In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.
Christian: Bevor der Monat um ist, möchte ich noch daran erinnern, dass im neuen Donald Duck Sonderheft eine seltene Perle von Paul Murry abgedruckt ist. Paul Murrys Geschichten stechen aus der Masse der Disney-Produktionen heraus, weil Murry ein sehr kindgerechter Erzähler ist. Mit seiner reduzierten, ruhigen Erzählweise und seinem kräftigen Strich entfalten seine Geschichten, die häufig einer kindlichen Logik folgen und sehr unkompliziert, aber niemals infantil sind, eine ganz eigene Poesie. Murry steht hierzulande schon immer etwas im Schatten des weitaus vielschichtigeren Carl Barks, aber das nimmt überhaupt nichts vom großen Charme seines Werks. Leider werden von Murry meist nur die Kurzgeschichten nachgedruckt, um als Lückenfüller zu dienen. Das ist schade, denn Murry konnte seine Fabulierfreude nur in den Langgeschichten richtig ausleben. Deshalb freut es mich auch jedes Mal so sehr, wenn eine seiner längeren Geschichten veröffentlicht wird.
Stefan: 2012 erschienen das Buch Er ist wieder da von Timur Vermes und das von Christoph Maria Herbst gelesene Hörbuch dazu. Im Frühling 2015 tourt der Stromberg-Darsteller durch Deutschland, um die Geschichte vom wieder erwachten Adolf Hitler live zu lesen. Damit endet die Vermarktungskette noch nicht, denn im Herbst kommt der zugehörige Film in die Kinos, wie Herbst bei der gut besuchten, neunzigminütigen Lesung im Theater am Aegi in Hannover am 22. Mai bekanntgab. Und wer es bereits fragwürdig findet, wenn ein Saal die satirisch aufbereiteten Hassreden Hitlers beklatscht, dem wird ab 2016 einiges abverlangt, denn dann endet das Urheberrecht für „Mein Kampf“, das seit Jahrzehnten beim Staat Bayern lag und nun bald wieder massenhafte Verbreitung finden dürfte. Schauspielerisch hat Herbst das beeindruckend umgesetzt, wie er da allerlei unterschiedliche Figuren stimmlich und mimisch inszeniert. Neben Flachwitzen über eine türkische „Blitzreinigung“ und allerlei Rassismus und Antisemitismus, die letztlich 1:1 aus Hitlers Buch übernommen wurden, gibt es, ebenfalls vom Original übernommene, populistische Äußerungen gegen Großkapital und Kriegsgewinnler, wie sie auch heutige Globalisierungsgegner von links, rechts und aus der Mitte der Gesellschaft äußern. Und genau hier wird es interessant, weil man ahnt, dass Hass- und Hetzreden eines Adolf Hitler auch 2015 noch auf fruchtbaren Boden fallen würden. Darüber zu diskutieren, sich wissenschaftlich und sachlich damit auseinanderzusetzen, würde helfen, von einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit wegzukommen, wie sie populäre Filme wie „Der Untergang“ bieten. Live wurde auf einer Frage- und Antwortrunde verzichtet, Herbst las einige Passagen aus Vermes‘ Buch, es wurde gelacht und geklatscht und hinterher konnte das Hörbuch noch gekauft und signiert werden.
Benjamin: Wie manch einer vermutlich schon bemerkt hat, startet beim US-Verlag Dark Horse in diesen Tagen Fight Club 2, die Comicfortsetzung des brillanten Werkes von Chuck Palahniuk, das dieser persönlich schreibt, während Cameron Stewart zeichnet (!) und David Mack (!!) die Cover beisteuert. Ein sicher interessantes Projekt, das mehr verspricht als das reine Ausschlachten eines vor allen Dingen als Kutfilm bekannten Stoffes. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle jedoch auf eine weitere Buchadaption aufmerksam machen, die von Top Shelf Productions (gerade erst zum Imprint von IDW Publishing geworden) eben für den Oktober 2015 angekündigt wurde: Fear and Loathing in Las Vegas. Keine Fortsetzung, sondern augenscheinlich eine inhaltstreue Comicumsetzung der Vorlage von Hunter S. Thompson. Die erste Beispielseite (s. unten) , gezeichnet von Troy Little, macht einen tollen Eindruck. Wie bei Fight Club dürfte der Titel der Mehrzahl der Menschen vor allen von einem legendären Film (mit Johnny Depp) bekannt sein.
Frauke: Seit ich erfahren hatte, dass Dendemann und seine Band Die Freie Radikale die musikalische Begleitung des Neo Magazin Royales werden, hatte ich darauf gehofft. Und nun ist es in der letzten Sendung vor der Sommerpause tatsächlich passiert: Dendemann und Jan Böhmermann performen eine deutsche Version der History of Rap mit etlichen illustren Gästen. Sehr unterhaltsam und clever! Jan Böhmermann zeigt dabei wieder sein Händchen für Rap.
Vorbilder sind Talkmaster Jimmy Fallon und Sänger Justin Timberlake, die eine unheimlich gute Chemie miteinander haben. Von ihrer Reihe History of Rap gibt es aktuell fünf Folgen. Bemerkenswert dabei natürlich, dass zwei weiße Entertainer dem Publikum Rapgeschichte näherbringen und dabei von der legendären Hiphop-Band The Roots (auch die Hausband von Jimmy Fallons Show) begleitet werden.
Frauke: The Evil Dead bekommt im Herbst eine Fernsehserie! Ash Williams wird gespielt von – Bruce Campbell. TED-Schöpfer Sam Raimi, der hier unter anderem zusammen mit Campbell als Produzent fungiert, ist der Regisseur der ersten Folge von Ash vs. Evil Dead beim Sender Starz. Ein neuer (nicht sonderlich aussagekräftiger) Trailer ist online:
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