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Währenddessen… (KW 33)

70 Jahre Micky Maus-Heft in Deutschland. Wenn das kein Grund zu feiern ist:

Cover Micky Maus 1/1951, (c) Egmont Ehapa Media/ Disney

Stefan: Ich verrate jetzt mal unaufgefordert einen Schwank aus meiner Kindheit. Ich war acht Jahre alt, meine ich, als ich mir im Dorfladen das neue Micky-Maus-Heft gekauft hatte. Ich verstaute es auf dem Gepäckträger meines Fahrrads, fuhr zum Spielplatz, verbrachte dort eine Stunde und ging dann zurück zu meinem Rad. Unfassbar! Das Heft war nicht mehr da. Und ich hatte es noch nicht mal gelesen. Ich war traurig und konnte es nicht fassen, dass jemand anders so gemein ist, einem Kind sein Comicheft zu klauen. Nun ja. Heute lag die goldene Jubiläumsausgabe von 70 Jahre Micky Maus im Briefkasten, das Karma meint es also doch gut mit mir.

Als Comic-Fachjournalist, so befürchte ich, und kenne meine eigenen Vorurteile, befasst man sich eher nicht mit dem Lustigen Taschenbuch oder der Micky Maus, weil eh nichts davon so gut ist wie die Comics von Carl Barks und die Hefte eher Plastikspielzeug verkaufen statt Comics. Tatsächlich habe ich mehrfach laut gelacht, als ich das Jubiläumsheft las, oft einfach deshalb, weil die Figuren und ihre Haustiere so phänomenal lustige Mimik und Gestik gezeichnet bekommen haben. Und als Bonusmaterial ist eben nicht irgendein Plastikkrempel dabei, sondern ein komplettes Taschenbuch mit weiteren Comics. Zusätzlich ist separat ein Band mit Geschichten von 1951 bis 2021 erschienen, den es für 6,90 Euro (7 Euro in Österreich und 13 SFR in der Schweiz) gibt. Die Comics sind schon hauptsächlich für Kinder gedacht, bieten aber deutlich mehr Masse und Klasse als es etwa bei den Lego-Comics der Fall ist, in denen eher die Werbung für das Spielzeug im Mittelpunkt steht.

Cover Micky Maus 18/2021, (c) Egmont Ehapa Media/ Disney

Wer sich für das Thema Minimalismus und Frugalismus interessiert, wird sich köstlich amüsieren, wenn er die Story „Die App zum Erfolg“ liest. Onkel Dagobert gehen langsam die Geschäftsideen aus, also entwickelt Daniel Düsentrieb eine App, mit der die Anwender lernen können, so geschäftstüchtig zu werden wie die reichste Ente der Welt. Das Ergebnis verblüfft Dagobert dann doch sehr. Dieser Comic ist auch für Erwachsene sehr unterhaltsam.

Gerade für ältere und langjährige Comicliebhaberinnen und -liebhaber ist die Titelgeschichte des Jubiläumshefts gedacht. Dabei lässt sich der Titel „Die Nummer Eins“ sowohl auf das erste MM-Comicheft als auch auf Dr. Erika Fuchs beziehen, die in dieser Zeitreisegeschichte ausgesprochen liebevoll gewürdigt wird. Nun gibt es in der TV-Serie Die Simpsons ebenfalls eine Zeitreisestory, in der Bart zurück in die Zeit reist, um einen alten Comic zu beschaffen, weil der in der Gegenwart so rar und unerschwinglich teuer geworden ist. Bei den Simpsons folgt das sarkastische Fazit, dass solche Comics, wenn die Nostalgie-Brille abgesetzt und der absurde Preisaufschlag beiseite gelassen wird, solche Hefte eben auch „nur“ ganz normale Comics sind, die übertrieben hohe Erwartungen nicht erfüllen können. Dazu dann noch einige politische Anspielungen und der intelligente Humor der Simpsons. Im Vergleich dazu ist es bei Donald Duck dann doch sehr brav und etwas bieder, aber mit wunderbarem Slapstick, großartigen Zeichnungen und absolut familientauglich.

Für 3,99 Euro (4,50 Euro Österreich, 8 SFR) bietet Micky Maus 18 vom 20.8.2021 geradezu verschwenderisch viel, sehr gute Comicunterhaltung. Wobei, und das ist amüsant, die Abenteuer von Donald und Dagobert dominieren und die Comics mit Micky Maus in der Minderheit sind. Alles Gute zum Geburtstag, liebes Micky Maus Magazin, viel Erfolg und Freude auch in Zukunft!

 

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