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Währenddessen… (KW 34)

Niklas erzählt uns von seinem neuen Rollenspiel Xanadu Next, Stefan empfiehlt McCartney 3,2,1 und Christian ist unentschlossen, ob er die japanischen Captain Future-Folgen besser finden soll als die deutschen.

Stefan: Disney+ fügt immer mehr Inhalte für ein erwachsenes Publikum hinzu. Ab 25. August 2021 erscheint die sechsteilige Dokumentation McCartney 3,2,1, die in ihren je dreißigminütigen Folgen kaum mehr Schauwert bietet als Aufnahmen von Rick Rubin und Paul McCartney im Studio. Der Großteil ist in schwarz-weiß, nur wenige farbige Aufnahmen, vor allem aus der Karriere der Beatles, lockern die Sendung optisch etwas auf. Es geht nicht um Klatsch und Tratsch, sondern gänzlich um die Musik. Ist das nicht einfach herrlich? Für Menschen, die leidenschaftliche Musiker und Musik lieben ist dieser Serie so grandios wie andere Glanzlichter wie z.B. die Doku It Might Get Loud mit The Edge, Jack White und Jimmy Page oder Deja Vu von Crosby, Stills, Nash & Young.

Mit Rick Rubin steht ein mehr als kompetenter Interviewpartner zur Verfügung, der sich als Produzent verschiedenster Künstler und in unterschiedlichen Genres höchste Anerkennung erarbeitet hat. Zu seinen Leistungen gehört unter anderem, Johnny Cash zu dessen imposantem Spätwerk verholfen zu haben.

Für die Berichterstattung soll nicht gespoilert werden. Dabei gäbe es so vieles über das ich gerne berichten würde. Es ist spannend zu erleben, wie die Beatles ihren Vorbildern wie den Beach Boys, Bob Dylan und vielen mehr nacheiferten, wie sie ihre Songs schrieben usw. Immer wieder wird deutlich, wie wichtig Produzent George Martin war und wie immens fleißig, kreativ und erfindungsreich die Pilzköpfe waren. Tatsächlich ist vieles davon nicht völlig neu, sondern bereits hinlänglich dokumentiert, und Rubin überschüttet McCartney mit Lob, aber hinterher geht es den Zuschauern wohl wie McCartney selbst: bei dieser wunderbaren Musik kann man nur zum Fan werden.

Rick Rubin and Paul McCartney Credit: Disney+

Christian: Vor mir liegt die Captain Future-BluRay Box mit der deutschen TV-Fassung und der japanischen Originalversion. Weniger geht für einen Fan nicht.

Irgendwie haben wir das ja schon als Kinder kapiert, dass die deutsche Version gekürzt ist, wenn Captain Future bereits in der ersten Folge „Der Herrscher von Megara“ plötzlich einen Gefangenen an Bord hat und man nie erfährt, wo der auf einmal herkommt. Und es war auch völlig klar, dass der Erzähler schummelt, wenn er immer wieder Handlungsabschnitte zügig erzählt und damit notdürftig die Kürzungen überspielt. Vermutlich ist das ja bei den Trickfilmserien Sindbad und Heidi auch nicht viel anders, aber nur bei Captain Future hat sich ein deutscher Verleih engagiert und eine untertitelte Version der japanischen Komplettversion veröffentlicht. Die ersten acht Folgen habe ich mir nun angesehen. Ich bin total begeistert.

Es sollte einem klar sein, dass es völlig andere Filme sind, die man im japanischen Original zu sehen bekommt. Das liegt gar nicht so sehr daran, dass die deutsche Version geschnitten und ummontiert worden ist, denn die Stories sind trotzdem weitgehend inhaltsgleich, wenn auch im Japanischen natürlich gründlicher und ausführlicher. Der entscheidende Unterschied sind die Soundtracks: Christian Bruhn hat für die deutsche Fassung den berühmten knackigen Disco-Soundtrack komponiert, der die Handlung straff vorantreibt, was dank der Kürzungen noch zusätzlich Tempo und Druck macht; das elektrisiert sogar die Szenen, die im japanischen eher gemütlich wirken. Der japanische Titelsong dagegen, ein wunderbarer, leicht angejazzter Schlager, gibt der Reihe eine völlig andere Grundierung. In den Folgen selbst ist der Musikanteil gegenüber der deutschen Fassung deutlich reduzierter und geht eher Richtung Easy Listening, was selbst den Actionszenen eine gewisse Gemütlichkeit verleiht. Der Abschuss ist aber der Nachspann, der einen denkbar großen Kontrast zur Weltraumstory bietet. Man sieht ein Fahrrad langsam über die Erde fahren, einen rennenden Hund, eine Scheune, ein Windrad, Wolken am Himmel und einen verträumten Captain Future, der vielleicht an seine Verflossenen denkt, dazu gibt es einen weiteren Schlager, der uns nach der heißen Weltraumstory runterfährt als wärs ein Betthupferl. Schön.

