Das Jaulen der Wildnis ist bereits der sechste Band der erfolgreichen Kindercomicserie von Zeichner und Autor Dav Pilkey. Dog Man ist ein Hund, dessen Kopf auf den Körper eines Polizisten genäht wurde. Von da an ist er in der Lage, Verbrechen aufzuklären, während er jedoch damit zu ringen hat, dass er nicht immer ein guter Junge ist. In Band 6 kommt noch dazu, dass jemand ihm Verbrechen anhängt, die er eindeutig nicht begangen hat. Jetzt müssen Dog Mans Freunde ran, um seinen Namen schnell genug reinzuwaschen, damit der Polizist mit der Schlabberzunge rechtzeitig zur Premiere seines eigenen Films erscheint.
Die Aufmachung des Comics richtet sich klar an Kinder im Grundschulalter. Die Handlung ist einfach zu verfolgen, die Texte sind leicht leserlich und der Panelaufbau ist ebenfalls nicht komplex. Clever ist auch, dass Pilkey im Vorwort seine beiden Helden George und Harold aus Die Abenteuer des Captain Underpants zu Wort kommen lässt. Die beiden tun darin so, als wäre Dog Man ihre eigene Erfindung, also ist es nicht nur eine Geschichte für Kinder, sondern auch eine von Kindern. Das hört nie auf, charmant zu sein und deckt sich auch gut mit Pilkeys Ziel, dass er Kinder zur Kreativität ermuntern möchte.
Der Einstieg in die Geschichte ist erstaunlich einfach, obwohl es schon der sechste Band einer laufenden Serie ist und sich auch auf andere Bände bezieht. Eine gut gemachte Einführung erklärt die wichtigsten Eckpunkte nochmal, dann steigt der Comic gleich in die Story ein. Diese wird flott und mit viel Humor erzählt. Viele Witze drehen sich darum, dass Dog Man immer noch ein Hund ist. Wenn er zum Beispiel einen leckeren Brief oder eine Knetfigur sieht, muss er sie einfach fressen. Er muss, er kann wirklich nicht anders, alles andere wäre gegen seine Natur. Erstaunlicherweise wird das nicht alt, was auch daran liegt, dass die Figur nicht gemein wirkt, sondern einen sympathischen Charakter besitzt. Mit Toilettenhumor hält sich Pilkey in diesem Band zurück, nur zweimal muss Dog Man sich übergeben, wobei das zweite Mal sogar den Tag rettet. Es hat also wenigstens Bezug zur Handlung. Trotzdem hätte Dog Man das gar nicht nötig, da Pilkey eine nette Erzählung über Vorurteile und ungerechte Verurteilungen erzählt. Natürlich alles immer albern und übertrieben erzählt – schließlich wird Dog Man ja eigentlich von zwei Fünftklässlern geschrieben – aber es ist trotzdem schön, wie er das Ganze aufbaut.
Ein hübscher Nebenstrang ist auch der Versuch von Dog Mans Erzfeind Petey, eine nettere Person zu werden. Er war lange Zeit ein Superschurke und deswegen gelingt ihm das am Anfang recht schlecht. Trotzdem lernt Petey, dass man nicht gleich aufgeben darf, was ebenfalls eine gute Lektion für Kinder ist. Jeder scheitert, am Ende zählt aber, dass man es immer und immer wieder versucht. Die Szenen zwischen Petey und seinem Sohn, der an das Gute in seinem bösen Vater glaubt, sind auch mein Highlight des Bandes.
Die Zeichnungen sind zweidimensional und kindlich. Alle Figuren haben übertriebene Proportionen und eine einfache Mimik, aber bewegen sich trotzdem dynamisch. Sie sehen, anders lässt es sich nicht beschreiben, wie die Zeichnungen eines jungen Kindes aus, das vielleicht noch nichts von Perspektiven weiß, aber schon gelernt hat, wie man spannende Szenen aufbauen kann und irgendwie auch einen Film mit Knetfiguren im Hintergrund einzubauen weiß. Das ist schon wieder Kunst, wenn Pilkey bewusst so zeichnet, als wäre es von Anfängern gemacht worden, aber gleichzeitig das Handwerk beherrscht, um einen guten Comic abzuliefern.
Dog Man wird als stabiles, kleines Hardcover veröffentlicht. Die Übersetzung von Gerda Maria Pum ist ausgezeichnet, da sie den richtigen Ton zwischen kindgerecht, aber nicht herabsetzend trifft.
Das sechste Abenteuer eines sehr guten Jungen
adrian Verlag, 2020
Text und Zeichnungen: Dav Pilkey
Übersetzung: Gerda Maria Pum
224 Seiten, Farbe, Hardcover
Preis: 9,99 Euro
ISBN: 9783947188901