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Währenddessen… (KW 42)

Fabio Frizzi war mit seiner Band live in Nürnberg. Christian war dabei.

Christian: Am 10.10.2024 hat sich gezeigt, dass Nürnberg auch eine Kulturstadt von Weltrang sein kann. Die Frizzi2Fulci-Band spielte hier nach ausgiebiger USA-Tournee ihren einzigen Deutschland-Gig, bevor die Musiker jetzt erst mal nach Rom zurückkehren. Das Publikum hat es mit großer Begeisterung angenommen. Anlass der Veranstaltung war das 50-jährige Jubiläum des beliebten Komm-Kinos, das sich seit jeher dem Nischenkino verschrieben hat.

Fabio Frizzi war in den 1970ern und 80ern vor allem bekannt für die Filmmusiken, die er für Lucio Fulcis Arbeiten komponiert hat. Unter anderem waren das die späten Italo Western Silbersattel und Verdammt zu Leben, Verdammt zu Sterben, interessanter aber waren die Kompositionen für die  Thriller Die Sieben Schwarzen Noten oder Contrabande, wobei letzterer schon in die Spät-Ära hineinragt, als Fulci seine Karriere noch einmal komplett umkrempelte und ab Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies einige Kultfilme des Horror-Genres schuf. Ich halte diesen Kult ohne Frizzis Musik für undenkbar.

Ort des Live-Events war das Nürnberger Zentralcafé, im gleichen Gebäude wie das Komm-Kino, aber ein paar Türen weiter – ein kleiner Konzertsaal im Keller, vorgesehen für 200 Besucher, die den Raum auch ordentlich füllten. Es gab keine Bestuhlung, die Veranstaltung hatte den Charakter eines Livekonzerts, die sechsköpfige Band füllte den Bühnenbereich, hinter ihnen war Platz für die Projektion, die etwa ein Drittel der Bühnenbreite einnahm. Ein bisschen erinnerte das Konzept an die großen Filmvorführungen in der Nürnberger Meistersingerhalle, in der die Philharmoniker in großem Orchester zu Filmen wie Star Wars oder Harry Potter die Scores live spielen. Während bei diesen bestuhlten Veranstaltungen für breites Publikum aber immer noch der Film die Wahrnehmung dominierte, war bei Frizzi2Fulci die Band klar im Vordergrund. Sobald die Musiker zu spielen anfing, überlagerten sie die Tonspur des Films deutlich, das Gesprochene war kaum noch hörbar, wichtig war nur noch die Tatsache, dass gesprochen wurde (nicht was) – bzw. dass hier gerade ein Zombie unter Wasser gegen einen Hai kämpft (immer noch unglaublich. dass so etwas gefilmt werden konnte), eine duschende Frau von Zombies überfallen wird oder Zombies gegen Ende des Films New York überrennen. An diesem Abend ging es klar um die Musik. Das musikalische Hauptthema des Films ist wirklich fantastisch und es ist goldrichtig, das in dieser Form zu feiern.

Abspann: Die Zombies kommen über New York. Das WTC steht noch.

Aber so schön der Film mit Live-Begleitung auch war: was danach kam, war besser. Während die Dramaturgie des Film die Musiker doch immer wieder in die Schranken wies und manche Szenen lediglich musikalische Vignetten gestatteten, waren sie danach wie von der Leine gelassen und spielten sich durch ein exzellent arrangiertes Best of aus Frizzis Oeuvre, Manhattan Baby, Sette Note in Nero, L’Aldila oder City of the Living Dead in aufregenden, epischen Versionen, laut und glasklar. Man muss nicht unbedingt sehen, wie satanische Taranteln das Gesicht des Bibliothekars zerlegen, um von Oltre la soglia (aus L’Aldila) begeistert zu sein. Was hier geboten wurde war Jazzrock vom Allergeilsten, mit einer Spielfreude, die mir jetzt noch die Augen feucht werden lässt, wenn ich nur daran denke. Ich will da noch mal hin.

Mehr zu Fulci gibt es unter folgenden Comicgate-Links:
Währenddessen… (KW 50) – Comicgate
Währenddessen… (KW 12) – Comicgate
Währenddessen… (KW 8) – Comicgate

 

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