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Währenddessen… (KW 9)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Mutig ein Film, der seinen Star hässlich und unsympathisch sein lässt. Kirk Douglas in „Die Wikinger“ (1958)

Christian: Einar, der Wikinger, war weit gekommen. Nur eine hochgezogene Zugbrücke hinderte ihn noch, Rache an dem englischen König Ælle zu üben und Prinzessin Morgana in seine Hände zu bekommen. Aber selbst eine hochgezogene Zugbrücke ist für den finsteren Wikinger kein Hindernis. Jetzt beginnen seine Leute vorzupreschen und je nur eine Axt ins Holz der Zugbrücke zu werfen – und dann, als endlich genügend Äxte im Holz stecken, kommt Einar (Kirk Douglas) herangewetzt, springt über den Graben, hält sich am untersten Axtstiel fest und arbeitet sich entlang den Äxten nach oben, bis er, oben angelangt, die Kette der Brücke lösen und die Brücke nach unten ablassen kann. Ein wahnsinniger Auftritt.

Diese Szene aus dem Film Die Wikinger (1958) muss Hansrudi Wäscher schwer beeindruckt haben, denn er hat sie nur ein paar Jahre später in seinen Sigurd-Heften wieder aufgegriffen und variiert: Der Raubritter Laban ist von Sigurd aus seiner Burg ausgesperrt worden, was dieser jedoch nicht auf sich sitzen lässt. Laban nimmt sich eine Handvoll Speere, wirft diese ins Holz der Zugbrücke und macht seinerseits den Kirk Douglas. Als Sigurd das bemerkt, durchschlägt er die Kette der Zugbrücke und Laban stürzt in einen bodenlosen Abgrund. Dennoch übersteht der Fiesling auf unwahrscheinliche Weise den Sturz, was sogleich die zweite Wikinger-Anspielung nach sich zieht: Laban gibt vor, dass er nur durch die Kraft Odins überlebt hat. Von nun an wird er mit Drachenschiffen die Meere unsicher machen.

Manchmal haben die Schurken bei Wäscher die besten Szenen. Aus Sigurd 155 („Unwiderbringlich verloren“, Walter-Lehning-Verlag 1964)

Die Zugbrückenszene ist aber nicht die einzige Szene aus dem Film Die Wikinger, die man in Sigurd in neuem Gewand wiederfindet. Ebenso eindeutig greift Wäscher eine Szene auf, in der Kirk Douglas mit drei gezielten Axtwürfen – einer davon besonders herausfordernd, da quer zu werfen – eine Frau aus einem barbarischen Pranger befreit. Die gleiche Prangerkonstruktion und die gleiche Wurftechnik finden sich in der Sigurd-Episode „Für Fürst Friedrichs Leben“, nur dass sich Sigurd nicht für eine gefallene Frau einsetzt, sondern für das Leben eines befreundeten Fürsten, der von seinen Feinden gedemütigt wird. Aber auch die Bilder von Drachenschiffen, die durch gefährliche Klippen manövriert werden und sich bei Nacht und Nebel konspirativ mit Ruderbooten treffen, hat Wäscher sich aus dem Kirk-Douglas-Film geliehen.

Die Wikinger ist ein beeindruckender Film, der auch heute noch überzeugt. Die Figuren sind für damalige Verhältnisse erstaunlich unmoralisch und die Schauwerte und zahlreichen Actionszenen auch heute noch beeindruckend. Es gibt nicht gerade wenige ausweglose Situationen: Sei es der Sturz in eine Wolfsgrube oder ein Marterpfahl am Strand, an welchem der Gefesselte nicht nur die steigende Flut, sondern auch noch Krebse zu ertragen hat, immer wieder aufs Neue gibt es Setpieces, die man auch von Wäscher her kennt. Außerdem ist Die Wikinger auch ein gefundenes Futter für jedes durch Ralf-König-Comics geschulte Auge. Ebenso wie zwei Jahre später in Spartacus spielt Tony Curtis in Die Wikinger den gut gebauten Sklaven – und in beiden Filmen bieten Curtis‘ knappes Höschen und seine strammen Oberschenkel exakt der Stoff, aus dem Paul Niemöser seine schwulen Schundromane strickt.

Alles in allem also nicht gerade wenig Gründe, sich Die Wikinger, diesen famosen Abenteuerfilm, endlich mal anzusehen. Einer der besten seine Ära, wie ich meine.

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