In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Ich liebe die New Gods seit Superman: The Animated Series. Vielleicht begann diese Liebe schon mit der schrecklich billigen Zeichentrickserie Super Friends, in der ich Oberbösewicht Darkseid zum ersten Mal sah. Jedenfalls hat mich meine Rezension zu Mister Miracle: Darkseid ist dazu motiviert, mir endlich mal die originalen Comics von Jack Kirby zu geben. Mein Band enthält die ursprünglichen elf Hefte der ersten Serie von 1971, die sechs Hefte der zweiten Serie von 1984 und die Graphic Novel Hunger Dogs von 1985. Mir gefällt weiterhin, wie Jack Kirby versucht hat, seinen eigenen, komplexen Mythos zu erschaffen, ein modernes Epos, das vor Ideen nur so strotzte. Die Zeichnungen des King of Comics sind nach über vierzig Jahren immer noch brillant. Bei Kirby sind Maschinen unförmig groß, die Monster noch größer und Kämpfe zwischen den Göttern titanische Konflikte, bei denen die Erde bebt und Sterbliche in Angst und Schrecken versetzt werden.
Und dann lese ich die Dialoge. Es wurden ja immer Witze darüber gemacht, wie schlimm sie sind, aber wie schrecklich sie am Ende wirklich sind, hätte ich mir nie vorstellen können. Außerdem: Ausrufezeichen! Viele, viele Ausrufezeichen!!! Erst 1984 werden Kirbys Figuren mal einen Punkt benutzen. Ansonsten wird wohl jeder Satz geschrien und möglichst dramatisch vorgebracht! Wie! Sollten! Leser*innen! Denn! Sonst! Wissen! Dass! Dieser! Comic! Es! Ernst! Meint!, ähm, meint?
Fairerweise wurden die Texte ab 1984 und vor allem in den Hunger Dogs besser. Diese letzte Geschichte zeigt auch, wozu die New Gods in der Lage gewesen wären, hätte man Kirby einfach machen lassen. Spielten die Hefte von 1971 noch in unserer Welt – scheinbar weil DC das verlangte – fand das Finale der Serie nur auf Apokolips statt und erzählt eine nachdenkliche Geschichte über den Unsinn des Krieges, die Gefahr von Massenvernichtungswaffen und wie viel schrecklicher die Zukunft sein wird. Selbst Darkseid gibt sich grüblerisch. Es gibt keine großen Kämpfe und das Ende war durchaus kontrovers, nach allem, was ich so lese. Aber mir gefällt, wie die Geschichte sich auflöst. Es passt zur unterschwelligen Philosophie der New Gods, dass Krieg letztendlich nur Schrecken und Zerstörung mit sich bringt, selbst wenn man sich kurzzeitig gegen Unrecht und Tyrannei auflehnt. Aus meiner Sicht, hätte die Serie hier beendet werden können und da das DC-Multiversum eh nur ein lapidar zusammengehaltenes Flickwerk ist, gehe ich einfach davon aus, dass Kirbys Finale Kanon ist und bin damit zufrieden.
Die New Gods sind immer noch ein kleines Juwel, das mit seinem Einfallsreichtum inspiriert und gleichzeitig dazu motiviert, an den eigenen Dialogen zu feilen, es sei denn man möchte eine Kirby-Parodie schreiben. Dann kann man ruhig mit Ausrufezeichen um sich werfen! Mein liebster Beitrag zum Epos stammt übrigens nicht vom King, sondern von Jim Starlin und Mike Mignola. Aber den stelle ich erst nächste Woche vor. Seid also gespannt, ihr Blätterer der bunten Bilderchen!!!!
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.
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