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Links der Woche 25/15: Paranoia Strikes Deep

Dozenten in Amerika haben Angst vor ihren Studenten. Erst kürzlich hat eine Studentin wieder versucht, Stimmung gegen einen Literaturkurs zu machen, in dem Erwachsenencomics wie Fun Home, Sandman und Persepolis gelesen wurden. Das blieb diesmal glücklicherweise ohne nennenswerte Konsequenzen, ging als Nachricht aber immerhin einmal quer durch die freie Welt. Alarmismus allerorten, denn die Angst vor Überreaktionen ist real. Außerdem in den aktuellen Links der Woche: Die Angst der neuen Snoopy-Zeichnerin vor dem Schatten Charles M. Schultzs und die Angst des kultivierten Menschen vor einer ganz speziellen Sorte von Spezialisten, dem sogenannten deutschen Nerd. Aber auch einige nicht angstbestzte Themen sollen angesprochen werden, unter anderem One Piece und die Comics von Thomas Bunk.

Neue Comicforschung: Interview mit Dr. Alexander Dunst
Christian Maiwald, dreimalalles
Geht es in dem 1,9 Mio. Euro Forschungsprojekt der Universität Paderborn darum, die Welt noch weiter zu vermessen und nahtlos ins Digitale zu integrieren? („Denken Sie daran, wie schwierig es heute oft noch ist, online ein bestimmtes Gemälde, eine Fotografie oder eine Filmszene zu finden.“) Oder geht es darum, Comics im Alltag noch mehr zu verankern? („Comics finden aber auch oft praktische Verwendung: etwa in der Vermittlung von Sachinhalten, insbesondere in Schulen, in der Gesundheitsaufklärung, oder in Aufbau- und Bedienungsanleitungen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir hier einen Beitrag leisten können, diese effizienter und besser verständlich zu gestalten.“) Das Interview von Christian Maiwald mit Dr. Alexander Dunst schafft Klarheit und hinterlässt trotzdem Fragen.

Lehmriese lebt!
Bücherkinder.de
Denken all die Erwachsenen, die Rezensionen für Kindercomics oder -bücher schreiben, auch immer an ihre Zielgruppe? Die Rezensenten auf der Bücherkinderseite machen das ganz sicher.

DER NERD: EINE MINI-PHÄNOMENOLOGIE
Georg Seeßlen, Das Schönste an Deutschland sind die Autobahnen
Georg Seeßlen hat eine schmissige Definition des Nerds formuliert, auf die man sich noch lange beziehen können wird. Einiges lässt sich aber sicher diskutieren oder erweitern, deshalb sind jetzt die Nerds gefragt: Liegt Seeßlen richtig? Ich finde ihn zutreffend wie sonst nur selten: „[D]ie paradoxe Tragik des Nerds: Er verteidigt seinen Kult mit Mitteln, die dieser Kult eben zu überwinden verspricht.“

Ed Piskors Kulturgeschichte des Hip Hop als Monatsheft
intellectures
Ed Piskors Hip Hop Family Tree wird fortgesetzt. In Deutschland kommt bald das zweite Buch (erneut übersetzt von Stefan Pannor), in Amerika gibt es völlig neues Material in Monatsheften. Fantagraphics wird sicher schicke Hefte produzieren.

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© Ed Piskor, Fantagraphics

Böser Comic!
jetzt!, Charlotte Haunhorst; Redlands Daily Facts, Sandra Emerson; CBLDF, Maren Williams; CBR, Meagan Damore
Eine amerikanische College-Studentin hatte eine traumatisierende Begegnung mit Comics für Erwachsene: “It was shocking,” Tara Shultz said. “I didn’t expect to open the book and see that graphic material within. I expected Batman and Robin, not pornography.” Aber wir leben in modernen Zeiten, deshalb blieb es nicht bei der Empörung: Shultz stellte sogleich Forderungen und protestierte gegen diesen Schmutz und Schund (unter anderem Persepolis und Fun Home), was dann auch den CBLDF auf den Plan brachte, der allerdings diesmal nicht wirklich einschreiten musste. Nachzulesen hier (CBLDF Website), hier (Redlands Daily Facts)  und hier (Comic Book Resources).

CBLDF

© CBLDF

I’m a liberal professor, and my liberal students terrify me
Edward Schlosser
Passend zum jüngsten Zensurversuch an einem amerikanischen College: Ein interessanter Essay über zunehmende Political Correctness und falsch verstandene Liberalität an amerikanischen Campussen.

Comic als Literatur
SWR; Badische Zeitung
Ulrich Pröfrock, der Preisträger des Wieland-Übersetzerpreises, wird zur Zeit von einem Interview zum anderen weitergereicht. Dabei schlägt er sich wacker und ist jetzt auch in einem SWR-Interview zu hören. Ein weiteres lesenswertes Interview findet sich bei der Badischen Zeitung.

#ILoveGermanManga gestartet
AnimeY Onlinemagazin
Die Onlinezeitschrift AnimeY hat eine Werbekampagne ins Leben gerufen, die dazu dient, deutsche Manga-Zeichner und deren Publikationen zu unterstützen!

Irgendwie geht’s immer weiter
Titel Kulturmagazin, Andreas Alt
In Deutschland ist Thomas Bunk relativ unbekannt, in Amerika hingegen zählt er zu einem der letzten großen MAD-Zeichner. Beim Comicfestival in München ist er kürzlich mit dem Peng-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.

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© Thomas Bunk

Einblicke in die Comicgeschichte
dreimalalles, Christian Maiwald
Und noch einmal Thomas Bunk. Christian Maiwald beschreibt, welchen Eindruck Thomas Bunks autobiografisches Von Berlin nach New York bei ihm hinterließ.

„Mein Buch darf da nicht erscheinen“
taz.de
Vor kurzem erschien bei Egmont Ein schöner kleiner Krieg, eine abgeschlossene Comic-Erzählung des Illustrators Marcelino Truong, der einen Teil seiner Kindheit in den 60er Jahren in Vietnam verbrachte, gerade als der Konflikt dort eskalierte. Die taz hat ihn interviewt.

Snoopy startet durch
Lars von Törne, Tagesspiegel
Einige Bücher mit den Peanuts hat die 52-jährige Vicky Scott jetzt schon gezeichnet, aber viele Puristen stehen der Neuauflage der Peanuts immer noch reserviert gegenüber. Was würde wohl Charles M. Schulz denken? Vicky Scott ist froh, sich seinem Urteil nicht stellen zu müssen und arbeitet nach bestem Wissen und Gewissen: „Das Schwierigste an den Figuren? ‚Bei Charlie Brown ist das die Platzierung der Augen im Gesicht – und drum herum die richtigen Freiräume zu lassen.'“

Peanuts

© Cross Cult

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