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Währenddessen… (KW 1)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Vor 18 Jahren, während eines Auslandsemesters auf der Isle of Man, hat mich eine High School-Lehrerin mal ironisch gefragt: „Und? Hattest du als Kind auch einen Action Man?“ Ganz klar, es ging darum, geschlechterspezifische Peinlichkeiten auf den Tisch zu legen. Mauern war nicht, also fragte ich, ob Action Man sowas wie eine Barbie-Puppe mit Muckis war. Ja, sowas hatte ich. Die Figur hieß „Big Jim“ und war von Mattel. (Und ich habe auch wirklich nicht lange damit gespielt. Honest injun.)

Kommen wir zu den guilty pleasures von heute. Letzten Sontag erst habe ich den zweiten Conan-Film Conan the Destroyer nach über 25 Jahren wieder angesehen. Arnold Schwarzenegger war damals ja sowas wie der fleischgewordene Big Jim. Im ersten Teil, von John Milius und Oliver Stone, durfte er ja noch viel Fell tragen, zudem war der erste Conan-Film vom Ansatz her grüblerisch und schwermütig wie Robert E. Howards Prosa. Arnies Muskeln waren auch nicht so ausdefiniert und aufpoliert. Alles in allem war Conan der Barbar der seriösere Film.

Conan der Zerstörer war im Gegenteil dazu kunterbunt, comichaft und cheesy. Auch fürs Drehbuch waren mit Roy Thomas und Gerry Conway diesmal comic-affine Autoren am Werk. Herausgekommen ist ein Film, an dem sich gut die Schwächen eines zu comicnahen Ansatzes erkennen lassen, denn was in den Comics glaubwürdig und stimmig ist, wirkt im Film oft fremd. Einen Spider-Man kann ich bis heute als Filmfigur nicht ernst nehmen, im Comic finde ich den Netzschwinger dagegen völlig akzeptabel. Bei Conan, wie er im zweiten Film gezeigt wird, ist das unglaubwürdige Element jedoch subtiler als in den gängigen Superheldenfilmen. Es ist schlichtweg das künstliche Aussehen des aufpolierten Muskelmanns ohne Körperbehaarung.

Für einen Comic gibt es die stillschweigende Vereinbarung zwischen Zeichner und Leser, dass ein Held so aussehen darf. Im Film wird das aber schnell zum Problem. Passend dazu entschied sich Regisseur Richard Fleischer für einen unernsten Ansatz, der in seiner Darstellung schon in den 80er-Jahren aus der Zeit gefallen wirkte und mit albernen italienischen Peplum-Filmen wie Ursus, Maciste oder Herkules mehr gemein hatte als mit dem ersten Conan-Film.

Aber ich mag den Film. Mir fällt kein anderer Film mit so schwerfälligen Schwertkampszenen ein, und doch reißen gerade die Kämpfe mit. Man spürt die schiere Masse, mit der die Kampfkolosse in dem Film aufeinanderprallen und miteinander ringen. Auch ist Arnold Schwarzenegger bei der Arbeit mit dem Breitschwert ein echter Hingucker. Wie er beeindruckend mit dem Schwert fuchtelt, muss ihm erst mal einer nachmachen. Weiters gefällt mir, wie der Film geschnitten ist. Das Zusammenspiel zwischen Musik und Action ist reinstes Barbarenballett. Überhaupt spielt Basil Poredouris Musik in den Conan-Filmen die eigentliche Hauptrolle. Sie ist die Klammer, die die beiden Filme zusammenhält. In meinen Augen ist der Soundtrack des zweiten Conan-Films einer der besten Soundtracks der 80er.

Man sollte diese Action-Man-Variante von Conan nicht mit den oft hervorragenden Savage Sword of Conan-Heften der 70er vergleichen, auch nicht mit den stilvollen Glénat-Alben, die derzeit bei Splitter erscheinen. Aber als guilty pleasure für einen verregneten Sonntagnachmittag ist der Film doch gut gealtert und macht immer noch Spaß. Die BluRay DVD enthält zudem zwei sehenswerte Interviews: eines mit dem Komponist Basil Poredouris, eines mit den Drehbuchautoren Roy Thomas und Gerry Conway.

Niklas: Ein weiteres düsteres Jahr ist vorbei und ich kann nicht voraussehen, wie schlimm sein Nachfolger werden wird. Was ich aber weiß ist, dass ich Spaß mit Die Rache von Captain Future hatte.

