In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Ich mag den Ghost in the Shell – Manga nicht. Der mag noch so einflussreich und clever sein, aber ich finde ihn hässlich gezeichnet und schizophren erzählt. Aber wann immer es eine animierte Adaption gibt, bin ich sofort dabei. Gerade der erste Film und die zweite Staffel der Serie Ghost in the Shell: Standalone Complex sind für mich Beispiele, wie man diese Welt glaubhaft zum Leben erwecken und vor allem gute Geschichten in ihr erzählen kann.
Deswegen habe ich mir vor einiger Zeit die dritte Staffel von Ghost in the Shell: Standalone Complex, SAC_2045, gegönnt, die auf Netflix zu sehen ist und für die sogar einen der Autoren der ersten Inkarnation mit an Bord geholt hat. Die Zeichen standen also gut und das Ergebnis ist auch „gut“, allerdings dauert es etwas, bis das Ganze richtig in Fahrt kommt. Die ersten drei Folgen verbringen mehr Zeit mit Action, anstatt Major Motoko Kusanagi und ihre Truppe schießwütiger Cyborgs anständig einzuführen und ihre Motive den Zuschauer*innen zugänglich zu machen. Ab Folge 4 nimmt die Handlung allerdings Fahrt auf und ab Folge 7 kehren die Hauptfiguren endlich nach Japan zurück, nachdem sie davor zu viel Zeit in einem postapokalyptischen Amerika voller Klischees verbracht haben. Denn Ghost in the Shell: SAC_2045 ist dann am besten, wenn es die japanische Gesellschaft unter die Lupe nimmt und Probleme von heute logisch weiterdenkt. Die Science-Fiction-Elemente werden auch angemessen in die Handlung eingebunden, selbst wenn es an manchen Stellen etwas seltsam wird. So müssen zum Beispiel Kusanagi und Trupp an einer Stelle gegen einen Mann im Bademantel und seine Armee von Maidbots/Sexbots kämpfen, was sich als einer der härtesten Konflikte in der ganzen Serie entpuppt. Das ergibt später zwar Sinn, ist aber auch albern und zeigt ganz gut, was man von dieser Serie erwarten kann, nämlich eine angemessene Balance zwischen semirealistischem Cyberthriller und überzogenem Actionfilm. Mit jeder Folge wuchs mir SAC_2045 immer mehr ans Herz und nach dem Cliffhanger der letzten Folge freue ich mich schon auf die zweite Hälfte der Handlung, die hoffentlich bald erscheinen wird.
Was mir allerdings nicht gefällt, sind die Animationen. Statt einer Zeichentrickoptik hat man sich diesmal für einen CGI-Look entschieden, der mich eher an Cutscenes aus Videospielen erinnert, da die Modelle der Figuren und Hintergründe ähnlich detailarm und künstlich wirken. Die teilweise sehr explizite Gewalt wirkt da eher komisch denn schrecklich. In einer Szene wird jemand der Kopf abgeschlagen, was wir aus Sicht des Mörders sehen. Das könnte verstörend wirken, wirkt aber eher komisch, da die CGI es wie einen Kill aus einem Shooter aussehen lässt, also eher ein Moment des Triumphs denn des Schreckens. Auch kleine Sachen, wie den Figuren beim Trinken zuzusehen, geben dem Look der Serie mehr das Aussehen eines groben Storyboards, denn einer fertigen Serie. Na ja, vielleicht kommt nach SAC_2045 eine neue Serie, mit richtigen Animationen. Jetzt gebe ich mich erst mal hiermit zufrieden.
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