In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.
Daniel: Die ganze Erde ist besetzt! Die ganze Erde? Ja, von Aliens. Und das nur, weil ich und meine drei Mitstreiter nicht in der Lage waren, schnell genug Geldmittel zu koordinieren, Technologien zu erforschen, Bodentruppen zu entsenden und Satelliten in die Umlaufbahn zu schicken. Das sind die Hauptaufgaben der vier unterschiedlichen Spielerrollen (Commander, Einsatzleiter, Forschungsleiter und Central Officer) in XCOM: Das Brettspiel. Obgleich das Spiel die Gattung im Titel trägt, ist es doch die obligatorische App, die das gesamte Geschehen auf dem Brett und darum herum kontrolliert: Sie steuert die Angriffspläne der Aliens und setzt alle Spieler unter Zeitdruck. Denn jede einzelne Entscheidung im Spiel muss in wenigen Sekunden getroffen werden, sonst droht ein Malus. Die App ist eine echte Innovation, die aber die besondere Eigenheit von Brettspielen vernachlässigt: die soziale Interaktion. Denn es hat nichts Soziales an sich, wenn der Central Officer, der die App verwaltet, den Mitspieler die verbleibenden Sekunden für die nächste Entscheidung zubrüllt.
Daniel: Der lang erwartete vierte Teil des Computerspiels Fallout ist angekündigt worden. Um die Wartezeit auf das postapokalyptische Rollenspiel zu verkürzen, haben die Entwickler von Bethesda eine kostenlose App herausgebracht: Fallout Shelter. Ziel des Spiels ist es, möglichst vielen Menschen nach der nuklearen Verwüstung ein Eigenheim zu bieten – einen gemütlichen Atomschutzbunker. Dazu baut man Unterkünfte, eine funktionierende Energieversorgung und Wasseraufbereitung, Trainingsräume und einen unterirdischen Garten. Die gesamte App ist im naiven Stil der „Duck and Cover“-Aufklärungsfilme der 1940er Jahre gestaltet. Leider ist das Spielergebnis noch unbefriedigender als die Pflege eines Tamagotchis: Ständig muss der Spieler die Ressourcen der produzierenden Räume anklicken, um sie zu verwenden und um die Produktion weiterlaufen zu lassen. Die Bewohner des sogenannten Vaults sind unselbstständiger als die Sims (in der mobilen Version). Schaltet man die App über Nacht aus, wird man am nächsten Morgen von verheerenden Push-Mittellungen geweckt: Der Strom im ganzen Vault ist ausgefallen, weil du nicht auf den Reaktor geklickt hast! Die Expedition ins Ödland ist nach acht Stunden elendig verreckt, weil du sie nicht rechtzeitig zurückbeordert hast. Um mir Vorwürfe machen zu lassen, brauch ich keine App!
Christian: Es kann ja überaus befriedigend sein, sich mit einer Comicserie wie The Invisibles oder Hellblazer monatelang auseinanderzusetzen, um diese auf versteckte Subtexte hin zu untersuchen, aber manchmal zweifle ich auch daran, ob jemand meine persönlichen Assoziationen überhaupt nachvollziehen kann. Da ist es schön zu sehen, dass in der Arte-Dokumentationsreihe „I want to break free – Pop vom anderen Ufer“ eigentlich genau das gleiche gemacht wird. Dem Zuschauer wird darin unter anderem erklärt, wie unterschwellig homosexuell viele Hollywood-Western und Sandalenfilme eigentlich sind. Dieses genauere Hinschauen ist ziemlich gewinnbringend und amüsant. So durfte Charlton „Out-Of-My-Cold-Dead-Hands“ Heston beispielsweise während des Drehs von Ben Hur auf keinen Fall erfahren, dass seine Figur Ben Hur in Jugendjahren ein Verhältnis mit seinem späteren Widersacher Masala hatte, wie es der Subtext erstaunlich unverblümt andeutet. “Play it gay but don’t tell Heston” soll Co-Autor Gore Vidal dem Masala-Darsteller Stephen Boyd gesagt haben, was der dann auch recht brav so umgesetzt hat (Chuck Heston machte diese Anekdote Jahre später noch rasend). Die umwerfende Doku „I want to break free“ wird nächste Woche bei Arte wiederholt und fortgesetzt, außerdem findet man den Film in der Arte-Mediathek.
Frauke: Ich hab mich gerade ein bisschen in die neuen Stücke von Yelawolf verguckt. Fand ich den Südstaaten-Rapper auf seinem Major-Debüt Trunk Muzik noch etwas monoton, so zeigt er auf dem dritten Studioalbum Love Story bei Eminems Label Shady Records eine bemerkenswerte Bandbreite und ein Händchen für Ohrwürmer – inklusive der Tatsache, dass er alle Hooks sowie diverse Strophen selber singt. Und das erstaunlich souverän, was man so sicher nicht bei jedem Rapper erwarten darf. Hier geht’s zum Albumanhören auf Soundcloud (Anspieltipp: das atmosphärische „Johnny Cash„).
Stefan: Der vierte und wohl vorerst letzte Teil von Batmans hochgelobter Serie grandioser Videospiele ist nach Terminverschiebung endlich erschienen: Batman Arkham Knight. Der Sommer ist nicht die optimale Zeit für dieses Game, obwohl … nachts lässt es sich am besten spielen. Vieles ist wie in den Vorgängern geblieben, neu ist das Batmobil. Wer hier kein Rennspiel wie GTA 5 erwartet, wird damit gut zurecht kommen, auch wenn die Steuerung etwas unglücklich ist. Der Herbst gehört dann ganz Star Wars, erst im Kino mit Episode 7 und Battlefront auf der Konsole und am PC. Der Sommer gehört Batman. Wer will, kann per zubuchbarem Inhalt auch ein zehnminütiges Level als Harley Quinn zocken. Zumindest Teil 1, Arkham Asylum, sollte jeder gespielt haben; mir hat bisher jeder Teil sehr viel Spaß gemacht.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.