Dieser Roman ist ein kleiner Reboot der Pulp-Serie aus den 40ern, in der ein raumfahrender Supermensch mit einer bunten Truppe das Universum vor galaktischen Piraten, bösen Magiern und wahnsinnigen Wissenschaftlern rettet, ohne dabei seine moralischen Ideale zu vergessen oder psychischen Problemen zu erliegen. Autor Allen Steele hat diese Figur genommen und sie für das 21ste Jahrhundert modernisiert. Zwar ist Captain Future (nennt ihn bitte Curt, denn er mag diesen Spitznamen nicht) immer noch ein vollendeter Athlet und Wissenschaftler, aber da seine einzigen Freunde ein Roboter, ein Gehirn in einer Maschine und ein Android waren, weiß er noch nicht, wie kompliziert die menschliche Zivilisation ist und beginnt seine Heldenkarriere dementsprechend ungeschickt und naiv. Eine Menge auf die Mütze bekommt er in diesem actionreichen Abenteuer auch, aber mit viel Glück und Einfallsreichtum entwickelt er sich im Laufe dieser Geschichte zu der Heldenfigur, die ihres Codenamens würdig ist, egal ob er diesen nun peinlich findet oder nicht.

Mir gefällt an Die Rache von Captain Future, wie Steele sich eng an den Geist der Vorlage hielt, ohne dass die Geschichte dümmlich rüberkommt. Wie in den alten Heften dient der Plot mehr als Bühne für coole Szenen denn als Vehikel für tiefgehende Diskussionen über Politik und Philosophie. Die Frage ist nie, wie alles zusammenpasst (auch wenn alles zusammenpasst), sondern was als nächstes geschehen wird. Dadurch bleibt die Lektüre abwechslungsreich und da Steele hier und da etwas Humor einstreut, sind selbst die Schwachstellen der Geschichte im Sinne der Vorlage, wenn zum Beispiel alle Figuren kommentieren, wie unnötig kompliziert der Plan eines Bösewichts war. Als der größte Sprücheklopfer stellt sich allerdings Captain Futures Begleiter Grag heraus, ein intelligenter Roboter, über den sich im Original am meisten lustig gemacht wurde und der nun in Die Rache von Captain Future zum Gegenschlag ausholt, indem er seine vorurteilsbehaftete Umgebung mit trockenen Sprüchen in Verwirrung stürzt. Die Unterdrückten können sich also endlich mal wieder zur Wehr setzen, ohne dass es wieder Schläge und andere Misshandlungen hagelt (im Original war der arme Kerl ja nichts besseres als Captain Futures Sklave). Der Ton der Geschichte bleibt also leichtherzig und das Gute im Menschen (oder Roboter) wird belohnt, was ja auch angemessen zur Vorlage passt. Eine weitere Hommage an die alten Groschenhefte ist die Struktur der Kapitel, die immer wieder Informationen wiederholen, die man vorher schon kannte. Das war damals nötig, da Captain Future als Fortsetzungsgeschichte erschien und man nicht immer davon ausgehen konnte, dass alle Leser die vorherigen Teile gelesen hatten. Den nostalgischen Teil kriegt Die Rache von Captain Future also perfekt hin.

Und dann ist da noch das Szenario, das Steele mit wenigen aber präzisen Sätzen zum Leben erweckt. Indem er das Szenario an moderne wissenschaftliche Erkenntnisse anpasst, zaubert er vor dem geistigen Auge des Lesers diverse Menschenvölker hervor, die sich an die Lebensbedingungen ihrer Heimatplaneten angepasst haben und das Sonnensystem bunter und interessanter machen und es doch irgendwie schaffen, sich zusammenzuraufen. Das Andere ist nicht der Feind, es ist Teil des Alltags, dein Freund, dein Kollege und es hilft, die Zukunft für alle schöner zu gestalten. Und für den Erhalt dieser Vielfalt kämpft Captain Future hoffentlich nicht zum letzten Mal. Ich denke, dass Die Rache von Captain Future mir die unterhaltsamten Lesestunden des Jahres geboten hat. Bestimmt nicht die Tiefsten, aber ich hatte Spaß. Sehr viel Spaß. Manchmal ist es genug von einer besseren Zukunft zu träumen, selbst wenn der Ursprung dieser Träume aus muffigen Groschenhefte entstanden sind. Aber für die alten Pulps habe ich ja eh eine Schwäche.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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