Fantasyserien gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Gerade im Comicbereich tummeln sie sich weiterhin mit Erfolg, und eigentlich ist das auch kein Wunder. Zum einen ist das Genre gerade sehr populär, was man nicht zuletzt am Erfolg der TV-Serie Game of Thrones bemerkt, zum anderen bietet der Comic gegenüber anderen Medien unbestreitbare Vorteile. Er kann einem Roman Bilder entgegensetzen und die geschilderten Welten sichtbar machen, ist aber im Vergleich zu Filmen sehr viel preiswerter zu produzieren.
Angesichts des nicht abebbenden Booms sowohl in bewegten und unbewegten Bildern als auch in Romanform wird es natürlich immer schwieriger, etwas zu erzählen, was der Leser noch nicht kennt. Zu sehr werden im Fantasy-Genre die Archetypen ausgeschlachtet, zu viel ist mittlerweile zum Klischee geworden.
Und doch gibt es immer wieder überraschendes. Galkiddek ist im Vergleich zum Gros des Genres sogar etwas Besonderes, da der Autor Frank Giroud (Zehn Gebote) hier auf manches Klischee verzichtet. Das tragische Ende von Éloée von Galkiddek hat ihren Gatten an den Rand des Wahnsinns geführt. Als er eines Tages eine Statue mit dem Gesicht seiner Geliebten entdeckt, will er um jeden Preis den Bildhauer finden. Und wenn er dafür ein anderes Königreich erobern muss.
Die Ausgangslage ist schon ungewöhnlich: Ein Aspekt, der Fantasystories meist nur zusätzliche Würze verleiht, nämlich die Liebe, wird hier in den Vordergrund gestellt. Nahezu alles geschieht im Namen der Liebe. Es ist allerdings unklar, wer hier eigentlich der Held ist, da auch der Schurke seine Tragik besitzt. Aber kann man hier eigentlich von Gut und Böse reden? Der „Held“ begeht grauenvolle Taten, aber aus Motiven, die beim Leser mehr Mitleid denn Entsetzen hervorrufen. Es gibt auch niemanden, der sich ihm entgegenstellt. So kann man auch nicht vom klassischen Schema „Gut gegen Böse“ sprechen.
Zudem entfällt hier auch die klassische Quest, welche erst die Unterbringung der archetypischen Elemente des Genres erlaubt. Archetypen kommen zwar vor, aber mit umgedrehten Vorzeichen. So ist der weise Alte offenbar nicht der Helfer des Helden, sondern führt im Hintergrund eigene Pläne durch. Hauptthema ist dabei die Liebe, welche oft genug zu Wahnsinn führt, wobei Giroud hier indirekt auch eine klassische griechische Sage aufgreift. Die Rede ist vom Bildhauer, der sich in seine Schöpfung verliebt. Angereichert wird das mit einem starken Elektra-Komplex bei einer weiteren Hauptfigur. Psychoanalytisch gesehen darf man sich hier also durchaus austoben.
Das ist alles durchaus interessant, aber leider auch nicht zwingend mitreißend, da unklar bleibt, auf wessen Seite sich der Leser eigentlich stellen soll. Diese Indifferenz hält einen bei der Lektüre immer auf Distanz. Die Zeichnungen von Paolo Grella sind glatt und gefällig ausgefallen, er hat aber ab und an auch ganz gute Ideen. Das letzte Quäntchen fehlt der Serie bislang, weswegen man den ersten Band als sehr solide bezeichnen kann. Luft nach oben bleibt aber noch.
Galkiddek vermeidet Klischees und Archetypen und bürstet sie gegen den Strich, lässt den Leser aber etwas orientierungslos zurück.
Splitter Verlag, 2017
Text: Frank Giroud
Zeichnungen: Paolo Grella
Übersetzung: Swantje Baumgart
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN:978-3-95839-467-4
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