In Währenddessen würdigt Christian die Kopfzeile der wöchentlichen Hägar-Strips.
Christian: Nachdem ich mich letzten Winter so ausführlich mit Alexandre Dumas und seinen Drei Musketieren beschäftigt hatte, habe ich mich im Anschluss daran mit zwei besonderen Ausgaben belohnt: Einmal mit einer dreibändigen Ausgabe von 20 Jahre danach von 1910 (eine der wenigen ungekürzten Ausgaben auf Deutsch), außerdem mit der englischen Penguin Deluxe-Edition der Three Musketeers, die ein von Tom Gauld gestaltetes Cover ziert. Das Tom Gauld-Cover ist, wie so oft bei Gauld, bester Deadpan-Stil: D’Artagnan wartet mal wieder auf jemanden, der sich mit ihm duellieren will, weiß aber nicht mehr, wie dieser heißt und kann sich auch nicht mehr genau daran erinnern, wo das Duell genau stattfinden sollte. (Kann ja mal passieren, wenn man es jeden Tag nicht nur mit einem, sondern gleich mit mehreren rausraufen mag.) Im Klappbroschur der Gauld-Ausgabe finde sich dazu noch 14 kleine Bildchen mit den wichtigsten Figuren des Romans (Figurenlisten sollten bei solchen Mammutromanen sowieso Standard sein), sowie auf der rückseitigen Innenklappe ein Tag im Leben des Alexandre Dumas in 14 Minipanels.
Auch Chris Browne zeigt in seinen Hägar-Sonntagsstrips überraschenderweise immer wieder ein gutes Gespür für lakonischen Witz ohne verkrampfte Pointen. Seit Bill Wattersons Calvin und Hobbes weiß auch hierzulande ein breiteres Publikum, dass von den dreizeiligen Sunday-Strips die erste Zeile optional zu sein hat und so gestaltet sein soll, dass man sie auch weglassen kann. Der Witz muss also auch mit den unteren beiden Bildzeilen funktionieren, während die obere nur das Intro ist. Bill Watterson hat sich als wohl einziger Künstler erfolgreich gegen diese Auflage gewehrt und erstritt sich das Zugeständnis, seine Seiten abseits vom Dreizeilenschema gestalten zu dürfen. Zeitungen, die auf Ummontagen oder Beschnitt der ersten Zeile bestanden, wurden schlichtweg nicht mehr bedient.
Chris Browne bäckt da mit seinem Hägar natürlich kleinere Brötchen. Ihm gelingt aber regelmäßig das Kunststück, dass seine die erste Zeile – sozusagen die Wegwerfzeile – den besseren Teil des Hägar-Strips enthält. Während der eigentliche Gag auf Biegen und Brechen nach einer Witz-Komm-Raus-Pointe verlangt, ist die erste Zeile oft eine kleine charmante Szene, die keine Pointe benötigt und doch hervorragend funktioniert. Im Folgenden soll hier eine kleine Würdigung der ersten Bildzeile stattfinden, die von so vielen Zeitungen schmählich ignoriert wird. Aber Vielleicht haben wir ja dieser Haltung überhaupt erst Chris‘ Bemühen um einen kleinen Nebenwitz zu verdanken. (Abfotografiert habe ich die Bildstreifen aus vier Wochenendteilen der Nürnberger Nachrichten.)