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Die Legende der scharlachroten Wolken – Izunas 1

Mit dem ersten von zwei geplanten Bänden beginnt Izunas, ein neuer Zyklus der Reihe Die Legende der scharlachroten Wolken, der auch ohne Vorwissen zu lesen ist. Es beginnt eine eigenständige Geschichte, die hier auftretenden Figuren werden auch generell eingeführt, so dass nur versierte Leser einen Zusammenhang erkennen mögen. Man kann also auch als Neuling unbesorgt zugreifen.

© Splitter Verlag

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Oft ist es schwierig einen Zugang zu Stoffen zu finden, die sich der Folklore eines entfernten Kulturkreises bedienen. Man kann manches nicht zuordnen und gerade in folkloristischen Überlieferungen kommt die Geisteshaltung einer Epoche und ihrer Gesellschaft besonders zum Tragen. Was historisch gesehen schon schwierig ist, wird durch eine fremde Kultur noch erschwert. Andererseits ist gerade dies eine perfekte Gelegenheit, sich mit anderen Formen, Traditionen und Glauben vertraut zu machen. Hier ist es übersichtlich und schön gestaltet. Wenn man sich erst mal auf die Story eingelassen hat, die man heute als Fantasy bezeichnen würde, aber die Legenden über die japanischen Naturgeister aufgreift, liest man einen graphisch sehr schön gestalteten Band.

Die „Izunas“ sind Naturgeister, die aufgrund eines magischen Schleiers, dem Kamigakushi, vor den Augen der Menschen verborgen sind. Ihre Aufgabe ist es, den Lebensbaum zu schützen, der immer wieder Ziel von Angriffen dunkler Dämonen ist. Eines Tages jedoch wird ein Menschenkind aus dem Baum geboren, welches die bisherige Ordnung stört. Zudem wird der Schleier brüchig und man versucht alles, um dahinterzukommen, was das zu bedeuten hat.

© Splitter Verlag

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Was an der Dramaturgie auffällig ist, ist ihre Richtungslosigkeit – was nicht den Autoren anzulasten ist, sondern durchaus so gewollt ist. Man fragt sich als Leser beständig, wohin hier die Reise wohl gehen mag. Und das erhöht die Spannung, auch weil man so wenig weiß wie die Protagonisten. Natürlich ist manches davon bekannt, denn es treten gleich mehrere Archetypen auf. Doch ist alles ein einziges Rätsel, und die Figuren machen sich mit dem Leser auf, dieses zu lösen.

Der Italiener Saverio Tenuta, der den ersten Zyklus noch selbst geschrieben und gezeichnet hatte, holte sich für die Fortsetzung Unterstützung von Co-Autor Bruno Letizia, als Zeichnerin wurde Carita Lupatelli an Bord geholt. Man staunt, wenn man hört, dass dieses Album ihr Seriendebüt ist. Zwar bekam sie Unterstützung beim Storyboard, aber typische Anfängerfehler sind hier nicht zu finden. Kitsch vermeidet sie sorgsam, auch mithilfe von gelegentlichen ironischen Seitenhiebe, gerade in der Mimik. Die immer wieder auftretende Düsternis und auch zeitweilige Brutalität lässt alles weitab der Gefälligkeit rangieren. Zudem gelingen gerade in den Actionszenen einige Anspielungen auf die japanische Kunst, insbesondere in der Darstellung von Schlachtszenen. Die Kolorierung ist sehr satt und stimmungsvoll und kommt auf dem Hochglanzpapier voll zur Geltung.

Ein faszinierender Einstieg, dessen Richtungslosigkeit Programm ist, dessen Zeichnungen aber zu fesseln wissen.

7von10Die Legende der scharlachroten Wolken – Izunas 1: Kamigakushi
Splitter Verlag, Dezember 2014
Text: Saverio Tenuta, Bruno Letizia
Zeichnungen: Carita Lupatelli
Übersetzung: Tanja Krämling
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-014-0
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