In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Christian: Ich habe kürzlich die Gesamtausgabe von Natascha für mich entdeckt. Die Reihe mochte ich schon früher sehr gerne, aber sie hat auch den Test der Zeit gut bestanden. Natürlich sieht die kurvige Natascha erst mal aus wie eine Jungenfantasie, aber im Gegensatz zum Zeichner Dany mit seinen unlustigen sexy Cartoons (von Dany ist nur Oliver und Columbine halbwegs erträglich) hat Francois Walthéry seiner Figur mehr Persönlichkeit und mit der Figur des Kollegen Walter einen gut ausgearbeiteten Sidekick mit auf den Weg gegeben. Auch sind die Krimiplots (teilweise von Maurice Tillieux) spannend, vor allem aber ist Walthérys Grafik atemberaubend. Nicht nur seine Figuren, auch die europäischen Landschaften und Städte sehen hinreißend und authentisch aus. Im Buch 1 der Gesamtausgabe kann man zudem gut nachvollziehen, wie Walthéry zu seinem dynamischen Stil fand. Die vierte Geschichte mit dem Titel „Gefährliche Fracht“ ist ein visueller Rausch. Hier treffen in einer einzigen Panelreihe Speedlines wie bei Otomo, Glassplitter wie bei Frank Miller und franko-belgische Figuren aufeinander und ergeben einen Stilmix, den man fast schon visionär nennen kann. Kurz zusammengefasst: Ich halte die ersten vier Natascha-Bücher für spektakulär.
Mit Francois Walthérys Nachfolgereihe Rubine konnte ich dagegen leider nie viel anfangen.
Stefan: Die Simpsons-Anhänger mussten kürzlich eine schlechte Nachricht ertragen (Bongo Comics stellt den Betrieb ein und beendet die Simpsons-Comics), dafür gibt es gleich zwei gute Neuigkeiten: es soll einen zweiten Kinofilm um Homer und seine gelbe Familie geben und mit Disenchantment startete diesen Freitag eine neue Serie von Matt Groening auf Netflix. 10 Folgen hat die erste Staffel, gut 20 Minuten pro Episode und ca. 40 Minuten für den Piloten.
Das Konzept: Futurama trifft Game of Thrones. Wie schon in Groenings Zukunftsvision wird auch in dieser Mittelaltervariante der Simpsons die 3D-Animation etwas zu inflationär eingesetzt. Die Serie setzt verstärkt auf seine weibliche Hauptfigur und folgt dem Trend, auf weibliche Comedians zu setzen. Protagonisten Beanie spielt mit weißen Haaren auf Daenerys aus Game of Thrones an. Sie und ihre beiden Freunde, ein Dämon und Elfo, verbindet der Status des Außenseiters. Mit Humor entzaubert Groening verkitschte und unrealistische Stereotypen. Bei den Simpsons wurde das Ideal der amerikanischen Familie dekonstruiert und in Futurama haben wir gelernt, dass die Zukunft nicht zwangsläufig besser werden wird. Disenchantment stellt das Mittelalter ziemlich modern dar. Die Anspielungen, allein im Piloten, sind eine helle Freude. Der Humor ist zumindest zu Beginn etwas verhalten. Amy Schumer, Sarah Silverman und Iliza Shlesinger sind deutlich lustiger. Wo Futurama noch mit Ideen überrascht hat, ist Disenchantment zwar nicht innovativ, aber unterhaltsam.
Niklas: Mit drei Jahren gehörten die Zeichentrickserien wie Tim und Struppi und Prinz Eisenherz zu meinen ersten großen Lieben. Die Abenteuer des jungen Reporters habe ich mir in den letzten Wochen noch mal angesehen und ich muss sagen, dass die Serie gar nicht so schlecht gealtert ist. Natürlich hat sie ihre Schwächen: manche Geschichten funktionieren im Original besser (wie zum Beispiel der Fall Bienlein) und für die Nebenfiguren scheint man nur drei Sprecher gefunden zu haben. Wenn zum Beispiel Versicherungsvertreter Fridolin Kiesewetter die gleiche Stimme hat wie Tims Erzfeind Rastapopoulos, reißt mich das schon ein bisschen aus der Immersion raus. Auch die Animation ist gerade in den ersten Folgen nicht immer gut. Vor allem Schnurrbärte verschwinden immer wieder aus den Gesichtern ihrer Träger oder tauchen plötzlich bei Figuren auf, die vorher keinen hatten (die wahren Mysterien, die Tim nie auflösen wird).
Ansonsten habe ich mich erneut in König Ottokars Zepter und Tim und die Picaros verliebt. Mich hat es auch immer positiv überrascht, wie nah sich die Macher an die Vorlagen hielten. Zum Glück wussten sie aber, wann sie die weniger appetitlichen Aspekte der Serie umschreiben wussten: Tim im Blackface muss nicht sein. Auch wenn sich in der Adaption des Blauen Lotus ein gelbhäutiger Gangster mit Hasenzähnen einschlich. Letztendlich finde ich es bewundernswert, wie zeitlos die Abenteuer von Tim und Kapitän Haddock geblieben sind. Abenteuer, die in ferne Länder führen und Helden wie Zuschauer mit fremdartigen Begegnungen überraschen. Abenteuer, die in den letzten Episoden mit der Formel experimentieren und damit auch heute noch aus der Masse herausstechen (Die Juwelen der Sängerin).
Ich bin gerne wieder in meine Kindheit zurückgekehrt. Zwar hat sich die Liebe in besonnene Zuneigung verwandelt, aber das ist nicht schlimm. Tim und Struppi bleibt gut, selbst wenn ich mir ihrer Fehler bewusst bin. Das Ende von Tim und Struppi und der Sonnentempel werde ich aber bis zu meinem Lebensende bescheuert finden. Denn das bleibt dämlich, ob nun im Original oder in der Adaption.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.
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