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Links der Woche 6/15: Angoulême, Sammlersorgen und DCs Mut zur Vielfalt

Schon in der letzten Ausgabe gab es etliche Links zum Comicfestival in Angoulême, in der letzten Woche sind noch einmal etliche dazugekommen. Nach dem Ende des Festivals am Sonntag brachten die Medien zusammenfassende Überblicksartikel:

Warten auf etwas Neues
Neue Zürcher Zeitung, Christian Gasser
Angoulême zum Ersten: “Man hat den Eindruck, dass die Szene auf etwas Neues wartet, auf einen Aufbruch, ob er nun wirtschaftlich ist oder künstlerisch, aber niemand will der Erste sein, der etwas Neues wagt. Also macht man weiter wie bisher.”

Ein Preis für die Meinungsfreiheit
Berliner Zeitung, Jutta Harms
Angoulême zum Zweiten: “Der Preis für das Beste Album ging an Riad Sattouf für L’Arabe du Futur, die Geschichte seiner Kindheit in Libyen und Syrien als Sohn eines syrischen Vaters und einer französischen Mutter. Sattouf zeichnet sich durch seinen bissigen Humor aus und hat mehrere Jahre für Charlie Hebdo gearbeitet – so kann man diese verdiente Auszeichnung für einen der erfolgreichsten französischen Comics der letzten Zeit auch als Kommentar zur aktuellen Lage ansehen.”

Überall Charlie Hebdo
Süddeutsche Zeitung,Heiner Lünstedt
Angoulême zum Dritten: “Die schiere Menge der Exponate [in der Charlie Hebdo-Ausstellung] macht deutlich, wie in den letzten fünf Jahrzehnten mit schöner Regelmäßigkeit alle und jeder provoziert wurden. Dass nach dem Anschlag ein ganzes Land verkündete, Charlie zu sein, wirkt angesichts dieser Titelbilder nicht mehr pathetisch – immerhin lagen sie deutlich sichtbar an allen Zeitungskiosken.”

Immer wieder am Checkpoint „Charlie“
Frankfurter Allgemeine, Andreas Platthaus
Angoulême zum Vierten: “Überall stieß man in den vier Festivaltagen auf Checkpoints „Charlie“, im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinne. Denn was die Sicherheitsschleusen, Leibesvisitationen, Taschenkontrollen und Metalldetektoren nicht aufspüren konnten, was aber umso vehementer verlangt wurde, war eine unbeugsame Haltung gegenüber der Gefahr.”

Tobisch – Graphic Novel
Startnext, Annette Köhn
Der kleine Berliner Jaja-Verlag hat schon öfter positive Erfahrung mit Crowdfunding gemacht. Nun nutzt er das Instrument einmal mehr zur Anschubfinanzierung eines neuen Comics: Tobisch von Joachim Brandenberg, die Adaption einer Kurzgeschichte des US-Autors O. Henry, soll bereits im März erscheinen. Noch bis zum kommenden Freitag läuft die Kampagne, mit der 2.000 Euro gesammelt werden sollen, um einen Teil der Druckkosten zu decken.

#015 #nerdgirlsinNYC
Megamagisch, Arne Eilermann, Sarah Burrini und Anne Delseit
In einem zweistündigen Podcast berichten Comiczeichnerin Sarah Burrini und Comicjournalistin und -autorin Anne Delseit über einen gemeinsamen Trip nach New York zur NYCC, der großen Comic-Convention, die dort jährlich stattfindet.

Was macht man, wenn man einen Teil seiner Sammlung verkaufen will?
Sammlerherz-Forum, Eckhardt Walter
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Sammlerherz, dem “Magazin für den Comic- und Nostalgiefreund”, erschien ein Artikel über die Nöte von Comicsammlern, denen sie begegnen, wenn sie sich entschließen, Teile ihrer Sammlung zu verkaufen. Ein schöner Gegenpol zu den derzeit wieder öfter auftauchenden Artikeln über “Comics als Wertanlage”, wenn hier nüchtern festgestellt wird, dass viele alte Comics, die man für viel Geld erstanden hat, sich nur für geringste Beträge oder gar nicht wiederverkaufen lassen. Im Sammlerherz-Forum bei comicguide.net ist der komplette Artikel lesbar.

Die Zukunft ist gezeichnet
Huffington Post, Manuel Simbürger
Buffy war das erste prominente Beispiel: Die Fernsehserie war abgeschlossen, aber als Comic wurden die Geschichten mit neuen Staffeln weitererzählt. Dieser Artikel nennt weitere Beispiele für diese Form der Serienfortführung und erklärt, was sie von reinen Begleitserien (“all die gut gemeinten, aber am Ende meist doch nur belanglosen Add-On-Comics”) unterscheidet.

