Jean Michel Charlier war einer der bedeutendsten Autoren klassischer frankobelgischer Comics. Seine Abenteuergeschichten um Piloten, Piraten, Pfadfinder, Privatdetektive und Kavalleriesoldaten überzeugen bis heute durch geschickt konstruierte Plots und Cliffhanger; als Szenarist spannender Geschichten erscheint er mir bis heute unerreicht. Allerdings muss man als modern denkender Mensch Charliers Erzählungen als guilty pleasure betrachten, die mit modernen Überzeugungen mitunter in Konflikt stehen. Zu unreflektiert ist die Darstellung des Soldaten als Held, zu selbstgefällig die Überzeugung der Hauptfiguren, stets auf der richtigen Seite zu stehen. Jean Michel Charliers Comics idealisieren ein Männlichkeitsbild, das ich nicht per se als negativ oder gar „toxisch“ bezeichnen möchte, im Gegenteil denke ich, dass man sich von einigen der klassischen Tugenden, die in den Comics vermittelt werden, durchaus inspirieren lassen kann, seien es Durchhaltevermögen, Enthaltsamkeit, Improvisationstalent oder schlichtweg technisches Know-how. Problematisch hingegen ist die Empathielosigkeit und Kälte, die Charlier in allzu vielen seiner Geschichten an den Tag legt. Unmöglich, hier eine Trennlinie zwischen dem Autor und seinen Figuren zu ziehen, in der Summe seines Schaffens drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass man …