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Währenddessen… (KW 15)

Währenddessen führt uns heute ins Frühmittelalter.

Niklas: Seit letztem Jahr bin ich wieder im König-Arthur-Fieber. Das liegt nicht nur daran, dass ich fleißig Pendragon spielte (obwohl es natürlich half), sondern weil ich auch endlich aktiv damit begonnen habe, ein Herzensprojekt von mir in Angriff zu nehmen. Dazu gehört viel Recherche, was bedeutet, dass ich viele alte Texte noch mal lese oder überhaupt lese. Bei manchen Klassikern wie Le Morte d‘Arthur von Thomas Malory stellen sich mir heute die Zehennägeln hoch, aber andere Sachen lesen sich immer wieder gut. Sir Gawain und der grüne Ritter (hier die deutsche Ausgabe, basierend auf der Übersetzung von J.R.R. Tolkien) liest sich sogar besonders gut.

Es ist einfach eine schön simple Geschichte um Leben, Tod, Moral und die Angst und warum sie so menschlich ist. Gawain ist auch kein leeres Blatt Papier, das nur kämpfen und höflich sein kann, sondern eben auch ein junger Mensch, der seinen Platz in der Welt noch finden muss. Ein bisschen übereifrig, sonst hätte er sich nicht dazu hinreißen lassen einem grünen Riesen die Rübe abzuhacken, ein bisschen blöd, sonst hätte er sich wirklich nicht dazu hinreißen lassen, einem grünen Riesen die verdammte Rübe abzuhacken. Aber er meint es gut. Auch der Handlungsort, eine magische Burg im Nirgendwo, ist so mysteriös wie immer; zwischen Gawain und der Dame des Hauses knistert es und auch, wenn ich kein Freund der ausführlichen Jagdbeschreibungen bin, fügen sie sich in das große Ganze ein. Es ist einfach eine schöne Geschichte mit starker Charakterisierung, in der jedes noch so kleine Detail stimmt und der/die unbekannte Verfasser*in genau zu wissen schien, wann sie aufhören mussten. Bedenkt man die oft chaotische Entstehungsgeschichte und episodenhafte Erzählweise anderer Texte der Arthur-Mythologie, ist das auf keinen Fall gegeben. Das Einzige, was mich bis heute stört, ist ein misogyner Ausruf Gawains am Ende der Geschichte, für den er allerdings auch zurechtgewiesen wird, was damals ebenfalls nicht gegeben war. Am Ende ist der Gawain in Sir Gawain und der grüne Ritter immer noch jung und genauso blöd wie viele Männer in seinem Alter. Er hat noch viel zu lernen, unser junger Ritter, eine Lektion die auch für mich nie alt wird, egal wie müde ich mich oft genug fühle.

Eine schöne Adaption des Stoffes war die wunderbare Version von Walter Pfau und Christopher Bünte, die ich vor Jahren rezensiert und inzwischen als einen meiner absoluten Lieblingscomics ins Herz geschlossen habe. Im Nachhinein habe ich den Comic auch zu niedrig bewertet. Nun ja, ich habe wirklich immer noch viel zu lernen. Genau wie Gawain.

Den Comic kann man noch im Kwimbi-Shop kaufen, die deutsche Übersetzung von Sir Gawain und der grüne Ritter ist auch weiterhin im Buchhandel erhältlich.

 

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