Alle Artikel mit dem Schlagwort: fantastisch (9-10 Punkte)

Éloi

„Was für ein Abenteuer! Ein Kanake in Paris …“ – mit diesem verlockenden Versprechen stimmt der ambitionierte Naturforscher Pierre Delaunay den jungen Einheimischen Éloi darauf ein, als erster seiner Landsleute von Neukaledonien aus nach Frankreich aufzubrechen.

Weltraumkrümel

Mit seinem semiautobiografischen Werk Blankets  aus dem Jahr 2003 verzückte der US-amerikanische Zeichner Craig Thompson Leser und Feuilletons. Der nicht minder umfangreiche und ambitionierte Comic Habibi sorgte in der Folge ebenfalls für viel Aufsehen (darunter aber auch einige kritische Stimmen) und untermauerte den Stellenwert von Thompson als relevanter Künstler und Autor. Sein neues Projekt hört auf den schönen Namen Weltraumkrümel und setzt sich stilistisch wie inhaltlich völlig von den beiden genannten Büchern ab.

Ich bin Fagin – Die unerzählte Geschichte aus Oliver Twist

Wie funktioniert gute Charakterisierung in einer Geschichte? Charles Dickens wusste, wie das geht. Sein zweiter Roman, Oliver Twist, wimmelt nur so von überlebensgroßen, aber großartig ausgearbeiteten Figuren. Man denke nur an den Waisenjungen Oliver, der es wagt, im Waisenhaus einen Nachschlag einzufordern, oder an den jungen Taschendieb, der sich Artful Dodger nennt und der Oliver ins kriminelle Milieu einführt. Jede Gesellschaftsschicht ist bei Dickens durch pointierte Typen repräsentiert, das geht vom sozial engagierten Bürger hin zu bornierten und trägen Beamten, von Bediensteten, die sich ihr eigenes Überleben in der Hackordnung sichern müssen, bis hinunter zu den Prostituierten, den Räubern und den Gangstern. In Oliver Twist ist vor allem die Unterwelt in schillernden Farben gezeichnet. Sowohl der Räuber Bill Sikes als auch dessen Partner, der jüdische Bandenchef und Hehler Fagin, gehören zu den großen Schurkengestalten der Weltliteratur.

Lydie

Belgien in den 1930er Jahren: Eine an einer Hausfassade angebrachte Madonnenstatue erzählt uns, den Lesern, aus dem Off eine wunderschöne Geschichte, die sie von ihrer exponierten Stellung aus beobachten durfte. Dort, in der „Gasse des Babys mit dem Schnurrbart“ verlor einst die junge Camille tragischerweise ihr Kind bei der Geburt. Doch nur wenige Tage später verkündet die Mutter, dass ihre eigentlich tote Lydie zu ihr zurückgekehrt sei.

Schöne Töchter

Erinnert sich jemand an den großartigen Film Almost Famous? Er handelt von einem 15-jährigen Schüler, der eine Rockband auf Tournee begleitet, um eine Story für den Rolling Stone zu schreiben. Dieser Junge, William, ist eigentlich viel zu jung und nett für das, was er mit den Musikern erlebt, aber seine Distanz erlaubt ihm, deren oberflächliches Treiben zu durchschauen. „Du bist einfach zu süß für Rock’n’Roll“, sagt ihm in einer Szene das – ebenfalls noch minderjährige – Groupie mit dem Namen Penny Lane, eine junge Frau, die glaubt, in einer Welt zu leben, die nur aus Spaß und Party besteht, die tatsächlich aber nur benutzt und ausgenutzt wird. „Süß?“, meint der junge William, „Was heißt hier süß? Ich bin düster, mysteriös …“.