In der schwer greifbaren Grauzone zwischen Kindercomic und Kunstcomic bewegt sich die neue Comicbuchserie Der Ausflug vom Autorenduo bachwald (das sind Julian Fiebach und Benjamin Gottwald). Völlig ohne Worte entspinnen die beiden eine recht eingängige, wenn auch weitgehend sinnfreie Erzählung über zwei menschlich dargestellte Vogelwesen, die eine kleine Insel bewohnen und ein recht zufriedenes Leben führen. Außer diesem Pärchen gibt es noch eine freche Möwe, die stets etwas auf Distanz bleibt, aber regelmäßig versucht, den beiden Bewohnern das Essen zu stehlen.
Diese mehr oder weniger friedliche Koexistenz wird gestört, als die beiden Bewohner eine Flaschenpost finden, in der sich eine geheimnisvolle Samenkapsel befindet. Sie graben diese Kapsel ein, woraufhin tags darauf eine große Pflanze auf der Insel zu wuchern beginnt. Die Pflanze wächst alsbald bis zum Mond, was das zarte Gleichgewicht auf der Insel stört. Anlass genug für die beiden Bewohner, in See zu stechen und sich mit ihrem Schiff auf eine abenteuerliche Reise zu begeben. Fortsetzung folgt.
Der Plot von Der Ausflug ist völlig minimalistisch, doch ist in diesem Comic weniger wichtig, was passiert, als vielmehr, wie es erzählt wird. Die mit einfachem Strich gestalteten Männchen strahlen eine enorme Lebendigkeit aus und die Szenen sind mal temporeich, mal gefühlvoll gestaltet. Das ist grafisch ansprechend, aber unterm Strich doch recht inhaltsarm. Dem Fan von Kunstcomics wird’s gefallen, aber auch der Alltagsleser darf durchaus einen Blick riskieren, denn die Erzählung fließt flott, nachvollziehbar und durchaus amüsant vor sich hin.
Die Verarbeitung des Buchs ist, wie immer bei Jaja, tadellos und die Aufmachung lädt zum Blättern ein. Natürlich bleibt der belanglose Schabernack, den die Männchen auf ihrer Insel treiben, Geschmacksache, aber die flächigen Farben, die die Bachwald-Jungs dafür verwenden, sind ein echter Knüller. Welche Tageszeit gerade auf der Insel herrscht, wird alleine über wechselnde Farben erzählt, d.h. wenn die Stimmung der Erzählung es erfordert, ändert sich der Farbton und setzt den jeweils benötigten Akzent. Insgesamt wirkt der Serienbeginn wie eine Demonstration dessen, was mit einfachen Linien, einer sehr reduzierten flächigen Farbpalette und ohne Worte möglich ist.
Verspielt und hübsch gemacht. Der Comic selbst bleibt Geschmacksache.
Jaja Verlag, 2015
Zeichnungen: bachwald (Julian Fiebach und Benjamin Gottwald)
72 Seiten, farbig, Softcover
Preis: 14 Euro
ISBN: 978-3-943417-71-5
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