Sind Comics Kunst? Zu Besuch in einem Comicshop in Berlin
YouTube, Die Klugscheisserin
In der Reihe “Lisa on Tour” auf dem YouTube-Channel „Die Klugscheisserin” geht es in der aktuellen Folge um Comics aus der Sicht eines totalen Neulings. Lisa besucht dazu den Berliner Comicladen Modern Graphics und lässt sich von Besitzer Michael Wiessler Einstiegsliteratur empfehlen. Inhaltlich nicht sehr viel anders als ähnliche “Comics für Einsteiger”-Berichte in TV, Radio oder Presse, aber im Unterschied dazu gibt es hier richtig viel Feedback in den Kommentaren.

Sex & Kraken? Alles über Tentakel-Erotik!
Arte Creative, Adrien Pavillard
12-minütige Kurzdoku über das Phänomen der Tentakel-Erotik (Shokushu), das in Japan auf eine lange Geschichte zurückblickt und auch im Mangabereich eine Rolle spielt. Das Video lässt sich aus Jugendschutzgründen erst ab 23 Uhr abspielen, so dass dieser Link hier ausnahmsweise mal ungeprüft steht.

Dix ans de platitude : comment les gros éditeurs ont tué le „roman graphique“
BibliObs, Jean-Christophe Menu
Ein Beitrag von Jean-Christophe Menu, der als Mitbegründer von L’Association großen Anteil an der Erneuerung der französischen Comicszene hatte, sich aber inzwischen im Streit von dem Verlag getrennt hat, im Magazin Kaboom – das Nachrichtenmagazins L’Obs (ehemals Le Nouvel Observateur) präsentiert einen Auszug daraus. Menu zeigt sich enttäuscht und frustriert vom aktuellen Comicmarkt. Nach dem Aufkommen von alternativen Comics mit eigenständigen Themen hätten die etablierten Verlage das neu entstandene Graphic-Novel-Segment übernommen und aus einem bunten Experimentierfeld abermals einen standardisierten Mainstream gemacht – genau das, wogegen L’Assocation & Co. in den 1990ern angetreten waren. Oft zähle nur noch der “Pitch”, der thematische Aufhänger, so dass überwiegend Biografien oder Comics zu sozialen Themen auf den Markt kommen. Eine knappe Zusammenfassung des Textes in deutscher Sprache findet man im Comicguide-Forum.

Promobild von Ben Caldwell für die neue Serie „Prez“ , © DC Comics

Promobild von Ben Caldwell für die neue Serie „Prez“ , © DC Comics

DC Entertainment Announces New Books, New Creators, Broader Focus for the DC Universe
DC Comics
Knapp vier Jahre nach dem kompletten Neustart des DC-Universums (“The New 52”) wird der Superheldenverlag, der gerade von New York nach Kalifornien umzieht, im Juni 2015 erneut einen Relaunch vollziehen: Man verabschiedet sich von der fixen Zahl von 52 monatlichen Serien (die ohnehin nie so genau eingehalten wurde), lässt nur noch 25 Stammserien weiterlaufen und startet dafür 24 neue (hier die vollständige Liste). An dieser Stelle könnte man bereits gähnend abwinken, denn ständige Relaunchs, Reboots und Neustarts sind inzwischen im US-Superheldenmainstream schon eher die Regel als die Ausnahme.

Bei genauerem Hinsehen ist die Ankündigung aber doch interessant: DC will sich tatsächlich breiter aufstellen und der Diversität eine Chance geben. Während bei den New 52 ein zeichnerischer “House Style” vorherrschte, Autoren und Zeichner scheinbar beliebig ausgetauscht wurden und generell alles von einem sehr düsteren Ton getragen war, verspricht das DC-Universum nach “Divergence” abwechslungsreicher zu werden. AutorInnen, die eher selten im Superheldenbereich arbeiten (Gene Luen Yang, Garth Ennis, Ming Doyle), Mut zu individuelleren Zeichenstilen und ein Bekenntnis zu mehr Humor in manchen Serien. Es gibt mehr Frauen, mehr Schwarze und mehr Asiatisch-stämmige unter den Kreativteams. Es ist das erklärte Ziel, neben der Superheldenstammleserschaft neue Zielgruppen zu erreichen und man scheint nun auch bei DC verstanden zu haben, dass man dafür nicht nur immer mehr vom immer Gleichen anbieten darf.

February 2015: International Graphic Novels: Volume IX
Words Without Borders
Das internationale Online-Literaturmagazin Words Without Borders bringt einmal im Jahr eine Ausgabe, die überwiegend aus Reportagen in Comicform besteht. Die diesjährigen Beiträge, zum Teil Ausschnitte aus längeren Werken, stammen aus Korea, Italien, Frankreich und Spanien und handeln u.a. vom Völkermord in Ruanda, der Erfindung des Kreuzworträtsels und dem Leben des Schriftstellers Gabriel García Márquez.

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