Währenddessen… (KW 22)

Währenddesen im Schatten der Ärzte …
Währenddesen im Schatten der Ärzte …
Nein, der Vagabund der Unendlichkeit wäre kaum geeignet gewesen fürs technisch-militaristische Zack. Auch nicht für Primo oder Fix und Foxi, nicht mal für Topix von Bastei, wo immerhin Titel wie die Schiffbrüchigen der Zeit oder Die Götter aus dem All eine vorübergehende Heimat fanden. Dafür war der Vagabund einfach ein ganzes Stück zu frivol. Vagabund der Unendlichkeit war prädestiniert dafür, eine Serie der Ära Schwermetall und Pilot zu werden. Leider haben eine irrlichternde Veröffentlichungsweise und die Indizierungswut der BpjM die Wahrnehmung der Serie lange Zeit zu Unrecht beschädigt. Das muss sich ändern.
Dass die Welt im Jahr 1980 eine gänzlich andere war als die jetzige, wird einem schnell bewusst, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Abstand zum Kriegsjahr 1940 ebenso weit entfernt davon ist wie der Abstand zum aktuellen Jahr 2020. Ich erinnere mich daran, wie ich 1980 als kleiner Siebenjähriger im Schwabacher Supermarkt fasziniert die Super-8-Box des Films Nackt unter Kannibalen betrachtete und mir im Kopfkino ausmalte, was man in dem Film wohl so sehen könnte. Die Welt der Erwachsenen kam mir damals unheimlich vor. (Bekannt ist Nackt unter Kannibalen auch unter dem Titel Black Emanuelle. Regisseur ist der berüchtigte Joe D‘Amato).
Zensur und gesellschaftliche Hürden für Comics mit unterschiedlichen Sexualitäten und Geschlechtlichkeiten. Comics mit queeren Inhalten hatten es immer schon schwer in Bibliotheken, analog wie digital. Selbst wenn es nicht um Sexualität, sondern wie meistens um Formen des Zusammenlebens geht, sind die Tugendwächter nicht weit. Comic-Geschichte ist immer auch Zensur-Geschichte.
In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Im ersten Teil des Artikels ging es um eine differenzierende und wohlwollende Entscheidung zu Ralf Königs Buch Bullenklöten. Ein 12er-Gremium, bestehend aus Mitgliedern der Bundesprüfstelle sowie Vertretern von Kunst, Literatur, Handel, Kirche und Ländern hat gezeigt, dass moderne Comics Kunst sein können. Dass bei vermeintlicher Gewaltverherrlichung die Urteilsverkündung anders ausfallen kann, zeigt indes die Verhandlung eines Comicbands der Reihe The Punisher, auf die ich im folgenden eingehen werde. Die Gewaltverherrlichung erschien hier so offensichtlich, dass man kein 12er-Gremium einberief, sondern zum Werkzeug des Schnellverfahrens griff.