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Währenddessen… (KW 45)

© Egmont Comic Collection. Aus „Der Rote Korsar – Gesamtausgabe 2“. Babas Hautfarbe und sein Status erinnern daran, dass Alexandre Dumas Sohn des „schwarzen Generals“ war.

Christian: Herbst ist Klassikerzeit. Seit zwei Wochen lese ich mit großem Vergnügen Die Drei Musketiere von Alexandre Dumas. Schon nach den ersten Seiten fühlte ich mich an Jean Michel Charlier erinnert, der über seine Serie Barbe Rouge (Der Rote Korsar) mal sagte, er wollte damals einen Comic in der Erzähltradition von Dumas schreiben. Das ist ihm in der Tat gelungen.

Jean Michel Charliers Erzählungen sind Dumas‘ Musketieren näher als die meisten Comic-Adaptionen dieses Klassikers. Diese Adaptionen (Classics Illustrated, Helmut Nickels Serie etc.) mögen werkgetreue Adaptionen sein, teils sehr gute (Nickel); die Art und Weise hingegen, wie Charlier seine Figuren charakterisiert ist zwar weniger nah an Dumas‘ Plots, aber umso näher an dessen Erzählhaltung. Chaliers Musketiere sind die gleichen Raufbolde und Tunichtgute wie Dumas‘ Figuren. Im Kampf mögen sie die Besten und Mutigsten sein, im Frieden wissen sie aber nicht so recht was anzufangen mit ihrer Energie (vgl. CG-Aufsatz über Charlier).

Wer kennt nicht die legendäre Einführung der Figur d’Artagnan, der sich am selben Tag zuerst mit Athos, eine Stunde später mit Porthos, noch eine Stunde später mit Aramis auf Leben und Tod duellieren möchte, was nur deswegen nicht geschieht, weil man es stattdessen mit den Schergen des Kardinals rausraufen muss? Dumas erzählt das alles flott dahin und die Verfilmungen – egal ob von Richard Lester oder die tänzerische mit Gene Kelly – lassen es ebenfalls so aussehen, als wäre mit den Degen aufeinander eindreschen ein großer Spaß und nicht blutiger Ernst. Es ist durchaus verbürgt, dass im 16. Jahrhundert Soldaten ganz wild darauf waren, solche Händel untereinander auszufechten, bis 1626 ein Gesetz erlassen wurde, das bereits die Herausforderung zum Duell unter Strafe stellte. Der Forderer verlor seine Ämter und sein halbes Vermögen und hatte zudem mit drei Jahren Verbannung zu rechnen. Ohne dass ein Duell stattfand – wohlgemerkt.

Immer macht er Ärger, dieser Casgogner. Aus „Blueberry: Collector’s Edition“ 3, © Egmont 2020.

Bei Der Rote Korsar sind bereits die Handlungsorte und der zeitliche Kontext wie von Dumas entworfen. Aber auch auch in Charliers anderen Serien finden sich Figuren, die wirken, als wären sie die Widergänger der Feuerköpfe d’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis. Blueberry, der in den Saloons nur zockt und rauft, Ernest Laverdure, der sich zu jeder Gelegenheit in Chaos und Frauengeschichten stürzt und die „Gringos“ (Los Gringos), die einfach nur kämpfen wollen, egal für wen. Charlier ist die meiste Zeit seiner Karriere sehr erfolgreich in den Fußstapfen von Dumas gewandelt und schaffte es wie sein großes Vorbild, diese gefährlichen Männerspäße leichtfüßig und manchmal leichtfertig ins Bild zu rücken. Der Zauber wirkt bis heute.

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