Als Dmitry Glukhovsky seinen Roman Metro 2033 russischen Verlagen anbot, kassierte er nur Absagen. Vier Jahre später, 2007, hatte er mehr Erfolg. Seitdem hat er zwei Nachfolger verfasst, es gibt mehrere Computerspiele und weitere literarische Erweiterungen des „Metro-Universums“ durch andere Autor*innen. Und nun auch ein Comic.
Atomkriege sind ja dank neuer Bedrohungen ein wenig out, aber der Roman ist ja auch schon ein paar Jahre älter. Also, ein Atomkrieg hat die Welt in Schutt und Asche gelegt, und die Überlebenden richten sich nun in der Tabula-rasa-Weltordnung so ein, wie sie es von vor der Katastrophe kennen – chaotisch und gewaltsam. Die Handlung spielt in einem zukünftigen Moskau, genauer genommen unter dessen kontaminierter Oberfläche, denn die Überlebenden haben sich in die Dunkelheit der U-Bahn-Schächte zurückgezogen.
Das postapokalyptische Szenario von Metro 2033 mit seinen Überlebenden im öffentlichen Verkehrsbetrieb erinnert zwangsläufig an Snowpiercer (1982, Fortsetzungen 1999, 2000 und 2016). Dort vegetieren die Überlebenden in einem Zug, der durch die strahelnde Helligkeit des ewigen Eises rast, hier hausen sie im finsteren Untergrund des Moskauer U-Bahn-Netzes, dessen Knotenpunkte Bastionen widerstreitender Ideologien sind.
Die wie in der Savanne campierenden Cowboy-Typen – Dreitagebart und Kippe im Mundwinkel, fast ahnt man, einen jungen Blueberry in der russischen Untergrundbahn zu begleiten – müssen sich gegen die im Dunkeln lauernden Monster zur Wehr setzen, vor allem die Ratten, aber auch dubiose im botanischen Garten lebende schwarze Monster. Wären das nicht schon genug Bedrohungen für einen 24-Stunden-Tag, kommen noch die verschiedenen Gruppierungen der schlimmsten Spezies, Bestie Mensch, hinzu: Satanisten, Sektierer und Neofaschisten.
Artjom, der russische Futuro-Cowboy im Zentrum der Handlung, erhält einen Auftrag und macht sich auf den Weg. Mit großer Selbstverständlichkeit werden wir in eine fremde Welt geworfen, in medias res. Als Leser*in stolpert man durch die Ereignisse, immer zwei Schritte hinter der Hauptfigur. Am Ende erreicht Artjom sein Ziel, und der zweite Band verspricht Hakenkreuze.
Peter Nuyten ist bislang bei Splitter als Zeichner einer Western-Serie (Apache Junction 1–3) und der historischen Serie Auguria in Erscheinung getreten. Hatte Nuyten der Landschaft vor allem in Apache Junction noch eine immense symbolische Bedeutung beigemessen, verfällt die Kulisse von Metro 2033 in aschgraue Tunnel, steingraue Wände, ockerbraune Böden und tiefschwarze Hintergründe. „Landschaft“ im engeren Sinne ist dies nicht, aber die Szenerie ist dennoch Ausdruck einer Welt, deren Prognosen, tja, düster sind.
Drei weitere Bände sollen folgen, verspricht Sven Jachmann in seinem Nachwort, das darüber hinaus einen Einblick in die Entstehungsgeschichte und ebenso in Nuytens Werkstatt gewährt. Wie bei Tsutomu Niheis Blame hinterlässt der erste Band noch etwas Ratlosigkeit bei mir, weil die Erzählung mich diese postapokalyptische Welt noch nicht hat erschließen lassen. Die Figuren, deren Motive, deren gesellschaftliche Rollen, überhaupt die gesamte neue Weltordnung in Metro 2033 ist noch nicht sehr anschaulich geworden. Mal sehen, was der zweite Band verspricht.
Weltuntergang reloaded
Splitter Verlag, 2019
Text und Zeichnungen: Dmitry Glukhovsky & Peter Nuyten
Übersetzung: Axel Rothkamm
60 Seiten, schwarz-weiß oder Farbe, Softcover oder Hardcover
Preis: 16 Euro
ISBN: 978-3-96219-412-3
Leseprobe
1 Kommentare