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Währenddessen … (KW 49)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

zombi blasterChristian: Die Exklusivbeilage in der neuen Micky Maus (Nr. 49) ist der „Zombie-Blaster“. Früher haben Tick, Trick und Track mal vorgelebt, wie man sich um Zombies auch liebevoll kümmern kann, heute wird den Zombies schon in Micky Maus das Hirn rausgeblasen. Aber wollen wir nicht ungerecht sein, immerhin war der Zombie Bombie aus Barks‘ Wudu-Hudu-Zauber, der von den Kindern gehätschelt wird, ein „ehrlicher“ afrikanischer Zombie und keiner von der verfaulenden, untoten Sorte. Und noch ein anderes gutes hat es, dass die Zombies jetzt in den Kinderzimmern ankommen: Vielleicht wird damit endlich mal das Ende dieses öden Horror-Subgenres eingeläutet. Der moderne Zombie war ja doch immer nur ein Vehikel, um reaktionäre Wunschvorstellungen von Abschottung und Waffenbesitz zu illustrieren. Das war mal lustig, aber inzwischen ärgert mich das. Ach, gönnen wir den Kindern den Spaß: Denen wird’s wurscht sein, auf was sie ihre Spielzeugpistolen richten, und pädagogisch ist es sicher besser, die Kinder auf Zombies loszulassen als auf Terroristen oder feindliche Agenten. Schöner wär’s natürlich, es gäb gar keinen Plastikramsch im Heft, sondern stattdessen coole, moderne Bastelbögen. Das müsste ja nicht unbedingt das Pinocchio-Theater von 1977 sein. Eine Horrorkulisse zum Selberbauen – das wär doch mal ein Ding. Da dürfen dann auch – ganz kindgerecht – Zombies (und sogar Smombies, schauder) darin umherstapfen.

Zombi

© Carl Barks, Egmont Verlag

Benjamin: Satoshi Kon ist ein japanischer Anime-Macher, der sich in seinen Werken gerne mit Metaebenen auseinandersetzt. Doch der inzwischen verstorbene Kon war auch Zeichner. So erschien 2015 bei Carlsen in zwei Bänden sein Manga Opus. Jenes blieb leider durch die Einstellung des Magazins, in dem die Story ursprünglich abgedruckt wurde, unvollendet, bietet allerdings ein überraschendes Bonuskapitel, welches man nach dem Tod des Mangaka fand und das teilweise skizzenhaft ist. Nun wird Opus gemeinhin als raffinierter Comic beschrieben, der Grenzen durchbricht und die Realität in Frage stellt. Kurz gesagt geht es dabei um einen Mangaka, der kurz vor Vollendung einer letzten Seite seiner erfolgreichen Serie steht. Ein großer Showdown soll es sein, in dem der maskierte Oberschurke zu Fall gebracht wird, allerdings auf Kosten des Lebens einer Nebenfigur. Doch das will sich jene nicht bieten lassen und stoppt die Fertigstellung, in dem sie besagte Seite einfach klaut. Im Zuge dessen zieht es den Mangaka in die Welt seiner Schöpfung. Und ich muss sagen, dass ich von Opus wirklich enttäuscht war nach dem Lesen. Von Beginn an fand ich die Dialoge, das Szenario und die Figuren überaus fade. Von einem angeblich so klugen und verschachtelten Metacomic keine Spur. Die Handlung ist schlichtweg banal und fast etwas altbacken umgesetzt. Da haben mich thematisch vergleichbare Arbeiten, ob im Manga-Bereich oder in anderen Medien, deutlich mehr in den Bann gezogen. Schade, ich hätte mir nach so manchen Vorschusslorbeeren deutlich mehr versprochen.

© Carlsen Comics

© Carlsen Comics

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