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Währenddessen … (KW 49)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Der neue Jugendmedienschutz-Report ist da. Darin findet sich unter anderem ein fünfseitiger Artikel zur Aufhebung der Indizierung des Films Tanz der Teufel. Aber wie konnte die BpjM diesen Beschluss überhaupt fassen? Der Film war ja nicht nur indiziert sondern beschlagnahmt und damit auch strafrechtlich relevant. Aber da die Beschlagnahme kürzlich verjährte und kein Folgeantrag gestellt wurde, trat die „Prüfungskompetenz der Bundesprüfstelle“ wieder in Kraft. Dennoch gab es auch vom zuständigen Amtsgericht eine Stellungnahme.

Das Amtsgericht Tiergarten in Berlin begründet die Aufhebung der Beschlagnahmung damit, dass „der Film nach heutigen Maßstäben mangels gewaltverherrlichenden Inhalts nicht gegen §131StGB [verstoße]“. Der fundamentale Wert- und Achtungsanspruch, der jedem Menschen zukomme, werde durch den Film nicht geleugnet. Stattdessen handle es sich bei den handelnden Menschen um „komplexe, von schmerzhaften Gefühlen durchdrungene Personen“. Davon, dass Zombies „menschenähnliche Personen“ seien, ist dagegen an keiner Stelle die Rede.

Im Zuge dieser Freisprechung folgte von der Rechteinhaberin des Films ein Antrag auf Listenstreichung vom Index der BPjM, der durch ein Privatgutachten gestützt wurde, in dem unter anderem darauf eingegangen wird, dass es sich bei dem Film um ein Kunstwerk von „überragender Bedeutung“ handelt und dass die überzeichneten Gewaltdarstellungen durch die Medienkompetenz moderner Jugendlicher „leicht als aufgesetzt und irreal identifiziert werden“ könnten. Dieser Sichtweise folgte das 12er-Gremium der BPjM, das sich den Streifen noch einmal in voller Länge gab: „Die Voraussetzung für eine Aufnahme [in die Liste der BPjM] liegen […] nicht mehr vor, wenn aufgrund eines nachhaltigen Wertewandels oder neuer Erkenntnisse aus der Medienforschung ausgeschlossen werden kann, dass die betreffenden Medieninhalte weiterhin geeignet sind, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung oder Erziehung zu gefährden. Die Bundesprüfstelle darf an einer tief greifenden und nachhaltigen Änderung dieser Anschauung nicht vorbeigehen, sofern der Wandel nicht lediglich vorübergehenden Charakter trägt.“

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Nicht mehr im Würgegriff des Jugendschutzes.

Hat sich eben doch einiges verändert seit den 80ern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie damals auf dem Pausenhof hinter vorgehaltener Hand über Mitschüler geredet wurde, die diesen Film hatten, „so hart, dass er sogar verboten ist“. Ansehen war also buchstäblich ein Flirt mit dem Bösen, die seelische Traumatisierung wurde sehenden Auges in Kauf genommen. Aber erstens sind junge Leute ja schon immer vogelwild und wissen alles besser und zweitens ist dieser Evil Dead-Film ja tatsächlich nicht so wahnsinnig schlimm. Aber er ist eben auch noch nicht so infantil und betont lustig wie die Folgeteile. Tatsächlich ist der erste Evil Dead ein ganz schön gruseliges und auch ziemlich sehenswertes kleines Filmchen. Meiner Meinung nach neben The Gift Sam Raimis bester Film.

Daniel: Nachdem mich Valkyria Chronicles nicht wirklich glücklich gemacht hat, habe ich nun passenden Ersatz gefunden: Steamworld Heist ist genau das rundenbasierte Computerspiel, nach dem ich so lange gesucht habe. Roboter fliegen durchs Weltall und werden mit Dampf angetrieben. Einer bis vier von diesen liebenswerten Blechautomaten werden vom Spieler gesteuert, während sie wie Robin Hood die Raumschiffe der bösen Fieslinge überfallen. Die kleine Narration, die die einzelnen Episoden zusammenhält, ist wirklich herzlich geschrieben und wird durch feinsten Bluegrass-Soundtrack unterstützt. Aber den Takt geben die Knarren der Roboter vor. Abwechselnd lenkt man jeden Roboter durch die feindlichen Raumschiffe – bevor der Computer seinen Zug macht. Mit dem Finger auf dem Touchpad und am Abzug gleichzeitig, lässt sich das Ziel des Rakentenwerfers, Revolvers oder MGs festlegen und abfeuern. Die Missionen sind unterschiedlich genug geschrieben, um nicht langweilig zu werden und haben einen angenehmen Schwierigkeitsgrad. Auf dem iPad ist Steamworld Heist World der perfekte Begleiter.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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