„Als Creepypasta bezeichnet man eine Grusel- oder Horrorgeschichte, die im Internet verbreitet wird. Das Wort Creepypasta kommt aus dem Englischen und entstand durch Kombination von creepy (gruselig) und Copy and paste, da die Geschichten durch Kopieren weitergegeben werden. Themen von Creepypastas sind oft fehlerhafte oder verfluchte Spiele oder Computerdateien, Serienmörder, Geisteskrankheit, übernatürlichen Wesen, okkulte Rituale, wissenschaftliche Experimente, verlorene Folgen bekannter Serien oder mysteriöse und seltsame Ereignisse.“
(Wikipediaeintrag, 29.12.2019)
In Creepy Past, einer sechsteiligen Miniserie, die 2018 im italienischen Bonelli Verlag erschienen ist, finden die Creepypastas nun ihren Weg in den Comic. Darin geht es, ganz grob zusammengefasst, um ein Institut für Schlafforschung und dessen Insassen, sowie die düstere Vergangenheit eben dieses Instituts – deshalb auch der Titel. Vielleicht ist mit „Creepy Past“ aber auch die düstere Vergangenheit der Institutsinsassin Ester gemeint, die sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen ins Institut einweisen hat lassen, weil sie dort das dämonische Wesen „Slasherman“ vermutet. In einer ihrer Creepypasta-Stories, die sie ins Internet gestellt hat, hat eben jener Slasherman vor Jahren Esters Freundin Alina nach einer spiritistischen Seance in eine fremde Dimension entführt. Wie viel davon wahr ist? Ester ist eine notorische Lügnerin, aber ihre Creepypastas haben die Eigenschaft, wahr zu sein – oder zu werden.
Damit ist die Erzählung zunächst einmal reichlich undurchsichtig , zumal ständig neue aufregende Dinge passieren. Aber auch der Hauptprotagonist Qiro muss sich nach und nach in die Geheimnisse des Instituts hineinarbeiten. Mit ihm lernen wir das Geheimnis und seine Hintergründe sehr scheibchenweise kennen. Vorgeblich soll Qiro ja wegen seines Tinnitus vom Institut behandelt werden, bald stellt sich jedoch heraus, dass Qiro eingewiesen wurde, weil er sich in bestimmten Erregungszuständen in ein wolfsähnliches Monster verwandelt, das der gleichen Paralleldimension zu entstammen scheint wie der Slasherman. Und auch die anderen jungen Menschen im Institut scheinen die Wirte von Monstern zu sein, die in ihnen schlummern – das Institut untersucht tatsächlich nämlich etwas ganz anderes als das Schlafverhalten von Jugendlichen.
Geheimnisse über Geheimnisse tun sich auf, so dass die größte Enttäuschung eigentlich diejenige ist, dass nach nur sechs Kapiteln bereits wieder Schluss sein wird mit dieser Miniserie – drei davon liegen mit dem vorliegenden Band vor. Das Institut und dessen Bewohner hätten durchaus das Potenzial für eine längere Serie.
Der Autor dieser jugendfreien Horrorserie, Bruno Enna, ist hierzulande bisher vor allem mit seinen Alternativwelt-Disney-Stories der Reihe Micky X sowie den recht originellen Stories um den Agent DoppelDuck positiv aufgefallen. Das Artwork stammt im ersten der drei vorliegenden Kapitel vom überaus talentierten Giovanni Rigano (Monster Allergy), der mit Illegal, der Geschichte eines afrikanischen Flüchtlingskindes, bereits bewiesen hat, dass er auch im realistischen Fach ein versierter grafischer Erzähler ist. In Creepy Past bedient er sich eines konventionellen, aber gut eingesetzten Stils, der den Look von Kim Possible mit der Optik eines Todd McFarlane kreuzt. Das ist tatsächlich sehr schön anzusehen. Die Zeichner Federico Nardo und Alberto Zanon, die in den folgenden Kapiteln den Zeichenstift übernehmen, stehen dem in Sachen Dynamik in nichts nach, so dass in seiner Gesamtheit ein recht stimmiges Comicpaket vorliegt.
Jugendfreier Horror über ein geheimnisvolles Institut. Viele Monster.
Dani Books, 2019
Text: Bruno Enna & Giovanni di Gregorio
Zeichnungen: Giovanni Rigano, Federico Nardo, Alberto Zanon
Übersetzung: Jano Rohleder
208 Seiten, Farbe, Softcover
Preis: 16,99 Euro
ISBN: 978-3959560344
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Anmerkung der Red. (31.12.2019): In einer ersten Version des Artikels wurden Rigano die ersten zwei Kapitel zugeschrieben. Tatsächlich hat er nur das erste Kapitel gezeichnet.
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