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Parallel 1: New York, New York

Endzeitcomics haben derzeit Dauerhochkonjunktur: Naturkatastrophen und Zombies haben die atomaren Vernichtungsszenarien der 1970er Jahre erfolgreich abgelöst. Philippe Pelaez, Laval NG und Florent Daniel haben die Menschheit nun auf eine weitere Art zur Hölle gejagt.

Schon das Cover erinnert Cineasten voriger Generationen an das furiose twist ending im ersten Teil der Planet-of-the-Apes-Saga (1968), als Taylor (Charlton Heston) am Strand des von Affen besiedelten Planeten die Trümmer der Freiheitsstatue findet. Nun weiß er, dass er nicht (wie bislang suggeriert) mit seinem Raumschiff auf einem fremden Planeten gestrandet ist, sondern bloß die zukünftige Erde besucht hat.

alle Bilder © Splitter-Verlag

In Parallel verfolgen die Leser ein amerikanisches Einsatzteam auf einer vereisten, unwirtlichen und von zombieähnlichen Wesen bewohnten Planetenoberfläche und beobachten dessen Mitglieder beim mühsamen Überlebenskampf. Aber wie sind die dort hingekommen? In einem fernzukünftigen New York (2082) hat der Präsident der Vereinigten Staaten zuvor beschlossen, ein Raumschiff auszusenden, um erdähnliche und bewohnbare Planeten zu finden, weil die politische Situation das Ende der Welt befürchten lässt. Die Raumfahrer sind fündig geworden, aber zugleich weiß niemand, wo genau sie sich eigentlich befinden. Sie selbst ahnen zumindest: Dies ist kein sicherer Ort! Denn Zombie-Lookalikes bevölkern den Planeten, und ärgerlicherweise sind sie auch noch intelligent. Seltsamerweise ist ihre DNA der menschlichen nicht nur ähnlich – vielmehr sind sie identisch. Und als die Kolonistengruppe auf ihrer Flucht vor den Zombiehorden verfallene Bauwerke vorfindet, ahnen die Forscher das Schreckliche: Sie sind gar nicht in die Ferne des Alls gereist, sondern befinden sich in einer Art Paralleluniversum. Eine Rückblende ins Jahr 2070 enthüllt nun auch den Lesern, was geschehen ist: Als Folge einer politisch-militärischen Eskalation haben die USA einen Nuklearsprengsatz gezündet, der offenbar eine Spaltung der Universen zur Folge hat. Seitdem existieren zwei Erdplaneten parallel zueinander, allerdings mit großen Unterschieden im weiteren Geschehen: Denn während im einen Fall die weitere Eskalation durch die Ermordung des Präsidenten verhindert wird und somit wieder eine gewisse Normalität einkehrt, folgt im Paralleluniversum eine Spirale des biologischen Waffeneinsatzes. Die Russisch-Chinesische Allianz schlägt zurück, und am Ende der Konfrontation wird der Planet entvölkert sein, die überlebenden Bewohner entstellt. Die vermeintlichen Zombies des vermeintlichen Fremdplaneten sind die degenerierten Überlebenden der alten Heimat. Damit endet der erste Band.

Es ist bedauerlich, dass der twist nicht sonderlich subtil daherkommt, sondern jedem Leser schon nach wenigen Seiten unübersehbar wird. Dadurch gelingt nicht der eindrucksvolle Effekt, der Planet of the Apes einst so auszeichnete. Grafisch ist der Band reichlich unspektakulär: Die Zeichnungen von Laval NG sind ja ganz hübsch, aber diese breitschultrigen, kantigen Politiker mit Superheldengesichtern und Schurkenposen sind mir etwas zu stereotyp.

Parallel 1: Der Weltuntergang kann beginnen.

Die Ästhetik der Zeichnungen tritt gegenüber der Actionhandlung stark zurück, und der fremd-vertrauten Welt wird leider sehr viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt als der Figurenhandlung – wobei die Protagonisten noch keine besondere psychische Tiefe entfalten konnten. Eine interessante gestalterische Idee ist die Parallelerzählung der zwei alternativen Handlungen – jeweils rechts bzw. links auf jeder Doppelseite. Hier driften die beiden Welten allmählich immer weiter auseinander, und bleiben im Buchformat dennoch aneinander gebunden.

Dieser Band eröffnet eine vierbändige Serie, die nicht allzu stark beginnt, deren zweiten Teil ich mir dennoch ansehen werde. Trotz der Schwächen fasziniert das Setting, und ich bin neugierig, welche Ideen paralleler Handlungssequenzen die Autoren in den kommenden Bänden umsetzen werden.

Weltuntergang as usual

Parallel 1: New York, New York6von10
Splitter, 2017
Text: Philippe Pelaez
Zeichnungen: Laval NG
Farben: Florent Daniel
Übersetzung: Tanja Krämling
64 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3958395466
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