern“ von Mina Banaszczuk bei Broadly. Dieser beschäftigt sich mit erotischer bis pornografischer Fanfiction und erklärt, warum sich deren AutorInnen und LeserInnen nicht schämen müssen. Es geht aber „nur“ um geschriebene Texte – Comics, bzw. Manga und Dōjinshi und das darin so populäre Genre Boys‘ Love kommen nicht vor. Daher schließt Karoline Busse nun an Banaszczuks Text an und führt ihn mit Blick auf die Dōjinshi-Szene fort.

Rolf Kaukas Comic-Imperium
Bayern 2 Land und Leute, Ulrich Zwack
Und noch ein halbstündiges Radiofeature: Die Sendung Land und Leute des Bayerischen Rundfunks beschäftigt sich mit der Geschichte von Fix und Foxi und ihres Erfinders und Verlegers Rolf Kauka (MP3, 24 Minuten).

Das Ende in der Altpapiertonne
Titel-Kulturmagazin, Andreas Alt
Zusammenfassung einer Diskussionsrunde auf dem Comic-Salon Erlangen: Drei Comicsammler diskutierten dort mit Initiator Eckart Sackmann über die Frage, was aus großen Comicsammlungen nach dem Ableben ihrer Besitzer passiert und wie man – mit Unterstützung von Museen, Archiven und Bibliotheken – ein solches kulturelles Erbe für die Nachwelt und die Öffentlichkeit erhalten könnte.

Der Comic als Form von Gesellschaftsanalyse? Die Bloggerin Nadja Hermann („Erzählmirnix“) im Interview
Soziologiemagazin, Sarah Kaschuba
Ein längeres Interview mit der Verhaltenstherapeutin und Bloggerin Nadja Hermann, die mit ihrem Strichmännchen-Webcomic Erzählmirnix ein sehr großes Publikum erreicht und damit auch schon manches Mal angeeckt ist.

„Nichts ist so konkret und doch so offen“
Bookster, Jakob Hofmann
Die Frankfurter Website Bookster haben wir hier schon öfter verlinkt, denn immer wieder stellt das Online-Magazin, das sich im weitesten Sinne mit „Buchmenschen“ aus Frankfurt beschäftigt, auch Vertreter der Comicszene vor. Der aktuelle Beitrag ist ein Porträt von Christopher Tauber, der sowohl als Verleger (Zwerchfell) als auch als Autor (Die Toten) und als Zeichner (Die drei ???) aktiv ist.

Die Jaja-Papierkonsole
Jaja Verlag
Der Jaja-Verlag hat sich ein nettes Spiel ausgedacht und als Blog umgesetzt. Die „Papierkonsole“ ist eine Variante von „Stille Post“ mit dem Unterschied, dass man nicht Sätze von Ohr zu Ohr flüstert, sondern ein Satz von IllustratorInnen als Bild umgesetzt wird, danach aus dem Bild wieder ein Satz und aus diesem Satz wieder ein neues Bild wird.

Strip Panel Naked
YouTube, Strip Panel Naked
Das Genre des „Video-Essays“ ist bei ambitionierten Filmfans sehr beliebt: Kundige Leute wie Tony Zhou (Every Frame a Painting) oder Kevin B. Lee analysieren bestimmte Filme oder Eigenheiten von Regisseuren und zeigen das Besprochene direkt in Ausschnitten. Dass so etwas auch gut mit Comics geht, zeigt der neue YouTube-Kanal „Strip Panel Naked“, dessen Macher sich auf bestimmte Aspekte der Erzählweise einzelner Comics konzentriert und diese seziert. Drei Videos gibt es bereits, das jüngste will aufzeigen, wie Brian K. Vaughan in Saga mit Dialogen die Handlung vorantreibt:

40 Peanuts in the Desert
j. orion ART, Jesse Orion
Was passiert, wenn man die Peanuts mit 40 Days dans le Désert B kreuzt, einer Serie von Schwarzweiß-Zeichnungen von Mœbius, die im Jahr 2000 als Buch herauskam? Jesse Orion hat’s in seinem Mash-Up ausprobiert.

Akira
Arte +7, Katsuhiro Otomo
Auf Arte lief am Sonntag abend im Rahmen eines Animationsfilm-Schwerpunkts der Anime-Klassiker Akira von Katsuhiro Otomo, dessen Erfolg maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Anime und Manga im Westen wahrgenommen werden. Eine Woche lang, bis zum 19.6., ist der Film auch komplett im Stream bei Arte +7 zu sehen, in der Nacht vom 21. auf 22. Juni folgt dann nochmal eine Wiederholung im Fernsehen. Passend dazu ein Artikel, der letzte Woche bei Comics Alliance erschien und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Otomos Mangaserie und seinem gleichnamigen Film eingeht: „Screen & Page: Grappling With The Legacy of ‚Akira'“ (für eine gründlichere Auseinandersetzung mit Comic und Manga auf Deutsch empfehlen wir Michel Decomains Artikel im Comicgate-Magazin 7).

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