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Batman: Damned 1

Mit Batman Damned startet Panini das neue „Black Label“-Imprint des DC-Verlags. Eine Produktserie mit diesem Namen steht für Exklusivität: „Black Label“ lässt an Herrenparfums denken, an Whisky, Zigarren, Abendgarderobe, dunkle Schokolade und Edelpornos. Das muss nicht zwingend männlich konnotiert sein, aber doch schwingt immer ein Hauch von Erotik mit. „Black Labels“ richten sich grundsätzlich an Erwachsene.

Alle Abbildungen: © Panini Comics

So erscheint die Entscheidung nur folgerichtig, Brian Azzarello eine Batman-Geschichte für das neue Label schreiben zu lassen. Azzarello hat bereits in seinem Hellblazer-Run gezeigt, dass er gerne Geschichten in abgründigen, erotischen Milieus erzählt und auch seine Gangstermär 100 Bullets enthielt eine Menge Erotik, Sex und eine nicht unerhebliche Dosis sexualisierte Gewalt. Schon der Name Azzarello verleiht dem Black Label eine sado-masochistische Aufladung. Dem Autor eilt ein Ruf voraus, von dem das neue Konzept nur profitieren kann. Entsprechend war die erste Ausgabe von Batman: Damned auch der erste Batman-Comic, in dem Batmans Penis zu sehen war, jedenfalls in der ersten Druckversion, die binnen Kurzem zum begehrten Sammelobjekt wurde und wohl weniger oft gelesen, als vielmehr „bagged and boarded“ als Spekulationsobjekt gelagert werden dürfte. DC ließ indessen verlauten, dass Batmans aus dem Schatten seines Körpers herausleuchtender Penis in zukünftigen Nachdrucken retuschiert bleiben soll, da dieses Detail die Story nicht voranbringt und nur vom Wesentlichen ablenkt. Schade. „Sex and Violence“ wäre durchaus adäquat für ein Black-Label-Imprint gewesen, jetzt ist es doch wieder nur „Violence“. Damit straft DC leider auch das vollmundige Versprechen Azzarellos Lügen, der über Batman: Damned sagte, „…wir machen hier keinen Batman, der aus der Rolle fällt. Er spielt jetzt nur auf HBO.“ HBO ohne Sex also? Game of Thrones ohne Sex, weil Sex die Handlung nicht voranbringt? Boardwalk Empire ohne Sex? Es klingt wie ein Witz. Es macht mich traurig.

Batmans Penis lenkt nur von der Handlung ab. Bei seiner Rückseite hatte man offensichtlich weniger Bedenken. Wenn’s der Handlung dient …

Dennoch kann sich Batman: Damned auch in der vorliegenden, zensierten Fassung sehen lassen. Lee Bermejos Bilder sind für ein großes Format gedacht und haben eine beeindruckende Präsenz. Seine düstere Straßenschluchten erinnern an New-York-Thriller der 1970er Jahre, wie man sie in Filmen wie William Friedkins Cruising oder Martin Scorseses Taxi Driver zu sehen bekommt. Bermejos Stil ist sehr körperbetont und bildet gemeinsam mit Brian Azzarellos Erzählhaltung eine perfekte Einheit, die in ihrer Ästhetik andere Wege beschreitet als reguläre Batman-Vehikel.  Auch ungeachtet dessen, ob nun Batmans Penis ausgeschwärzt wird oder nicht, ist dieser Batman „for adults“, entsprechend ist es doppelt ärgerlich, dass man sich auf diese kindische Querele eingelassen hat.

Azzarellos Story bleibt im ersten Teil der Geschichte rätselhaft, ist aber von Beginn an dynamisch und packend. Es geht mehr oder weniger darum, dass Batman sich mit düsteren Erinnerungen aus seiner Kindheit herumschlägt und ihm dabei einige Figuren des DC-Universums über den Weg laufen, die der Magie- und Mystery-Ecke zuzuordnen sind. Vor allem John Constantine nimmt sehr bald eine zentrale Rolle ein, ebenso bekommen aber auch die Zauberin Zatanna und der Geist Deadman wichtige Auftritte, so dass man sich fast in einem Relaunch der Justice League Dark wähnt. Das alles wäre beinahe vorbehaltlos zu genießen, wenn nur die Zwischentexte nicht wären. Ich werde mich wohl nie an die verschwurbelte Sprache der DC-Comics gewöhnen können, die geschmeidige Bilder und rasantes Erzählen mit holprigen inneren Monologen koppelt. Leider ist Azzarello, was diese Stilelemente angeht, nicht immer geschmacksicher, vollkommen gekillt wird dessen eigenwillige Prosa dann noch vom Übersetzer. An mehr als einer Stelle wundert man sich als Leser über das esoterische Geschwafel und fragt sich zudem, wer hier gerade spricht. Ist es Azzarello? Ist es John Constantine? Oder immer wieder jemand anders?

Abgesehen davon erreicht die erste Nummer von Batman: Damned ihr Ziel und man wartet am Ende gespannt auf die Fortsetzung. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht zu schnell wieder vorbei ist mit dieser reizvollen Prämisse. Das Setting hat Potenzial für mehr als nur eine Miniserie.

Erwachsenenlabel zerschellt an amerikanischer Prüderie. Dennoch ein sehenswerter Auftakt.

7von10Batman: Damned 1
Panini Comics, 2019
Text: Brian Azzarello
Zeichnungen: Lee Bermejo
Übersetzung: Josef Rother
60 Seiten, Farbe, Hardcover
Preis: 12,99 Euro
ISBN: 978-3741611537
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