Autor: Jons Marek Schiemann

Königliches Blut: Isabella – Die Wölfin von Frankreich 1

Die neue Reihe Königliches Blut besitzt einen lobenswerten konzeptuellen Ansatz, der bislang oft vernachlässigt wurde – nicht nur in Comics und anderen Medien, sondern durchaus auch in der Geschichtsschreibung selber. Das gilt besonders für gekrönte Häupter: Von wenigen Königinnen abgesehen, wie etwa Elizabeth I. von England, Kleopatra oder Maria Stuart aus Schottland, stehen die Frauen fast immer im Schatten ihrer Männer und geraten selten in den Fokus der Öffentlichkeit oder gar der Historiker. Wer kennt die Ehefrauen der römischen Cäsaren? Oder diejenige von Karl dem Großen? Man könnte höchstens noch die Gattinnen des englischen Königs Heinrich VIII. aufzählen (wenn man die Serie Die Tudors gesehen hat). Dabei traten je nach historischer Situation die Frauen immer wieder gleichbedeutend neben ihre gekrönten Gatten. Wie etwa Isabella von Spanien, die Medicis in Frankreich zu Zeiten der Hugenottenkriege, Lucrezia Borgia in Italien oder auch Maire Antoinette zu Beginn der französischen Revolution. Sie alle spielten eine besondere Rolle, doch ansonsten verschwinden die Frauen oft in den Tiefen der Historie.

Low 1 – Stadt ohne Hoffnung

Es mag sehr zynisch klingen, aber manchmal drängt sich der Gedanke auf, dass Künstler ihre Macken behalten sollten, um produktiv zu bleiben. So kann man durchaus behaupten, dass die Heavy-Metal-Truppe Metallica keinen guten Song mehr geschrieben hat, seit Sänger und Gitarrist James Hetfield aufgehört hat zu trinken. Was wäre ein Bukowski ohne seinen Suff, Hemingway ohne seine Jagd und ein Hitchcock ohne seinen Voyeurismus? Nun kann man den amerikanischen Comicautor Rick Remender nicht unbedingt mit solchen Größen unter den Kulturschaffenden vergleichen, zu sehr ist er im Genre verankert, aber man bemerkt zur Zeit eine deutliche Verschiebung seines Oeuvres. Was an sich nicht verkehrt wäre, wenn es denn nicht so aufdringlich ausfallen würde.

Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest? Da mögen die meisten nur an den gleichnamigen Disney-Film von 1991 denken, der die für den Mäusekonzern übliche Mixtur aus Märchenmotiven, Musik, Witz und romantischem Kitsch beinhaltet. Dabei ist die Story um die junge Frau, die einem Biest als Opfer dargebracht wird und sich in ihn verliebt, da sie hinter sein Äußeres sehen kann, wesentlich älter. So gab es schon 1946 eine französische Verfilmung mit Jean Marais und Josette Day. Diese war sehr viel düsterer als die amerikanische Version und beinhaltete auch einen mehr als leichten Touch Gothic Horror, rührte aber die zentrale Aussage nicht an. Beide Filme basieren auf dem französischen Märchen La Belle et la Bête, welches um 1740 niedergeschrieben worden war. Dieses wiederum soll auf einer wahren Gegebenheit beruhen. Pedro Gonzalez (1537-1618) war am ganzen Körper behaart und galt demnach als eine Art Monster. Er wurde zwangsverheiratet, führte aber eine glückliche Ehe, da seine Frau seinen Charakter und sein Wesen zu schätzen wusste und die Person an sich liebte, nicht die äußere Gestalt.

Caravaggio 1 – Mit Pinsel und Schwert

Eine Comicbiographie eines Malers? Das dürfte für die meisten potenziellen Leser eher abschreckend wirken. Man könnte denken, dass Biographien von Malern oder auch Schriftstellern wenig ergiebig wären, da sie immer nur an der Staffelei oder am Schreibtisch sitzen und nur wenig erleben. Aber auch diese Künstler brauchen ihre Anregungen, die sie sich von außen, aus dem Leben, holen. Zudem gibt es immer auch Ausnahmen. Bei den Schriftstellern ist das etwa Ernest Hemingway und bei den Malern eindeutig Caravaggio.

Weiß wie der Mond

Es mag viele überraschen, dass in den letzten Jahren ab und zu Reiseliteratur in Comicform erscheint. Dabei ist dieses Medium im Grunde prädestiniert dafür. Romane oder rein schriftliche Reiseberichte können „nur“ die Fantasie des Lesers anregen, dieser muss sich anhand der Beschreibungen selbst ein Bild von den Örtlichkeiten machen. Dokumentarfilme, filmische Reiseberichte und Fotobücher können die Ansichten zwar optisch vermitteln, aber für die subjektiven Eindrücke der Autoren braucht es zusätzliche Beschreibungen. Man muss sich also wieder auf das Wort verlassen, welches die Bilder anreichert. Womit man direkt beim Comic wäre: Denn bereits die Art der Gestaltung der Bilder ist eine Interpretation und gibt die Wirklichkeit nicht eins zu eins wieder, wie es etwa Filme und Fotos suggerieren, sondern so, wie sie der Maler bzw. Zeichner empfunden hat. So besitzen sie von vornherein gar nicht den Anspruch der Objektivität. Natürlich kommt man auch hier nicht ohne beschreibende Worte aus, aber sie betreffen weniger den Gegenstand an sich, sondern die von ihm ausgehende Impression.

Helena – Erstes Buch

Der französische Comicautor Jim (alias Téhy) ist ein Spezialist für Untersuchungen zwischenmenschlicher Beziehungen. In seinen Werken wie Die Einladung, Sonnenfinsternis oder Süße Versuchung stehen stets die komplexen Beziehungen zwischen Männern und Frauen im Mittelpunkt. Aber man griffe zu kurz, würde man ihn nur darauf beschränken. Es geht hier nicht um Soap Operas, sondern um die Gefüge zwischen unterschiedlichen Menschen, seien es Partner, Freunde oder Familienangehörige. Dabei geht es immer auch um unangenehme Wahrheiten und Lügen.