Da macht das Science Fiction-Herz Freudensprünge, wenn der Kopf aus Zardoz von links nach rechts durch das Bild fliegt. Übrigens auch in der deutschen Version.

Aber so viel Freude es auch macht, endlich den Original-Captain zu sehen und endlich auch einmal in Rückblenden seine Origin-Story zu erfahren: Die deutsche Version ist mit ihrem Atemlos-Soundtrack und ihrem Tempo einfach irre kurzweilig. Die Sprecher sind top besetzt, da hat das Arena-Synchronstudio richtig gute Arbeit geleistet.  Damit habe ich auch Vertrauen gewonnen, dass auch der Serie Sindbad, die ich als Kind sehr mochte – ich war immer ein großer Fan von Sheila – in der deutschen Fassung gar nicht so völlig übel mitgespielt wurde.

Der deutsche Soundtrack

Der japanische Vorspann

Der japanische Abspann

Niklas: Die letzten Monate habe ich noch mehr als sonst mit Rollenspielen zugebracht. Darunter befanden sich auch wieder einige Perlen von Falcom, deren Ys – und Trails – Titel ich in die letzten Jahre ins Herz schloss. Vor den Abenteuern des rothaarigen Adols und den spielbaren Romanen der Trails -Serie schuf das Studio die Reihe Dragonslayer, aus der das Spiel Dragonslayer: Xanadu hervorging und dann 2005 mit dem Spiel Xanadu Next einen weiteren Ableger erhielt. Als schweigsamer Ritter sterbe ich und werde mithilfe mächtiger Magie ins Leben zurückgeholt. Jetzt muss ich mich auf die Suche nach mächtigen Artefakten machen und stark genug werden, um am Ende die Insel Harlech vor einem Dämonenkönig zu retten.

Xanadu Next hat einiges mit Ys: Oath in Felghana gemein. Beide sind Actionrollenspiele, beide haben eine simple, aber solide Handlung und in beiden stampfen einen Monster in Grund und Boden, wenn man sich nicht Zeit dafür nimmt, ein paar Level aufzusteigen. In allen anderen Bereichen unterscheiden sie sich allerdings komplett. Während mich die Musik der Ys – Spiele immer rockig dazu antreibt mich durch Horden von Monstern zu schnetzeln, ist in Xanadu Next alles etwas ruhiger und bedrohlicher. Außerdem sind die Monster hier nicht nur Kanonenfutter, sondern Kontrahenten, die nur mit den richtigen Waffen erschlagen werden können. Skelette sind zum Beispiel besonders anfällig gegen Streitkolben, aber wenn ich eine Waffe frisch in der Hand halte, macht sie immer noch weniger Schaden, als mein Kurzschwert, mit dem ich seit Beginn des Spiels drauflos schlage. Der Schaden einer Waffe steigt nämlich mit der Häufigkeit, mit der ich sie einsetze. Dadurch werden aber auch Skills freigeschaltet, von denen ich ebenfalls nur eine begrenzte Anzahl nutzen kann, wie zum Beispiel mehr Gesundheit oder Attribute, die mir das Tragen von Rüstungen erlauben, für die ich eigentlich noch zu schwach bin. Es gibt hier viel mehr zu beachten als bei Ys, weswegen das Spieltempo trotz vieler Kämpfe auch etwas langsamer ist. Das passt aber auch zur düsteren Atmosphäre, die sich auch in der Architektur und der, für damals, realistischen Grafik widerspiegelt. Die Welt ist ein bedrohlicher und düsterer Ort und mit gefundenen Steintafeln setze ich nach und nach die Geschichte der Insel Harlech zusammen. Es ist eine Geschichte der Missverständnisse und des Scheiterns, deren letztes Kapitel wir in diesem Spiel erleben. Das Ganze wird ohne Melodrama und mit schicksalsergebener Ruhe erzählt, was mich am Ende mit einem leicht melancholischen Gefühl zurücklässt. Dieses Gefühl macht Xanadu Next zu einem kleinen Schätzchen, das ich bestimmt noch einmal spielen werden. Nachdem ich verkraftet habe, dass man mir nach dem Durchspielen des Spiels eine niedrige Bewertung gab. Denn Spieler*innen die zeigen möchten, wie gut sie in diesem Spiel sind, werden am Ende nach ihrer Leistung bewertet, zu der es auch gut gehört das Spiel möglichst schnell zu beenden. So viel dazu, dass in Xanadu Next alles etwas langsamer ist…

 

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