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Batman – Pennyworth R.I.P.

Warum Neil Gaiman und Grant Morrison weniger mit diesem Band zu tun haben als Tom King und Eduardo Risso. Und warum das nicht schlimm ist. Ob Batman – Pennyworth R.I.P. wohl jeden Penny wert ist?

Dieser Sonderband enthält drei voneinander unabhängige Stories, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie sich um Bruce Waynes Butler drehen, vor allem die 48-seitige Titelgeschichte, die zuerst  in den USA im Februar 2020 unter dem Titel Batman: Pennyworth #1 erschienen ist.

Alfreds Tod (vgl. Bane City) hat in dem fragilen Superheldensozialgefüge von Gotham City eine klaffende Lücke hinterlassen, die auch rituelles Gedenken mit monumentalen Statuen nicht füllen kann. Beim Leichenschmaus im Anschluss an die Trauerveranstaltung kommen die Mitglieder von Alfreds Ersatzfamilie zusammen und versuchen mit gegenseitigen Erzählungen und Erinnerungen das schmerzhafte Loch zu stopfen. Der aufmüpfige Damian erinnert sich an einen nachsichtigen Aufpasser, Tim Drake an einen fürsorglichen Zuhörer, Barbara Gordon an Alfred als selbstlosen Begleiter und Dick Grayson an einen selbstkritischen Ratgeber in schweren Zeiten.

Abbildungen: © Panini Comics

Das Konzept erinnert an die zweiteilige Story Whatever Happened to the Caped Crusader? von Neil Gaiman und Andy Kubert (2009): Dort war Batman gestorben, und seine Gefährten (Begleiter und Widersacher) halten widersprüchliche Grabrede auf den verblichenen Helden. Die Pennyworth-Variante von Jamey Tynion IV. und Peter J. Tomasi ist längst nicht so humorvoll wie der Geneistreich von Gaiman. Auch die naheliegende Vermutung, eine Verbindung zu Grant Morissons Batman R.I.P. (2008) zu suchen, führt in die Irre. Hingegen hat die Idee, jede der Erinnerungen von einem anderen Zeichner*innen-Team gestalten zu lassen, wiederum einigen Charme.

Es folgt die Story „From the Diary of Alfred Pennyworth – A Batman Tale Like No Other“ aus Batman Annual 4 (2019). Wir werfen – erwartungsgemäß – einen Blick in Alfreds Tagebuch, in dem er – auch wenig überraschend – anstatt von sich selbst vorzugsweise von seinem prominenten Arbeitgeber, Schützling und Wegbegleiter erzählt: In sieben Episoden zeigen Szenarist Tom King sowie die beiden Zeichner Jorge Fornes und Mike Norton Batman beim Ultimate Fighting, Batman als Ermittler in einem Whodunit, einem Spionagefall, einem Melodram. King eilt durch die Genres, bis das Tagebuch schließlich in einem wilden Stakkato den Dark Knight als Tarzan-Verschnitt, Ritter, Footballstar, Dinoreiter (kein Tippfehler), Krokodilwrestler (nein, auch kein Tippfehler), Pirat oder Vampirjäger zeigt. Die letzte Seite endet mit einem 3×3-Raster mit schwarzen Textpanels, das Tom-King-Leser von Miracle Man (2017-18) oder The Sheriff of Babylon (2016) bekannt sein dürfte.

Der Abschluss, zwei Geschichten aus Batman Annual 3 (2020), setzt den verstorbenen Alfred als englischen Spion („Wer wagt, gewinnt“) in Szene bzw. schildert auf acht Seiten („Die Woche“), wie Alfred Bruce Wayne in den Anfangstagen von dessen Superheldenwerdung unterstützt hat. Beide Geschichten sind eher ein nettes Nice-to-have in dieser Zusammenstellung, wobei letztere allein wegen der Zeichnungen von Eduardo Risso sehenswürdig ist.

Sein Geld wert

7von10Batman – Pennyworth R.I.P.
Panini, 2020
Text: Tom King, James Tynion IV., Peter J. Tomasi
Zeichnungen: Jorge Fornes, Eddy Barrows, Chris Burnham, Marcio Takara, Diogenes Neves, David Lafuente, Sumit Kumar, Eduardo Risso, Mike Norton
Übersetzung: Ralph Kruhm
124 Seiten, Farbe, Softcover
Preis: 15 Euro
ISBN: 978-3741620065
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