Comicfestival München 2025 – Ein Tag ist nicht genug

Es liegt ein Schatten der verpassten und der verspäteten Chancen über dem Münchner Comicfestival 2025. Und trotzdem ist das Festival noch so viel mehr.
Es liegt ein Schatten der verpassten und der verspäteten Chancen über dem Münchner Comicfestival 2025. Und trotzdem ist das Festival noch so viel mehr.
Früher, in unschuldigeren Jahren, hätte ich einen Comic wie Sláine – Die Hexenkönigin als Barbarencomic mit Anspruch gelesen. Heute wittere ich Politik mit manipulativer Schlagseite zwischen den Zeilen.
Christus is back – diesmal aber als Sidekick des Mittelklasse-Superhelden Sunstar, der mit dem Barmherzigkeits-Fetisch seines neuen WG-Partners nicht so gut zurechtkommt. Neugierig auf Second Coming von Mark Russell und Richard Pace? Zurecht!
Auch ein heißer Sommer in Mitteleuropa kann mit Kieron Dillens Zukunftsversion auf dem Merkur nicht konkurrieren. Die brandheiße Kriminalgeschichte von „Mercury Heat“ ist mit diesem Band abgeschlossen.
Menschen auf dem Mars sind ein alter Hut, aber auf dem Merkur? Kieron Gillen hat die Menschen dorthin geschickt, wo der Pfeffer wächst, wo kein Hahn mehr kräht, wo Fuchs und Hase nur „am Arsch die Räuber“ brüllen“ – willkommen bei Mercury Heat.
Schon als eine Gruppe Outlaws zu Anfang des Westerncomics Streets of Glory die beiden Brüder Pete und Frank attackiert, geht es grausam zur Sache. Ab dem Moment aber, als sich das Blatt wendet und der rettende Engel aus dem Hinterhalt die Outlaws allemacht, ist klar: Das hier ist Ennis-Gebiet. Anstelle von good and clean kills wird da schon eher mal einem der Unterkiefer weggeschossen, wonach der Getroffene allerdings noch ein paar Seiten lang durch die Gegend läuft und dabei zu verstehen versucht, was ihm jetzt gerade passiert ist. Ist das die „Neugier auf das Innere des Anderen“, von der der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger in seinen Essays über Splatter-Movies geschrieben hat?