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Währenddessen… (KW 5)

Ewiger Frieden ist für den Friedhof. Da wollen wir gar nicht so schnell hin. Deswegen gibt es Comics wie City in the Desert. Niklas stellt ihn vor.

Niklas: City in the Desert ist die Geschichte von Irro und Hari, zwei Monsterjägern, die die Welt vor ewigem Frieden schützen müssen. In einer Welt, in der menschliche Gedanken Monster erschaffen können, glaubt ein Kult, die Lösung für alle Probleme gefunden zu haben: wenn man die magische Quelle von Irros Heimatstadt verschließt, würde das alle Monster töten, da so auch die magische Verbindung mit den Monstern getrennt wird. Die Kultisten scheinen recht zu behalten: die Monster sterben und die Stadtbewohner werden gelassener, ruhiger, freundlicher. Ohne Monster gibt es keinen Grund sich zu fürchten, ohne Leid gibt es keinen Antrieb, überleben zu wollen, da kann man auch in Ruhe sterben. Ewiger Frieden. Irro und Hari bleiben als einzige verschont. Zeit die Monster in die Welt zurückzubringen.

(c) https://cityinthedesert.net/

 City in the Desert ist eine lebensbejahende Geschichte in einer lebensfeindlichen Welt. Nicht nur scheint das meiste Land aus Wüste zu bestehen, die Menschen geben sich depressiv und hoffnungslos. Da sticht Irro als Protagonist heraus, der zwar als Monsterjäger einen gefährlichen Beruf hat, diesen aber auch liebt. Er ist außerdem lüstern, gierig und ein unhöflicher Grobian. Er ist also keineswegs perfekt, genau wie seine Assistentin Harri, die zu Gewaltausbrüchen neigt. Damit sind beide Hauptfiguren keine sauberen Lichtgestalten, sondern Personen mit Ecken und Kanten. Sie kämpfen, um zu leben, denn das Leben ist schön. Und dafür kann man sie lieben oder verachten, je nachdem ob man das Leben als lebenswert oder als Qual empfindet. Überhaupt ist die Wichtigkeit des Leidens ein weiteres Thema. Natürlich tun Schmerzen weh und natürlich drückt die Erinnerung an vergangenes Leid einen runter. Aber gleichzeitig lehren uns diese schlechten Erfahrungen, sie nicht noch einmal zu wiederholen oder uns für wichtige Entscheidungen zu motivieren, um weiteres Leid zu vermeiden. Das Gute existiert mit dem Schlechten, vielleicht nicht als perfekte Einheit, aber es ist wie es ist.

Der Zeichenstil des Comics City in the Desert lässt sich am besten als zu Papier gebrachter Zeichentrickfilm bezeichnen. Autorin und Zeichnerin Moro Rogers Zeichenstil erinnert mich an Storyboards für Zeichentrickfilme. Das heißt, dass sie auf den ersten Blick einfach wirken, aber nach und nach eine große Lebendigkeit entfalten. Die expressive Mimik der Figuren und ihre flüssigen Bewegungen erzählen mir mehr als dreißig Hefte Dialog. Zwischen all dem menschelnden Kram bekommen Leser*innen, Action, bizarre Technologien und die gewaltige Architektur einer untergegangener Zivilisationen zu sehen. Und natürlich auch Monster. Die schönsten, hässlichen Monster die ich abseits von Ben Stenbeck je gesehen habe.

City in the Desert ist wieder einer meiner Lieblingscomics die keiner kennt. Wer aber auf Rogers Website geht, kann sich dort den kompletten Comic kaufen. Solltet ihr keine Kreditkarte haben, geht auch Überweisung via Paypal, was ich schon zweimal getan habe. Wer noch überzeugt werden muss, kann HIER das komplette erste Drittel der Geschichte kostenlos lesen. Auf X/Twitter hat Rogers übrigens angekündigt an einer Filmversion des Comics zu arbeiten. Ich drücke die Daumen.

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